Lauda. „Das letzte Forum war schon so lange her, diese lange Pause kann man nicht mal auf Corona schieben“, scherzte Bürgermeister Dr. Lukas Braun zur Begrüßung. 2017 hatte die Stadt zum bislang letzten Wirtschaftsforum geladen, ehe es nun zu einer mit etwa 30 Wirtschaftsvertretern gut besuchten Neuauflage kam. Energiewende und -erzeugung vor Ort waren die Themen, zu denen mehrere Referenten in Kurzvorträgen Möglichkeiten und Argumente präsentierten.
Mit dem Klimawandel ist es ernst
Jürgen Scheurer vom Solarcluster Baden-Württemberg verwies direkt zu Beginn auf aktuelle Ereignisse. 40 Grad in Spanien oder drohendes Niedrigwasser in deutschen Flüssen seien ein Zeichen dafür, dass es mit dem Klimawandel ernst sei und man mit dem Klimaschutz schnell vorankommen müsse.
Hierzu bedarf es nach Ansicht Scheurers „gigantischer Erzeugungskapazitäten“ im Bereich der erneuerbaren Energien, die jetzt zügig installiert werden müssten. Eine volle Ausnutzung bestehender Kapazitäten, unter anderem bei Gebäuden oder Verkehrsflächen, würde den Strombedarf Deutschlands vollständig decken können.
Darüber hinaus sei die Akzeptanz in der Bevölkerung gegenüber Photovoltaik (PV) höher als beispielsweise gegenüber Windrädern und günstig sei der so erzeugte Strom im Vergleich zu Marktpreisen auch, was den Unternehmen wiederum direkt zugute komme.
Mit einer eigenen Stromerzeugung lasse sich die Wettbewerbsfähigkeit steigern und eine Unabhängigkeit gegenüber dem Markt und seinen Strompreisschwankungen erreichen.
„Vor allem auf großen Industriedächern lohnen sich die PV-Anlagen, das ist ein großes Potenzial“, erklärt Energieexperte Scheurer.
Die Anmerkung eines Zuhörers zeigte allerdings ein Problem der PV-Bebauung auf: Es gibt zwar genügend Nachfrage, jedoch ein Problem auf der Angebotsseite. Er wolle eine Anlage installieren, bekomme jedoch kein Angebot. So würde guter Wille ausgebremst.
Große Wirtschaftlichkeit durch Photovoltaik
Jürgen Muhler von der Energieagentur Main-Tauber-Kreis erläuterte in seinem Vortrag die Erfahrungen mit Photovoltaik vor Ort. Es gebe grundsätzlich eine große Bereitschaft zur PV-Installation. Die von seiner Agentur durchgeführten Wirtschaftlichkeitsprüfungen ergäben in den allermeisten Fällen ein positives Ergebnis. Bislang wäre lediglich in zwei Fällen das Betreiben einer solchen Anlage als unwirtschaftlich zu sehen gewesen.
Sowohl Muhlers eigene Erfahrungen mit einer privat genutzten PV-Anlage als auch die allgemeinen Entwicklungen wie Elektromobilität oder Wärmegewinnung mittels Strom bringen ihn zu der Überzeugung: „Der Stromverbrauch wird zukünftig deutlich höher“. Regionale Energiegewinnung und Wertschöpfung durch die zu 95 Prozent recyclebaren Anlagen seien daher unabdingbar.
Neben der Stromerzeugung gewinnt auch der effiziente Umgang mit Ressourcen an Bedeutung, hier können Optimierungen den Firmen erhebliche Kosten einsparen. Um solches Optimierungspotenzial zu erkennen, gibt es mit dem Netzwerk der „Regionalen Kompetenzstellen Energieeffizienz“, kurz KEFF, Ansprechpartner für Unternehmen.
Sabine Worschek von der Regionalen Kompetenzstelle Heilbronn-Franken stellte den Unternehmen eine Möglichkeit vor, einen neutralen Überblick von außen in Sachen effizienter Ressourcennutzung vornehmen zu lassen.
Effizienz bringt Gewinn
Der „KEFF+“-Check hat das Ziel, kleine und mittelständische Unternehmen in Sachen Energie- und Ressourceneffizienz zu unterstützen und Einsparpotenziale aufzuzeigen. In dem für die Unternehmen kostenlosen Check werden nach einem ersten Gespräch bei Besichtigungen vor Ort die Betriebsabläufe beobachtet und unter Berücksichtigung der Ressourcennutzung auf Effizienz hin analysiert. „Materialeinsparungen sind Gewinnsteigerungen für die Unternehmen und helfen gleichzeitig dabei, die enkelfähige Welt von Morgen zu gestalten“, resümiert Worschek ihren Vortrag. Andreas Schneider von „Energiewelt Info“ gab noch einen kurzen Überblick über verschiedene Fördermöglichkeiten, die für Maßnahmen der Energieeffizienz vom Gesetzgeber zur Verfügung gestellt werden. Sie sollen Investments für Unternehmer interessanter machen.
Die Wirtschaftsvertreter zeigten sich interessiert an den vorgestellten Möglichkeiten und nutzten die Chance für Nachfragen sowohl während der Vorträge als auch in lockerer Runde im Anschluss. Die Bereitschaft, an klimafreundlicher Wertschöpfung mitzuwirken, scheint also durchaus vorhanden.
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