Königshofen. „Es fährt ein Zug nach Nirgendwo“ – dieser Schlager von Christian Anders aus dem Jahre 1972 dürfte vielen als Ohrwurm hinlänglich bekannt sein. Leicht abgeändert auf den Bahn-Haltepunkt Königshofen könnte er lauten „Es fährt kein Zug nach Irgendwo“ – zumindest für Bahnreisende, die mit der Absicht dorthin kommen, in Richtung Osterburken/Heilbronn einsteigen zu wollen. Denn diese Gelegenheit gibt es schlichtweg nicht.
Umsteigen, dann retour
Wer aber dennoch nicht von seinem Vorhaben Abstand nehmen möchte, der muss zuerst von Königshofen gen Lauda fahren – in diese Richtung gibt es nämlich einen Bahnsteig –, um dort umzusteigen und so wieder in die entgegengesetzte Richtung zu gelangen. Ein Zustand, der für viele ein echtes Ärgernis darstellt. Zudem fördert er auch nicht unbedingt das Bestreben von Land und Kreis, jene 500 Fahrgäste pro Tag zu erreichen, die erforderlich sind, um einen dauerhaften vertakteten Betrieb zwischen Lauda und Osterburken einzurichten (der Vertrag dazu wurde eben erst verlängert, wir berichteten).
Königshofen nimmt mit seinem „halben“ Bahnhof übrigens ein kurioses Alleinstellungsmerkmal ein – im Main-Tauber-Kreis, aber auch wohl weit darüber hinaus.
Für Dr. Lukas Braun, Bürgermeister von Lauda-Königshofen, ist die derzeitige Situation in der Messestadt nicht nachvollziehbar. Hier sollte deswegen schnellstmöglich gegengesteuert werden.
„Der Probebetrieb lässt im Moment das erhebliche Fahrgastpotenzial von Königshofen liegen, weil der Bahnhof mangels zusätzlichem Bahnsteig nur einseitig in Richtung Lauda angefahren wird, nicht aber in Richtung Osterburken“, beantwortet der Rathauschef eine Anfrage der Fränkischen Nachrichten. Königshofen biete als eine der größten Ortschaften an der Strecke nicht nur eigenes Fahrgastpotenzial, sondern wäre neben Lauda auch ein weiterer Bahnhof mit Umsteigemöglichkeit auf die Westfrankenbahn-Verbindung von Crailsheim nach Aschaffenburg. „Ich hoffe, dass wir jetzt zumindest zeitnah mit Bahn und Land über ein Bahnsteig-Provisorium reden können, um dieses Problem zu lösen“, so das Stadtoberhaupt.
Provisorium würde weiterhelfen
Ein solches würde durchaus weiterhelfen. Wer nämlich derzeit die Treppe nach oben geht, dem wird der Weg zu den Gleisen durch eine Metallumzäunung versperrt. Sie verhindert einen Zugang zu einem nicht vorhandenen Bahnsteig.
„In der Vorbereitung des Probebetriebes wurde auch die Bahnsteigsituation in Königshofen diskutiert“, äußert sich Edgar Neumann, Pressesprecher des baden-württembergischen Verkehrsministeriums in Stuttgart , auf Anfrage gegenüber unserer Zeitung. Aktuell werde diese Bahnsteigkante nur durch den Regionalbahn Osterburken – Lauda bedient, weshalb eine dauerhafte Lösung erst möglich sein werde, sobald der Probebetrieb in einen Dauerbetrieb übergeht. „Ein Provisorium wurde im Vorfeld geprüft, aber wegen der völlig unverhältnismäßigen Kosten nicht weiter verfolgt“, so Neumann abschließend.
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Fränkische Nachrichten Plus-Artikel Lauda / Königshofen Zur Lage an Bahnhöfen wie Königshofen: Bahn hat Chance vertan