Lauda-Königshofen/Tauber-Odenwald. Man kann ihr jedenfalls nicht vorwerfen, dass sie es nicht versucht hätte. Gerne wäre Dr. Christina Baum erneut in den Bundestag eingezogen, sie trat beim Landesparteitag in Ulm Anfang Oktober wieder für den achten Listenplatz an. Dieser hatte ihr 2021 ein Mandat im Bundestag gebracht.
Doch die Voraussetzungen waren dieses Mal andere als noch vor vier Jahren. Der als chronisch zerstritten geltende baden-württembergische AfD-Landesverband hat nun eine klare Ausrichtung, womit jedoch hauptsächlich eine Ausrichtung personeller Natur gemeint ist.
Die Stuttgarter Zeitung spitzt es in einem Kommentar prägnant zu: „Wer nicht spurt, der fliegt“. Und auf wen muss man nun hören, um nicht zu „fliegen“? Die Antwort ist eindeutig: In Baden-Württemberg ist mittlerweile alles auf Landeschefin Alice Weidel ausgerichtet.
Genau dieser Umstand wurde Baum nun zum Verhängnis. Sie galt dem Lager um Alice Weidel als nicht loyal genug. Dass Baum sich nicht zu einem Lager bekannte, machte sie selbst in einem online kursierenden Schreiben deutlich, in dem sie im Anschluss an den Landesparteitag eine Einschätzung zu den Vorkommnissen abgab.
Dort formulierte die Politikerin aus dem Main-Tauber-Kreis offene Kritik an den aktuellen Zuständen im Landesverband. „Voraussetzung dafür, dass jemand auf die Liste von Alice Weidel [...] kam, war ein absolutes Loyalitätsbekenntnis zu Alice Weidel. Besser gesagt, Anbiederung bis zur Unterwerfung“, schrieb sie. Eine „absolute Beleidigung für jeden Frei- und Selbstdenker“ sah sie darin und verweigerte demnach diesen ’Treueschwur’ zur Landesvorsitzenden.
Klare Verhältnisse auf dem Landesparteitag
Die Mehrheitsverhältnisse auf dem Landesparteitag waren allerdings klar pro Weidel. Sie selbst wurde zur Spitzenkandidatin gewählt, ’weidelnahe’ Kandidaten belegten auch die folgenden Plätze. Auf Platz acht verlor Baum dann überdeutlich gegen die Mittzwanzigerin Diana Zimmer aus Pforzheim. Zimmer verfüge „nicht ansatzweise über meine Qualifikation oder gar Kompetenz“, ätzte Baum hinterher gegen die Siegerin des Duells.
Die Zeit im Bundestag dürfte für Christina Baum also mit der Konstituierung des neuen Bundestags, der voraussichtlich im September 2025 gewählt wird, zu Ende gehen. Zuvor vertrat sie bereits fünf Jahre den Wahlkreis Main-Tauber im Stuttgarter Landtag.
Walldürner Johann Martel wird gewählt
Baum gilt als Anhängerin des mittlerweile formal aufgelösten Flügels um den Thüringer Landesvorsitzenden Björn Höcke. Dass die Beziehung zum Thüringer Rechtsaußen recht gut ist, zeigte auch ein gemeinsamer Bürgerdialog in Assamstadt im November 2022. Schon 2021 kam Höcke auf Betreiben Baums in den Main-Tauber-Kreis – zur Unterstützung Baums im Rahmen einer Kundgebung kurz vor der Bundestagswahl 2021.
Etwas bessere Aussichten dürfte ein anderes AfD-Mitglied aus der Region haben. Johann Martel aus Walldürn trat – mal wieder – zur Wahl an. Er hatte bereits 2021 für den Landtag und 2023 als Bürgermeisterkandidat in Walldürn kandidiert, jeweils erfolglos. Nun trat der Gemeinde- und Kreisrat bei der Landeslistenaufstellung an und wurde dank entsprechendem Treuebekenntnis zu Alice Weidel auf Platz 16 der Liste gewählt.
Einzug in Bundestag ist ungewiss
Der Einzug in den Bundestag könnte dennoch scheitern. Die AfD holte 2021 zwar bereits zehn Mandate in Baden-Württemberg und kommt in aktuellen Umfragen auf deutlich höhere Zustimmungswerte als noch 2021, durch die Wahlrechtsreform ist ein Einzug ins Parlament dennoch ungewiss. Der Bundestag soll von zuletzt 709 auf maximal 630 Abgeordnete verkleinert werden.
Gerne hätten die Fränkischen Nachrichten auch mit Dr. Christina Baum über die jüngsten Entwicklungen gesprochen. Steht nach ihrer deutlichen Kritik ebenfalls ein Parteiaustritt im Raum, wie dies bei ihrem ebenfalls abgewählten Bundestagskollegen Dirk Spaniel der Fall ist? Tritt sie dennoch als Direktkandidatin für den Bundestagswahlkreis Odenwald-Tauber an? Sieht sie in der AfD für sich noch eine politische Zukunft, beispielsweise bei den Landtagswahlen in 2026 als Kandidatin für den Wahlkreis Main-Tauber? Eine entsprechende Anfrage ließ die Bundestagsabgeordnete aus Lauda-Königshofen bis Redaktionsschluss unbeantwortet.
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