Caritas-Krankenhaus

Wunschmobil ermöglicht ganz besondere Stunden

„Hast du noch einen letzten Wunsch?“, diese Frage gewinnt bei sterbenskranken Menschen eine ganz andere Bedeutung. Damit aus ihren Wünschen noch einmal Realität wird, gibt es das Wunschmobil.

Von 
Simon Retzbach
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Ein beliebtes Ziel des Wunschmobils ist der Bad Mergentheimer Wildpark, der den Patienten oft ganz besondere Stunden ermöglicht. © Förderverein

Bad Mergentheim. Dieses Mobil ist Teil einer Reihe unterschiedlicher Hilfestellungen, die der Förderverein des Caritas-Krankenhauses den Patienten ermöglicht. Schwester Maria-Regina Zohner und Helmut Wolf kümmern sich zusammen mit dem Vorstand darum, solche Dinge zu ermöglichen, die von den Krankenkassen nicht finanziert werden.

2018 gestartet

Eines dieser Projekte ist das „Wunschmobil“. Bereits 2018 startete man mit einem Krankentransportwagen (KTW) des Roten Kreuzes damit, Patienten auf der Palliativstation letzte Wünsche zu erfüllen. „Immer wieder äußern die Patienten Sätze wie ’Ach, könnte ich nur noch einmal nach Hause’. Aufmerksames Personal informiert dann den Förderverein, damit eine solche Fahrt stattfinden kann“, erklärt die Vorsitzende des Fördervereins, Maria-Regina Zohner, das Vorgehen.

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Förderverein-Geschäftsführer Helmut Wolf nutzte die zahlreichen Verbindungen, die aus jahrzehntelangem Ehrenamt und Berufstätigkeit in der Pflege entstanden und organisierte das Wunschmobil samt ehrenamtlichem Team, das die angefragten Fahrten durchführt. Halter des Fahrzeugs ist das Rote Kreuz, das sich auch um die Instandhaltung des in markantem gelb lackierten Fahrzeugs kümmert.

Zu Beginn erhielt der Förderverein sogar einen regulären KTW zur Nutzung für die Fahrten, ehe der Verein mithilfe von Spenden ein neues, extra dafür vorgesehenes Fahrzeug erwerben konnte. Der Grundaufbau entspricht dabei weiterhin dem eines KTW, wurde jedoch mit verschiedenen Nachrüstungen versehen, um für den Transport schwerstkranker Menschen geeignet zu sein, ohne dabei das allzu nüchterne Design eines „normalen“ KTW zu haben. So ist ein DVD-Player montiert, mit dem auf der Fahrt Filme gesehen werden können. Circa eine Fahrt pro Monat absolviert der Förderverein mit dem Mobil zu Beginn, wobei Corona dem Ganzen lange Zeit einen gehörigen Strich durch die Rechnung machte. Erst im Vorjahr fanden wieder vermehrt Fahrten statt.

Auf Bedürfnisse eingehen

Hierbei gehen die Ehrenamtlichen genau auf die jeweiligen Bedürfnisse der Patienten ein. Je nach Zustand kann dieser liegend oder sitzend transportiert werden, auch Schmerzmittel steht bereit. Helmut Wolf nutzt im Vorfeld seine jahrzehntelange Erfahrung in der Pflege, um die notwendigen Entscheidungen in der Planung einer solchen Fahrt zu treffen.

Denn das Team der Fahrtenbegleiter, die immer zu zweit arbeiten, besteht zu einem großen Teil aus Menschen mit medizinischem Hintergrund. Ärzte, Krankenpfleger und Rettungskräfte ermöglichen die Fahrten mit bestmöglicher medizinischer Betreuung, die auf den Zustand des Patienten abgestimmt ist. Eines fällt jedoch auf: „Die Ärzte staunen immer wieder, dass wir viel weniger oder teilweise sogar überhaupt kein Schmerzmittel brauchen. Patienten, die auf der Palliativstation dauernd welches benötigen, sind bei uns beschwerdefrei“, erzählt Helmut Wolf, der auch selbst Fahrten übernimmt. Für Schwester Maria-Regina Zohner ist der Fall klar: „Die Freude, die unsere Patienten so erleben, pusht den Körper. Das hat definitiv einen Einfluss.“

Auch wenn Patienten kurz vor der anberaumten Fahrt doch noch verstorben sind, so sei ihnen in ihren letzten Tagen und Stunden die Vorfreude anzumerken gewesen. „Eine Frau, die in der Nacht vor der Fahrt gestorben ist, hat noch gesagt, dass wir ihr damit die Kraft zum Sterben gegeben haben“, erzählt Zohner.

Es ist sehr ergreifend, wie Wolf und Zohner von den Erlebnissen rund um das Wunschmobil sprechend. Die Fahrten, die meistens Orte im Main-Tauber-Kreis zum Ziel haben, sind nicht nur für die Patienten, sondern auch für deren Angehörige von großem Wert.

„Noch mal nach Hause und nach dem Rechten schauen“ ist ein häufig geäußerter Wunsch, dem das Helferteam nachkommt. „Da gab es eine 48-Jährige, die wollte noch einmal in die Wohnung und mit ihrem Mann sprechen. In der Klinik brauchte sie Sauerstoff, dort ist sie ohne die Treppen hochgestiegen“, erzählt Zohner. Danach sei sie glücklich und zufrieden mit einem letzten Blick auf das Taubertal wieder in die Klinik gefahren und kurz darauf verstorben.

Ein ebenfalls beliebtes Ziel ist der Wildpark. Das Team um Geschäftsführer Marcus Rügamer ermöglicht hier besondere Erlebnisse für die besondere Besuchergruppe. Für einen Mann, den Wölfe sehr faszinierten, verschob man die Fütterung auf die Zeit seines Besuchs außerhalb der regulären Öffnungszeiten. Als der schwerkranke Mann das Gehege erreichte, begann lautes Wolfsgeheul und sorgte für Begeisterung.

Faszinierend und ergreifend

Viele solcher faszinierenden und ergreifenden Anekdoten erzählen Maria-Regina Zohner und Helmut Wolf im Gespräch. Die Patienten seien oft wie ausgewechselt und spürbar vitaler, wenn der Termin für eine solche Fahrt festehe. Lediglich vier bis fünf Tage vergehen von der Meldung eines Fahrtenwunschs durch das Klinikpersonal bis zu einem konkreten Termin. Die Helfer koordinieren sich über eine Whatsapp-Gruppe, sagen die Fahrten mit kurzer Frist zu. Für die überwiegend berufstätigen Ehrenamtler nicht immer einfach.

Aber der Wert eines solchen Erlebnisses lohnt alle Mühen. Nicht nur für die Patienten selbst, auch für die Angehörigen verändere sich durch solche Erlebnisse die Trauerverarbeitung. „Im Sterben erleben wir das Leben neu“, erklärt Schwester Maria-Regina Zohner. Die Kraft der Freude sei etwas, das es auch für den Alltag zu verwirklichen gelte. „Durch Freude gewinnt man Lebenskraft. Wir sollten uns viel öfter nach unseren Wünschen fragen und diese auch umsetzen“, zieht sie ihr Fazit.

Redaktion

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