Bad Mergentheim. Sie sind ein bundesweites Phänomen und sorgen des Öfteren für Ärger: Die sogenannten „Elterntaxis“ sorgen auch in Bad Mergentheim für Probleme.
Gegen 8 Uhr startet der Tag noch gemächlich. Vereinzelt bringen Eltern ihre Kinder zum Kindergarten Maria Hilf, anfangs überwiegen noch Fahrräder und Fußgänger im Eingangsbereich des Kindergartens Maria Hilf.
Doch gegen 8.30 Uhr kommt plötzlich Bewegung in die Sache: Schlagartig und teils recht schwungvoll kommen mehrere Autos in die Marienstraße gefahren und halten auf neun Kurzzeitparkplätzen, die den Eltern zum Abliefern ihrer Kinder zur Verfügung stehen.
Auch wenn es an diesem Dienstag noch vergleichsweise ruhig zugeht: Man kann sich vorstellen, was an einem hektischeren Tag dort passiert. Denn trotz eher gemächlichem Eintrudeln sind die Parkplätze schnell voll und es kommt zu nicht-ordnungsgemäßem Parken abseits der markierten Flächen. Eine Mutter hält direkt in der Einmündung zur Marienstraße, lässt ihre Tochter auf der Straße aussteigen.
Tatsächlich ist die Marienstraße auf Höhe des katholischen Kindergartens gewissermaßen ein Flaschenhals: Durch die Kurzzeitparkplätze auf eine Spur verengt, darf hier nur von Mergentheim kommend aus der Würzburger Straße eingebogen werden. Auch von „oben“ aus dem Weberdorf kommend darf die Straße nicht durchgehend befahren werden, woran sich jedoch längst nicht alle Verkehrsteilnehmer beim Ansteuern des Kindergartens halten.
Diese Eindrücke bestätigen sich im Gespräch mit Catharina Röckel. Sie leitet den Kindergarten mit sechs Gruppen und über 130 Kindern. „Zu Stoßzeiten geht es wild zu“, bestätigt sie die Eindrücke bezüglich der Elterntaxis. Der Anteil an „Autokindern“, die also mit dem PKW zum Kindergarten gebracht werden, sei recht hoch. „Dazu kommt, dass die Eltern viel gestresster sind als früher, da die meisten berufstätig sind“, schildert die Leiterin ihre Eindrücke. Zwischen 7 und 9 Uhr sind die „Bringzeiten“ des Kindergartens, zwischen 8 und 8.15 Uhr erreiche die Situation laut Röckel ihren Höhepunkt. Da viele der Kinder auf dem Weg zur Arbeit zum Kindergarten gebracht werden, besteht oft keine Alternative zum PKW und auch Fahrgemeinschaften zur Reduktion der Verkehrsbelastung sind keine Option.
Passiert sei bislang glücklicherweise noch nichts, die teils unübersichtliche Situation birgt nach Ansicht der Erzieherin dennoch Gefahrenpotenzial. Teilweise würden Autos zur Umgehung des Einfahrverbots rückwärts durch die Marienstraße zum Kindergarten fahren, von der Würzburger Straße kommend die Kurve mit vergleichsweise hohem Tempo geschnitten und so das Risiko für oft vom Auto aus nicht direkt sichtbare Kinder erhöht.
Doch was könnte hier getan werden, um die Situation zu verbessern und die Sicherheit zu erhöhen? Catharina Röckel hat hier selbst nicht die perfekte Lösung parat.
Verschiedene Ideen
Sie bringt ein unmittelbar dort angebrachtes Schild mit Geschwindigkeitsbegrenzung auf Schrittgeschwindigkeit ebenso wie einen Zebrastreifen auf Höhe des Eingangsbereiches zum Kindergarten ins Gespräch. Auch ein Blinklicht im Übergangsbereich zum Kindergarten hält Catharina Röckel für denkbar.
Und der Kindergarten ist mit diesem Problem nicht alleine. Ebenfalls in der Marienstraße befindet sich mit der Grundschule St. Bernhard eine weitere Einrichtung, zu der kleine Kinder häufig mit dem PKW gebracht und auch wieder abgeholt werden.
Die Stadt Bad Mergentheim hat die Thematik rund um die Marienstraße auf dem Schirm. „Die Stadt kennt das Problem und war dazu mit dem Kindergarten bereits im Austausch. Das Grundproblem, dass zu viele Kinder mit dem Auto gebracht werden, kann sie allerdings nicht lösen. Natürlich ist die Notwendigkeit der Anfahrt mit dem Auto in einzelnen Fällen notwendig. Dafür sind die Park- und Zufahrtsstrukturen trotz der innerstädtischen Lage vorhanden. Es sind aber inzwischen schlicht zu viele Eltern, die ihre Kinder ausschließlich mit dem Auto holen und bringen“, erklärt Pressesprecher Carsten Müller auf FN-Anfrage.
Dabei gab es durchaus Überlegungen seitens der Stadt, die Situation durch Eingriffe zu verbessern. So stand beispielsweise im Raum, das Rechtsabbiegen vom Alemannenweg aus in die Igersheimer Straße zu erlauben, um so einen besseren Verkehrsfluss zu erhalten. „Solche Überlegungen mussten jedoch aus guten Gründen wieder verworfen werden, weil sie noch schwerwiegendere neue Verkehrsprobleme nach sich ziehen würden: Ein beständig kreisender Such-Verkehr von Autos um Maria Hilf herum würde die offiziellen Fußwege von Grundschülern unsicherer machen“, gibt Müller Einblicke in die städtischen Überlegungen.
Man habe seitens der Stadt auch konkrete Maßnahmen getroffen, beispielsweise eine eingezeichnete Sperrfläche im Einfahrtsbereich zur Marienstraße, um das Schneiden der Kurve zu unterbinden.
Bislang bleibt nur der Appell an alle Eltern, „wo immer dies möglich ist, Kinder zu Fuß oder mit dem Rad zur Kita zu bringen.“ Wer in den Stoßzeiten das Auto nutzt, solle gleich weiträumiger parken und zumindest das letzte Stück zu Fuß zurücklegen. So könne jeder einen Beitrag zur Entspannung der Situation leisten.
Mittel- bis langfristig gelte die mehrfach gemachte Zusage der Stadt, sich grundsätzlich für mehr Parkflächen im Bereich südlich der Altstadt einzusetzen – was aber ein ebenfalls komplexes und nicht einfach zu lösendes Thema ist.
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