Königshofen.. „Eine Doula? Was ist das?“ Den Begriff kennen wohl die wenigsten. Das weiß auch Vanessa Rube. Die 29-Jährige erklärt: „Die Doula ist Ansprechpartnerin und kontinuierliche Begleiterin während der Schwangerschaft, aber vor allem bei der Geburt selbst und nach der Geburt während der Zeit des Wochenbetts.“ Dabei macht die junge Frau klar: „Ich bin nicht für den medizinischen Part zuständig, sondern für den emotionalen.“ Sie versteht sich als Ergänzung zur Arbeit der Ärzte und Hebammen.
Die Bezeichnung Doula stammt aus dem Altgriechischen und meint eine Helferin oder Freundin. Und so sieht sich Vanessa Rube auch. „Ich gebe Hilfestellung, wo sie gebraucht wird, und bin für die Familien rund um die Uhr da.“ Das Gefühl vermitteln, dass die Frau nicht allein gelassen wird mit ihren Fragen und Sorgen, ist das Ziel von Vanessa Rube.
Ängste nehmen
Bereits bei der Vorbereitung auf die Geburt kann die Doula einiges tun. Ängste nehmen, Mut machen, Vertrauen in sich selbst stärken und viel erklären: Darin sieht sie ihre Aufgabe. Die Schwangerschaft sei eine Zeit, in der alle Emotionen auf das Baby übergingen. Deshalb sei es wichtig, eine Stütze zu haben, eine Person, der man sich anvertrauen könne. Vanessa Rube weiß als dreifache Mutter, wovon sie spricht. „Ich hätte gerne jemanden zusätzlich noch an meiner Seite gehabt.“
Die Geburt solle als positives Erlebnis in Erinnerung bleiben. „Gerade Mütter, die vielleicht bereits einem Kind das Leben geschenkt haben, nehmen meine Dienste in Anspruch. Vor allem, wenn die Geburt dramatisch war, ist die Verarbeitung ein wichtiger Schritt.“ Doch jede Entbindung sei anders, weiß sie. Und oft sei den Müttern ein Trauma gar nicht bewusst, was sich aber unterschwellig dennoch zeige.
Um ihren Klientinnen zu helfen, nutzt sie altbekanntes Wissen. „Ich schaue, dass die Atmosphäre stimmt, der Raum entsprechend gestaltet ist und dass es etwas gibt, das der werdenden Mutter Kraft spendet.“ Das könnte etwa ein Stein sein oder ein anderer Gegenstand, aber auch ein schöner Gedanke. „Die Kleinigkeiten machen den Unterschied.“
Für Entspannung sorgen
Sie versucht, Ruhe zu herzustellen und für Entspannungsphasen während der Geburt zu sorgen. Wenn ständig jemand in den Kreißsaal komme, sorge das häufig für Unruhe. Gleichzeitig bemüht sich Vanessa Rube, die Schmerzen durch den Einsatz von Rebozo-Tüchern oder Massagen zu lindern. Auch wenn das Kind nicht ins Becken rutschen will, gebe es Unterstützung. „Wir schaffen das zusammen“, gibt sie den werdenden Eltern mit auf den Weg. Denn für die Doula ist klar: Sie will auch Hilfe und Unterstützung für den Partner sein. Dauert eine Geburt mehrere Stunden, schickt sie ihn auch mal zum Luftschnappen und Erholen vor die Tür. Denn eine Geburt ist für den Mann nicht minder anstrengend. „Frauen haben in der Regel einen Geburtsvorbereitungskurs, Männer dagegen werden ins kalte Wasser geworfen.“
Sprachrohr zum Arzt
Die Doula hat noch eine weitere Aufgabe: Das Sprachrohr zwischen Arzt oder Hebamme und der Gebärenden. Deshalb werde schon im Vorfeld besprochen, was die Frau unter der Geburt wolle oder nicht – etwa bei der Linderung von Schmerzen. „Ich rede weder Arzt noch Hebamme rein, aber ich versuche, der Frau die Fachbegriffe zu erläutern und zu erklären, was passiert.“ Während der Geburt befände sich die Mutter in einer Ausnahmesituation.
„Es erfüllt mein Herz, wenn ich helfen kann.“ Vanessa Rube versteht sich als das „i-Tüpfelchen“ und nicht als Ersatz für eine Hebamme. Die hätten leider immer weniger Zeit für ihre Patientinnen, bedauert sie. Der Satz habe sich von 45 Minuten auf nur 20 halbiert.
Die Mutter bemuttern
Die Doula hat großen Respekt vor der Arbeit der Hebammen. „Es ist ein unglaubliches Wunder, einen kleinen Menschen auf die Welt zu bringen.“ Ihre Augen leuchten. Und sie betont, was der weibliche Körper alles leisten muss und kann. Das müsse man auch wertschätzen. „Mothering the mother“, also die Mutter zu bemuttern, gehört für sie daher auch dazu, nicht nur sich um das Neugeborene zu kümmern.
Fast wäre sie selbst Hebamme geworden, erzählt Vanessa Rube. Doch mit drei kleinen Kindern sei das nicht so einfach. Deshalb hat sie sich für die Ausbildung zur Doula entschieden. In verschiedenen Lehrschritten – unterrichtet auch von einer Hebamme und einer erfahrenen Doula – hat sie in drei Monaten das nötige Wissen und Rüstzeug erworben. „Gerade bei Trauma oder Stiller Geburt war das sehr hilfreich.“ Die Doula arbeitet auf Honorarbasis, es ist keine Krankenkassenleistung, betont sie. Seit April darf sie ihr Wissen einsetzen.
Mami-Treff
Von der Geburtsvorbereitung bis zum Mami-Treff bietet die 29-jährige Königshöferin ein breites Spektrum an. Schwangere und junge Mütter können sich dabei austauschen. „Das tut einfach gut und danach hat man wieder Kraft für den Alltag.“ Und die Doula hilft auch mal im Haushalt. „Ich mache das, was die Frau braucht.“
Ein sehr intimer Moment mit der jungen Mutter ist für die Doula das Ritual „Closing the Bones“. Nach einem Bad wird die Frau in ein Tuch eingewickelt – wie eine Mumie. Dabei würde nur wenig gesprochen. Oder auch das Babyheilbad, bei dem eine besondere Verbindung mit dem Baby aufgebaut wird, weil dies kurz nach der Geburt nicht möglich war. Baby und Mutter benötigten diesen Hautkontakt. Zur Unterstützung der Rückbildung und zur Stärkung der Bauchmuskeln nutzt sie das „Bengkung Belly Binding“, die alte Tradition des Bauchwickelns.
Für Vanessa Rube ist ihre neue Aufgabe eine Herzensangelegenheit. „Ich will ganz für die Frauen da sein und ihren zur Seite stehen.“ Und wer etwas ganz Besonderes möchte: Sie bietet auch Plazenta-Kunstwerke an.
Informationen zur Arbeit von Vanessa Rube als Doula gibt es per Mail unter vanessa.rube@outlook.de
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