Lauda-Königshofen. Der Unmut so mancher Kunden der Sparda-Bank ist groß. Wer in den letzten Tagen in der SB-Stelle Geld am Automaten holen wollte, ging leer aus. Die Tür ist verschlossen, der Knopf zum Öffnen mit dickem Klebeband verdeckt. Der Raum im Laudaer Bahnhofsgebäude ist mittlerweile besenrein verlassen.
Die Kunden fühlen sich vor den Kopf gestoßen, weil sie nichts wussten. „Das ist doch keine Art und Weise“, moniert Rudolf Braun. Der ehemalige Lokführer aus Lauda nutzt seit vielen Jahren das Angebot der Bank und ist mehr als entrüstet. Von einer Information per Mail, auf die die Stuttgarter Zentrale der Sparda-Bank verweist, hat er noch nichts gelesen. „Bei mir kam keine Mail an.“ Und auch Bekannte, die ebenfalls Kunden sind, haben nie elektronische Post dazu erhalten.
„Man hätte die Kunden einfach per Brief anschreiben und einen Aushang im Raum des Geldautomaten anbringen können.“ An den Abbau des Kontoauszugsdruckers vor längerem hatte man sich gewöhnt, doch die Schließung der SB-Stelle ohne Vorlauf sorgt für Verärgerung.
Braun, der selbst Online-Banking nutzt, hatte sich die Mühe gemacht, in der Zentrale in Stuttgart nachzufragen. Doch dort hing er erst einmal minutenlang in der Warteschleife, um dann mehrfach zu einem Ansprechpartner weiterverbunden zu werden.
In Anspielung auf den Slogan der Bank meint er, weder fair noch freundlich behandelt worden zu sein. Denn auch auf seinen Hinweis, man hätte für die Kunden zumindest einen Briefkasten für Überweisungen lassen können, gab es keine befriedigende Antwort. Er verweist auf die vielen älteren Kunden, die teilweise auch aus dem Raum Wittighausen und Ahorn nach Lauda gekommen seien.
Immer informiert sein
Völlig überrascht
Auch bei der Stadt Lauda-Königshofen ist man verwundert und völlig überrascht über den raschen Auszug. Mit Schreiben vom 31. Mai wurde zum Jahresende das Mietverhältnis beendet. Dass bereits Mitte November alles dicht gemacht wird, hat selbst Bürgermeister Dr. Lukas Braun verwundert. „Es wurde auch der Stadt vorab nicht kommuniziert, dass die Sparda-Bank früher raus will“, heißt es aus der Stadtverwaltung. Seit mehreren Jahrzehnten sei die Bank im Bahnhofsgebäude ansässig gewesen.
Ein Zusammenhang mit der künftigen Brain-Station und dem damit verbundenen Verkauf der Liegenschaft wird im Rathaus nicht gezogen. Denn bei einem Eigentümerwechsel wäre auch der Mieter mit übernommen worden.
Auf FN-Nachfrage teilt die Sparda-Bank schriftlich mit: „Bargeld verliert immer mehr an Bedeutung. Ein Trend, der sich längst abgezeichnet und durch Corona weiter verstärkt hat. Das erkennen wir ganz deutlich an der stark zurückgegangenen Anzahl an Bargeldabhebungen an unseren Geldautomaten. Wie auch ganz konkret an der SB-Stelle in Lauda. Aufgrund der immer geringeren Bedeutung der SB-Stellen für die Bargeldversorgung unserer Kunden, schließen wir sukzessive verschiedene SB-Standorte.“ Die SB-Stelle in Lauda sei mit rund 700 Verfügungen im Monat die mit Abstand am wenigsten frequentierte in ganz Baden-Württemberg. „Aus diesem Grund haben wir uns dazu entschlossen, sie zu schließen.“
Bargeld könnten sich die Kundinnen und Kunden mit der Sparda Debit Mastercard zweimal pro Monat gebührenfrei an allen Bankautomaten in Euro im Euroraum und jederzeit an allen Automaten der Sparda-Bank in Baden-Württemberg auszahlen lassen, so Tina Epple von der Pressestelle. „Selbstverständlich zählen dazu auch Automaten anderer Genossenschaftsbanken oder Sparkassen“.
Zudem bestehe die Möglichkeit, sich „an vielen Bau-, Drogerie- und Supermarktkassen mit Bargeld“ zu versorgen.
„Unsere Kundinnen und Kunden können gebührenfrei und in nahezu allen Geschäften, Tankstellen, Hotels, Restaurants und Autovermietungen bequem bezahlen. Insgesamt mehr als 44 Millionen Stellen weltweit akzeptieren die Sparda Debit Mastercard. Dies ist ein zusätzlicher Vorteil der neuen Karte, den jede Kundin und jeder Kunde nutzen kann, aber selbstverständlich nicht muss“, heißt es in der Pressemitteilung weiter.
Für Kundinnen und Kunden, die bisher kein Online-Banking nutzen, bestehe die Möglichkeit, sich in einer Filiale oder telefonisch beraten lassen und sich hierfür zu registrieren. Man könne auch weiterhin seine Geldgeschäfte telefonisch oder postalisch tätigen, so die Sprecherin weiter.
Zur Information der Kunden heißt es in dem Schreiben lediglich, man habe „die tatsächlich recht geringe Anzahl an Kunden, die diesen Automaten nutzen, via Mailing informiert“. Antworten nach dem fehlenden Aushang bleibt die Bank schuldig – und auch in Bezug auf die Tatsache, dass die verärgerten Bankkunden überhaupt keine elektronische Post mit der Ankündigung der SB-Stelle erhalten haben.
Der Ärger ist beim ehemaligen Lokführer Rudolf Braun und vielen seiner Bekannten noch lange nicht verraucht. Nicht nur er überlegt sich, das Geldinstitut zu wechseln.
URL dieses Artikels:
https://www.fnweb.de/orte/lauda-koenigshofen_artikel,-lauda-koenigshofen-sparda-bank-hat-sb-stelle-im-bahnhof-in-lauda-geschlossen-_arid,1881327.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.fnweb.de/orte/wittighausen.html
Fränkische Nachrichten Plus-Artikel Lauda / Königshofen Sparda Bank in Lauda: Allein gelassen und abgehängt