Feierstunde

Lauda: Dr. Jürgen Gernert hat guten Ruf des Schleyer-Gymnasiums mitgeprägt

Dass ihm das Wohl seiner Schüler sehr am Herzen lag, drückten die vielen lobenden und respektvollen Worte an Dr. Jürgen Gernert am Montag aus. Bei einer sehr ansprechenden Feierstunde wurde der Schulleiter des MSG verabschiedet.

Von 
Diana Seufert
Lesedauer: 
Dr. Jürgen Gernert (Mitte) wurde nach 15 Jahren als Direktor des Martin-Schleyer-Gymnasiums in Lauda verabschiedet. Das Bild zeigt ihn zusammen mit (von links) den Schülersprechern Florian Christ und Franziska Fischer, Dr. Thomas Hölz vom RP Stuttgart, Mattias Götzke, Elvira Gernert, Dr. Wolfgang Reinhart, Bürgermeister Dr. Lukas Braun, stellvertretender Schulleiter Christoph Müller sowie Anette Wedig und Kerstin Rademacher. © Diana Seufert

Lauda-Königshofen. Es ist eine Zäsur im Leben des Schulleiters und der Schule: Nach 15 Jahren an der Spitze verlässt Dr. Jürgen Gernert nun das Martin-Schleyer-Gymnasium in Lauda. Insgesamt hat er als Pädagoge 32 Jahre lang die „Schulbank gedrückt“. Hohe Anerkennung und stehender Applaus nach seiner Abschiedsrede zeugen davon, wie sehr der Chef der Schule geschätzt wurde.

Die Chöre und Orchester sowie die Bigband des Martin-Schleyer-Gymnasiums umrahmten die Verabschiedung von Jürgen Gernert musikalisch. Eigens für den scheidenden Direktor formierte sich der Lehrerprojektchor. © Diana Seufert

Die offizielle Verabschiedung übernahm Dr. Thomas Hölz, Leiter des Referats Allgemeinbildende Gymnasien und leitender Regierungsdirektor beim Regierungspräsidium Stuttgart. Passend zur musikalischen Eröffnung mit dem Stück „Gade“ („Weg“) von Edvard Grieg sei Gernert nun an eine Weggabelung angekommen, so Thomas Hölz. Gernert habe entscheidenden Anteil an der Erfolgsgeschichte der Schule. „Die Kompass-Nadel zeigt für Sie immer auf den Menschen und dessen Selbstentfaltung“, unterstrich er, wie wichtig Gernert die Vermittlung von Werten gewesen sei, die Halt im Leben geben und für die man einsteht. Mit Blick auf G9 unterstrich Hölz: „Das war Ihr Werk“. Er nannte Gernert den Impulsgeber und Spiritus Rector, der „Entwicklungen früh erkannte und das Notwendige vorwegnehmend“ einleitete. „Sie waren mit der Schule stets am Puls der Zeit oder sogar voraus. Sie haben die Einrichtung für die kommenden Herausforderungen bestens aufgestellt.“

Mehr zum Thema

Verabschiedung

Schüler lagen ihm sehr am Herzen

Veröffentlicht
Mehr erfahren
Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium

Reinhold Lieb hat Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium in Wertheim geprägt

Veröffentlicht
Von
bdg
Mehr erfahren
Kaufmännische Schule

Kaufmännische Schule Tauberbischofsheim: Abschied und Neubeginn

Veröffentlicht
Von
Sabine Holroyd
Mehr erfahren

Dem studierten Geografen attestierte Hölz ein „großartiges Lebenswerk, in dem viel gelungen ist“. Auf ihn warte nun ein neuer Lebensabschnitt voller Überraschungen. „Aber Unbekanntes zu erforschen, liegt in der Natur der Geografen.“ Damit überreichte er Jürgen Gernert die Urkunde und einen Blumenstrauß.

Dass er noch niemand als Nachfolger vorstellen konnte, bedauerte Hölz. Die Stelle sei noch in der Ausschreibung. Die kommissarische Leitung übernimmt bis dahin Christoph Müller, der als stellvertretender Schulleiter gekonnt durch das Programm führte.

Mit Weitblick agiert

Gernerts Leitbild, die Schüler als Individuen in den Mittelpunkt zu stellen, zog sich als roter Faden durch seine Schulleitung und durch die Reden. Immer wieder wurde Gernerts Weitblick hervorgerufen, der schon früh die Schule für externe Berater, für Kooperationen mit Firmen oder mit der Universität Würzburg sowie in Sachen Digitalisierung öffnete.

Den Reigen der Dankesworte eröffnete Dr. Wolfgang Reinhart, Vizepräsident den Landtags. „Sie haben einen super Job gemacht“, würdigte er einen „Schulleiter voller Hingabe für die Bildung junger Menschen“. Er sprach von der Ära Jürgen Gernert und hob die großartige Leistung für die Schule, die Stadt und die Region hervor. Gernert habe die Einrichtung zu einem renommierten Gymnasium gemacht und mit Engagement und Inspiration geleitet. „Der Standortvorteil G9 wurde super ausgebaut, die Schule genießt einen exzellenten Ruf.“

Auch habe er dem Geist Johann Martins Schleyers Rechnung getragen: Grenzen werden überwunden, damit keine Barrieren entstehen. Reinhart bezeichnete den scheidenden Direktor in der Schulfamilie als Mentor, Freund, Zuhörer, Manager, Dienstherr und Dienstleister, aber auch als „Kommunikator, Motivator, Organisator, Integrator und Brückenbauer“.

Klare Position

Die Worte „Dank“ und „Anerkennung“ fielen auch bei Bürgermeister Dr. Lukas Braun als Schulträger. Er hob den vielseitigen Werdegang Gernerts, der auch an der Bundeswehrfachschule und am Telekolleg zum Einsatz kam, und das Wirken hevor. „Sie haben über den Tellerrand hinausgeblickt zum Wohl der Schule. Diese Weltoffenheit tut dem Gymnasium gut.“

Mit Blick auf G9 unterstrich der Bürgermeister Gernerts Einsatz für das längere Abitur, da individuelles Lernen unterschiedliche Zeiten brauche. „Eine ganze Generation von Schülern und Eltern danken Ihnen für diese klare Positionierung.“ Die Sanierung der Schule behalte man im Fokus: „Das Flachdach wird nicht das letzte Projekt gewesen sein.“

Großen Respekt zollten die Schülersprecher Franziska Fischer und Florian Christ ihrem Direktor: Gernert sei mehr als nur Chef gewesen, sondern Unterstützer, Versteher und stiller Held im Hintergrund. Das Wohl aller Schüler habe ihm am Herzen gelegen, er habe sich sehr um die Klassen gekümmert. „Schule war für Sie immer mehr als Lernen und Noten“, verwiesen sie auf die vielfältigen schulischen Projekte.Die beiden hoben den fairen und verständnisvollen Umgang hervor. Man habe sich als Einzelperson wahrgenommen gefühlt. „Diese Momente sind Teil dessen, was die Schulzeit für uns besonders gemacht hat.“ Dem scheidenden Direktor wünschten sie Glück, Gesundheit und viel Zeit für sich selbst.

Herz am richtigen Fleck

„Das Herz am richtigen Fleck“ hat der Schulleiter für den Elternbeiratsvorsitzenden Matthias Götzke – gerade weil er jedem Kind eine Chance gegeben habe. Elternbeirat und Schulleitung seien zwar nicht immer einer Meinung gewesen, hätten aber stets tragfähige Kompromisse gefunden. „Sie haben die Schule mit Herz und Verstand geführt“, hob er auch auf die Vermittlung von Demokratieverständnis ab.

Dass Jürgen Gernert viele Spuren hinterlassen wird, bescheinigten auch Anette Wedig und Kerstin Rademacher vom örtlichen Personalrat. Der Langstreckenlauf, den Gernert in seiner Antrittsrede 2009 begonnen hatte, gehe nur mit einem starken Team und Teamgeist. Die Menschlichkeit sei ihm wichtig gewesen und er habe die Schule mit Weitblick und neuen Impulsen weiterentwickelt und bestmöglichst auf die Zukunft vorbereitet. „Nun können Sie im eigenen Tempo den Laufweg selbst bestimmen.“

Viele Weggefährten und Mitglieder der Schulfamilie waren zur bewegenden Verabschiedung gekommen, für die Gernert viel Lob hatte. Die anerkennenden und bewegenden Worte ließen Gernerts „Dopaminspiegel ansteigen“. Das Gymnasium ist für ihn die Basis für einen sozialen Aufstieg, erinnerte „der Chef mit Verfallsdatum“ an seine eigene Schulzeit. „Ich wollte immer in die Heimat zurückkehren, gerade wegen des Stadt-Land-Bildungsgefälles.“ Sein Dank für die Unterstützung galt seiner Frau Elvira, selbst Lehrerin und verständnisvolle Ansprechpartnerin, die das Kürzel MSG oft zu Hause hörte. Alle am Schulleben Beteiligten würdigte Gernert in einer launigen Rede, vor allem auch Hausmeister und Sekretärinnen als Motor der Schule. Gerne erinnerte er sich an viele besondere Momente, von Schulfesten über Abiturfeiern bis zu den vielfältigen Projekten. „Durch die gemeinsame Zusammenarbeit eröffnen sich Chancen“.

Mit stehenden Ovationen wurde Gernert verabschiedet, ehe schließlich von den Chören und dem Orchester Beethovens „Ode an die Freude“ erklang – für einen Schulleiter, für den Europa mehr ist als ein Kapitel im Geschichtsbuch.

Redaktion Hauptsächlich für die Lokalausgabe Tauberbischofsheim im Einsatz

Copyright © 2025 Fränkische Nachrichten

VG WORT Zählmarke