Auftaktversammlung

Startschuss fürs Repair-Café gefallen

Einrichtung öffnet ab September ihre Tür und will der Wegwerfmentalität entgegenwirken

Von 
Peter D. Wagner
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Mit einer Auftaktversammlung wurde ein neues Reparatur-Café in Lauda-Königshofen öffentlich ins Leben gerufen. Das Projekt ist eine Kooperation zwischen dem Klimaarbeitskreis Lauda-Königshofen und der Futurelabs gGmbH. © Peter D. Wagner

Lauda-Königshofen. Mit einer Info- und Auftaktversammlung wurde ein neues Reparatur-Café in Lauda-Königshofen öffentlich ins Leben gerufen. In den 27 EU-Staaten wanderten 2020 rund 4,7 Millionen Tonnen ausgedienter Elektro- und Elektronikgeräte in den Müll, in Deutschland landeten etwas mehr als eine Million Tonnen Elektroschrott in den Abfallsammelstellen (Quellen: Eurostat / Statistisches Bundesamt). Pro Kopf verursachte demnach jeder EU-Bürger im Jahr 2020 durchschnittlich rund 10,5 Kilogramm Elektromüll, wobei Deutschland mit 12,5 Kilogramm noch über dem EU-Durchschnitt lag.

Im Kampf gegen die Wegwerfgesellschaft haben sich in den letzten Jahren immer mehr sogenannte Reparatur-Cafés formiert, in denen gegebenenfalls Produkte einfach und kostengünstig repariert werden können statt sie wegzuwerfen und durch Neuanschaffungen zu ersetzen.

Vor diesem Hintergrund wurde jetzt auch in Lauda-Königshofen ein Reparatur-Café initiiert und gegründet – nämlich in einer Kooperation des relativ jungen Klimaarbeitskreises Lauda-Königshofen und der ebenfalls noch jungen Futurelabs gGmbH in der Korngasse in Lauda. „Zu den wesentlichen Zielen zählt, Müll zu reduzieren und CO2 einzusparen, denn eine Reparatur kann bis zu 24 Kilogramm CO2-Ausstoß vermeiden“, betonte bei der Info- und Auftaktveranstaltung Dieter Moll, Mitglied des Klima-AK Lauda-Königshofen und Mit-Initiator des Reparatur-Cafés.

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Unter anderem könnten viele Elektro- und Elektronikkleingeräte oder auch Textilien, Spielzeuge und andere Dinge ein längeres Leben haben, wenn manchmal nur eine Kleinigkeit repariert werden würde. „Aber in den meisten Fällen kommt es nicht dazu“, konstatierte Moll. „Die Kosten für eine Reparatur beim Fachhändler stehen oft (vermeintlich) nicht im Verhältnis zum Restwert, und so kauft man sich halt wieder ein neues Erzeugnis – mit allen Folgen für den Ressourcenverbrauch“.

„Das Reparatur-Café soll kein kostenloser Reparatur-Service sein, sondern eine gemeinschaftlich organisierte Hilfe zur Selbsthilfe“, stellte Moll klar. „Wenn jemand ein defektes Gerät hat, bringt er es nicht vorbei und holt es nach Reparatur wieder ab, sondern er bleibt während der Instandsetzung dabei und hilft soweit möglich mit“. Dabei stehe die Kommunikation ebenso als wichtiger Bestandteil dieser Einrichtung im Fokus wie das soziale Miteinander. Getragen werde das Ganze von ehrenamtlichen Mitarbeitern.

„Eigentlich müssen wir ja nicht das Klima schützen, sondern die auf der Erde lebenden Menschen, denn der Planet Erde kommt auch ganz gut ohne uns zurecht“, gab Moll zu bedenken. Deshalb seien auch die Müllvermeidung und Ressourcenschonung Themen des örtlichen Klima-AK. „Wir sind schon seit Mitte letzten Jahres auf der Suche nach geeigneten Räumen und nach einer entsprechenden Organisationsform zur Gründung eines Reparatur-Cafés“, berichtete er. Zunächst sei man mit der Stadt Lauda-Königshofen und Bürgermeister Dr. Lukas Braun sowie im speziellen mit dem Mehrgenerationenhaus und dessen Leiterin Karolina Podlech aussichtsreich im Gespräch gestanden. Allerdings habe es letztlich vor allem an den notwendigen Räumlichkeiten gehapert und sich beim Mehrgenerationenhaus gezeigt, dass die örtlichen Voraussetzungen nicht passten.

Als Dr. Gunther Wobser mit seiner Gründung der Futurelabs gGmbH auf den Plan trat, habe sich jedoch recht schnell herausgestellt, dass es hier zahlreiche Überschneidungen und wertvolle Synergieeffekte geben könnte. Nach Kontaktaufnahme habe Wobser schon bald „grünes Licht“ für eine Zusammenarbeit gegeben. „Seitdem sind wir insbesondere mit der Werkstattleiterin, Sophie Krimmer, in ständigem Austausch“, resümierte Dieter Moll.

Die Futurelabs gGmbH ist ein gemeinnütziges Unternehmen mit Sitz in Lauda-Königshofen. „Wir wollen die jungen Menschen aus den Schulen, Hochschulen und Unternehmen der Region dabei unterstützen, wichtige Schlüsselkompetenzen zu entwickeln, um sie für ihre Zukunft und berufliche Karriere zu stärken. In unserer Werkstatt können sich Jugendliche ab zwölf Jahren digital, kreativ und handwerklich ausprobieren“, beschrieb Sophie Krimmer die Ziele. „Darüber hinaus bauen wir ein regionales System auf, in dem wir Unternehmen vernetzen und mit den jungen Menschen in Kontakt bringen, um gemeinsam dem Mangel an Fachkräften entgegenzuwirken, damit die Region Tauberfranken insgesamt langfristig erfolgreich und attraktiv bleibt.“

Für das Reparatur-Café ist der tatsächliche Start nach den Sommerferien im September geplant. Zunächst ist vorgesehen, einmal im Monat an einem Wochentag (voraussichtlich Dienstag) zwei Stunden von 17 bis 19 Uhr diese Einrichtung im Futurlelab in der Korngasse zu öffnen.

Geklärt werden müssen noch Versicherungs- und Haftungsfragen. „Bei Reparaturen von Elektro- und Elektronikgeräten muss immer eine anleitende Fachkraft mit entsprechenden Fertigkeiten, Berufsabschluss oder zertifizierter Fortbildung vor Ort“, erklärte Moll. „Aber da sind wir in Zusammenarbeit mit Futurlelabs zuversichtlich, dass wir ebenso wie die anderen schon bestehenden ‚Repair-Cafés’ auch in Lauda-Königshofen entsprechende ehrenamtliche Mitarbeiter finden werden“ meinte Moll. Zusätzlich genährt wird die Zuversicht Molls und der weiteren Initiatoren, dass sich bereits bei der Info- und Auftaktversammlung fünf anwesende Interessenten für eine ehrenamtliche Mitarbeit und fachliche Betreuung bereiterklärten.

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