Tauber-Odenwald. Wer sich als regelmäßiger Nutzer der Arverio-Züge auf der Frankenbahn zwischen Würzburg und Stuttgart erleichtern möchte, könnte mitunter große Probleme bekommen, seinen Plan in die Tat umzusetzen – denn die Toiletten sind bis in die Gegenwart oftmals mit dem Schild „Defekt“ versehen und deshalb nicht nutzbar. Da hilft es den Passagieren nur wenig, wenn sie vor der Abfahrt an den Bahnhöfen darauf hingewiesen werden, dass die WC-Nutzung derzeit stark eingeschränkt sei. Seitens des Unternehmens, das seit 2019 die Frankenbahn mit eigenen Zügen beschickt, wisse man um die großen Probleme, sehe den Hauptgrund für das große Ärgernis allerdings bei der Deutschen Bahn (DB), wie Pressesprecher Winfried Karg aus Augsburg gegenüber den Fränkischen Nachrichten sagt. Es werde allerdings an einer zeitnahen deutlichen Verbesserung des Ist-Zustandes gearbeitet, verspricht er. Zuvor hatten sich (mal wieder) Bahnkunden aus der Region an den FN-Reporter gewandt, um auf das Malheur aufmerksam zu machen.
Einige Ver- und Entsorgungsanlagen bereiten Probleme
„Einige der Ver- und Entsorgungsanlagen der DB AG für unsere Zugtoiletten machen immer wieder Probleme. Wir sind äußerst unzufrieden damit, dass der DB-Konzern für diese Anlagen quasi ein Monopol hat, Verträge für die Ver- und Entsorgung unserer Züge mit uns abschließt, sich dafür auch gerne von uns bezahlen lässt und sich dann nicht dafür interessiert, ob die Anlagen auch funktionieren“, findet Winfried Karg deutliche Worte an die Adresse der DB. Einige dieser Anlagen funktionierten völlig störungsfrei, andere seien veraltet und sehr störanfällig – und fielen schon mal mehrere Wochen lang aus. „Leider erleben wir diese Situation an mehreren Standorten immer wieder.“ Spitzenreiter in diesem Ranking sei Treuchtlingen mit 132 Ausfalltagen im letzten Jahr, gefolgt von Donauwörth mit 42 und auf Rang drei rangiere bereits Lauda, wo die stationäre Entsorgung 2024 an 22 Tagen nicht zur Verfügung gestanden habe.
„Die Anlage in Heilbronn können wir inzwischen auch nutzen. Allerdings gibt es dort derzeit Bauarbeiten der DB InfraGO an den Oberleitungen der Abstellgleise, so dass die Ver- und Entsorgung der Züge dort oftmals eben nicht immer möglich ist“, teilt Karg weiter mit.
Ein großes Ärgernis, „das uns in den letzten Wochen viel Zeit gekostet, großen zusätzlichen Organisationsaufwand und einiges an Ärger eingebracht hat, war die Ver- und Entsorgungsanlage am Bahnhof in Lauda“. Am 16. April habe Arverio erfahren, dass „ab sofort für mindestens sechs Wochen“ die Anlage Lauda nicht nutzbar sein werde, da die Stadt überraschend die Wasser- und Abwasserleitung gekappt habe. Bei näherer Recherche habe sich der Hergang der Situation allerdings sehr viel anders dargestellt und „wir setzten alle Hebel in Bewegung, um möglichst rasch die WC-Verfügbarkeit unserer RE-8-Züge wieder herzustellen“, macht der Arverio-Pressesprecher deutlich. „Seit 7./8. Mai können wir zumindest wieder das Brauchwasser der Fahrzeuge in Lauda entsorgen, seit 16. Mai können wir nun auch die Wasserversorgung mit Frischwasser in Lauda wieder gewährleisten, wenn auch mit zusätzlichem Organisations- und Personalaufwand.“
Dies bestätigt auch Oliver Litterer, Sachgebietsleiter Tiefbau bei der Stadt Lauda-Königshofen. „Die gute Nachricht zuerst – die Wasserversorgung der Züge ist nach der erforderlichen Unterbrechung seit 16. Mai wieder gewährleistet.“
Unternehmen wie Aeverio, die „nur“ Züge auf den Gleisen der DB fahren ließen, „werden von unserer Seite grundsätzlich nicht über Baumaßnahmen informiert – hierzu ist die Anzahl der Betreiber zu groß und uns auch nicht bekannt“, erklärt Oliver Litterer den Sachverhalt. Informationen über den Bahnverkehr betreffende Maßnahmen würden deshalb nur direkt mit der DB kommuniziert. „In diesem Fall wurde mit der DB das Problem mit der ohnehin provisorischen Wasserversorgung bereits bei Bau der verlängerten Personenunterführung und des P+R Parkplatzes besprochen und auf Wunsch der DB im Bereich des P+R eine neue Ver- und Entsorgungsstelle mit Wasser- und Kanalanschluss vonseiten der Stadt eingerichtet. Leider hat es die Bahn in den letzten drei Jahren nicht geschafft, diese auf ihre Bedürfnisse hin weiter auszubauen.“
Erschwerend komme hinzu, lässt Arverio-Sprecher Wilfried Karg wissen, dass die auf der Frankenbahn eingesetzten Fahrzeuge auch regelmäßig auf der Linie RE 1 zwischen Aalen und Karlsruhe im Einsatz seien – „sie werden auch zwischen beiden Linien getauscht“. Auf dieser Linie sei jetzt in Aalen ein Hydrant defekt, weswegen die Ver- und Entsorgung der Toiletten dort nicht möglich sei. In Karlsruhe sei die Ver- und Entsorgung nur mit Schwierigkeiten möglich. „Es kann also auch sein, dass wir auf der Frankenbahn Fahrzeuge haben, bei dem die Toilettenanlagen gehen und dies dann turnusmäßig gegen ein anderes austauschen, bei dem sie nicht gehen.“
„Wir entschuldigen uns bei den Fahrgästen für alle damit verbundenen Unannehmlichkeiten. Allerdings können wir, wie oben geschildert, in den allermeisten Fällen die Toilettenausfälle nicht beeinflussen und auch keine Änderung herbeiführen. Auf den gängigen elektronischen Fahrplaninformationssystemen weisen wir die Fahrgäste seit Wochen darauf hin, dass es bei den Zügen des RE 8 die Toiletten nur eingeschränkt verfügbar sind – damit ist das Problem natürlich nicht gelöst, aber so können sich die Fahrgäste wenigstens darauf einstellen.“
Bei allem Ärger: Die Züge müssen fahren
„Zu Ihrer Frage, ob wir unter diesen Voraussetzungen überhaupt verantworten können, die Züge zu fahren, müssen wir ganz klar sagen: Bei allem Ärger über die defekten Toiletten - es wäre nicht zu verantworten, diese Züge nicht fahren zu lassen. Wir haben Fahrgäste, die auf unseren Zugverkehr angewiesen sind und die keine andere Möglichkeit haben, um zur Schule, zur Arbeit, zum Arzt oder zu anderen Zielen zu gelangen“, meint Winfried Karg abschließend.
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