Lauda-Königshofen. Reihenweise Männer und Frauen in Kutten und schwarzen Bandshirts: Nach der Coronapause gab es dieses Bild wieder in Königshofen.
In der Tauberfrankenhalle fand vom 20. bis zum 22. April zum ersten Mal seit 2019 wieder das „Keep It True“-Festival statt. „Es ist quasi wie ein Neuanfang“, erklärte Veranstalter Oliver Weinsheimer. „Es war jetzt wirklich eine lange Vorbereitungsphase und eine sehr, sehr stressige Zeit“.
Im Zeichen harter Musik fand drei Tage das Festival statt, außerdem gab es am Mittwoch schon das Warm-Up in der Turnhalle von Dittigheim. Bis zu 3500 Zuschauer täglich durften über 30 Bands aus dem Metalbereich bestaunen.
Das Underground-Festival hat traditionell viele Heavy-Metal- und Power-Metal-Bands im Line-Up. Diese Besonderheit lässt Fans aus der ganzen Welt in den Main-Tauber-Kreis kommen: Es reisten Besucher aus Japan, Australien, Costa Rica, Nicaragua und vielen anderen Staaten weltweit an.
„Das ,KIT’ muss sich wandeln“
Ein Gespräch mit Oliver Weinsheimer, dem Veranstalter des „Keep It True“-Festivals.
Herr Weinsheimer, wie viele Stunden haben Sie in den letzten Nächten geschlafen?
Oliver Weinsheimer: Seit dem Warm-Up in Dittigheim am Mittwoch waren das etwa vier Stunden pro Nacht.
Was bedeutet Ihnen das „Keep It True“-Festival?
Weinsheimer: Wir feiern dieses Jahr Jubiläum: „Keep it True“ gibt es seit 2003. Zuerst wollten wir es in der Gerlachsheimer Halle veranstalten, aber sie war kurzfristig belegt. Die Stadt Lauda-Königshofen bot uns dann die Tauberfranken-Halle an, die ja – zum Glück – noch viel größer ist. Mit „KIT“ wollten wir Bands, die Anfang der 2000er Jahre in Deutschland nicht die Chance hatten zu spielen, zu Auftritten verhelfen. Ich lernte Tarek Maghary mit seiner Band „Majesty“ kennen, und wir beschlossen, einfach mal ein Konzert zusammen auf die Beine zu stellen. So wurde „KIT“ geboren.
Ich war schon immer ein Fan von Underground Heavy Metal, schrieb Anfang der 90er-Jahre für Fanzines und später für große Magazine. Diese Art Musik ist ist einfach meine Überzeugung – ich mag keinen Mainstream. Hier liebe ich das kameradschaftliche, familiäre, fast schon intime Zusammensein. Die Bands sind handverlesen, sie könnten auch alle auf meinem Geburtstag spielen. „KIT“ hat keinen kommerziellen Hintergedanken. Ich habe noch nie eine Band gebucht, die ich selbst nicht mag. Von Bookern bekomme ich stets unglaublich viele Bands angeboten, aber da bin ich resistent. Ich stelle das Programm wie einen Baukasten, wie eine Art Tetris, zusammen ,und so entsteht ein „KIT“-Festival.
Würden Sie es als Ihr „Baby“ bezeichnen?
Weinsheimer: Ja, ich bin stolz darauf. Als wir anfingen damals, erwarteten wir 200, 300 Leute. Doch bereits beim ersten Mal kamen an die 700 Fans. Vor dem zehnten Festival waren wir das erste Mal schon im Vorfeld komplett ausverkauft. Ein wichtiger Teil dieser Szene zu sein, ein Baustein, das macht einen schon stolz. Ich selbst möchte aber gar nicht im Scheinwerferlicht stehen. Ich halte mich lieber im Hintergrund, lasse die Bands scheinen und die Fans glücklich sein.
Jetzt gilt es, eine gute Mischung aus alten Bands und Newcomern zu finden. Die Szene befindet sich im Wandel. Auch „KIT“ muss sich wandeln und mehr auf jüngere Fans zugehen.
Allerdings sind auch immer wieder Musikgruppen aus anderen Metalgenres in Königshofen anzutreffen – zum Beispiel der Headliner am Donnerstag: die Thrash-Metal-Band „Sodom“. Sie sind eine echte Szenegröße und zählen zu den vier größten und dienstältesten Thrash-Metal-Bands in Deutschland („The Big Teutonic 4“) .
Epische Hymnen
Doch bevor diese am Donnerstagabend ihr Bestes geben konnten, spielten erst noch zahlreiche andere Musikgruppen. Unmittelbar vor „Sodom“ war „Visigoth“ an der Reihe. Sie spielen Heavy Metal mit epischen Hymnen. „Visigoth“ sind eine aktuell hoch im Kurs stehende Newcomer-Band aus den USA, die es erst seit 2010 gibt und die Halle bereits vor dem eigentlichen Headliner zum Beben brachte.
Anschließend erfüllte „Sodom“ mit einem speziellen Old School-Set, bei dem nur Lieder aus den 80ern gespielt wurden, alle Erwartungen. Mit den Songs „Sodomy and Lust“ und „Witching Metal“ konnten sie von Anfang an die Halle überzeugen. Das zeigte sich deutlich an den lautstarken „Sodom“-Sprechchören der begeisterten Menge.
Mit ihrem energiegeladenen Auftritt, gezielt eingesetzten Lichteffekten und einer mitreißenden Atmosphäre wurden die Erwartungen erfüllt. Der in der Szene legendäre Sänger Tom Angelripper überzeugte auch mit 60 Jahren noch mit seiner markanten Stimme, und die anderen Bandmitglieder zeigten, dass sie allesamt Ausnahmemusiker und zurecht Headliner auf dem Festival sind. Einziges Manko waren die wiederholt auftretenden technischen Probleme am Bass, den auch der Sänger spielt, allerdings wusste er die Zeit gut zu überbrücken. An solchen Momenten kann man die Professionalität und die jahrelange Bühnenerfahrung der Band klar erkennen.
Zum Schluss gab es auf Wunsch des Publikums noch eine (natürlich geplante) Zugabe: Der Anti-Kriegssong „Bombenhagel“, der von den Grausamkeiten eines Krieges erzählt, markierte den Abschluss eines langen und erfolgreichen Abends in der Tauberfrankenhalle.
Die Karten am Donnerstagabend waren zu 80 Prozent vergriffen. Das Warm-Up am Mittwoch sowie die letzten beiden Tage des „Keep It True“ waren restlos ausverkauft.
Veranstalter Weinsheimer freute sich auch über den Erfolg des kostenlosen Livestreams, den bis zu 400 000 Fans nutzten: „Da müssen wir uns nicht hinter Wacken oder solchen anderen großen Festivals verstecken. Es ist ein toller Dienst für alle Leute, die nicht am Festival live dabei sein können.“
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