Weinbau

Tauberfranken:  Winzer erwarten einen guten Jahrgang 2024

Die Traubenlese in den Weinbergen ist in den letzten Zügen. Bei den Winzern spricht man – trotz der Wetterkapriolen im Frühjahr – von hohen Ernteausfällen, aber einem tollen Jahrgang 2024.

Von 
Diana Seufert und Peter D. Wagner
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Karlheinz Sack, Bereichsvorsitzender des Badischen Weinbauverbands im Gebiet Tauberfranken, inspiziert mit Marion Weidner, angehende Weingästeführerin, die Trauben am Altenberg oberhalb von Oberlauda. © Peter D. Wagner

Main-Tauber-Kreis.. Zwei Herzen schlagen derzeit in der Brust der Winzer in der Region. Denn aufgrund der Frostnächte im Frühjahr müssen sie mit enormen Ernteausfällen rechnen. Doch gleichzeitig „zeigt sich die hohe Qualität schon im Tank“, sagt Florian Döller, Kellermeister bei den Becksteiner Winzern. Er hebt den glanzvollen Müller-Thurgau und den aromatischen Bacchus hervor. „Es wird ein toller Jahrgang, der dem Kellermeister Spaß macht.“

Freuen sich auf einen tollen Jahrgang 2024: Michael Braun (links) und Florian Döller von den Becksteiner Winzern. © Diana Seufert

Dies habe sich bereits im Weinberg gezeigt, ergänzt Michael Braun, Geschäftsführer der Winzergenossenschaft. Die Beeren seien supersaftig, fruchtig und gesund. Jedes Jahr sei allerdings anders und stelle eine Herausforderung für den einzelnen dar.

Frost fordert teils hohe Einbußen

Nach den Frösten im April gingen die Schätzungen bei der WG von etwa der Hälfte einer durchschnittlichen Ernte aus. „Das hat sich nun bewahrheitet.“ Auf der Taubertal-Achse seien hohe Einbußen zu verzeichnen gewesen. In Gerlachsheim und Unterschüpf, wo teils eine Frostberegnung möglich ist, waren die Schäden geringer.

Braun attestiert den Winzern eine Top-Arbeit. „Im Frostjahr ist die Pflege der Weinberge noch wichtiger als sonst.“ Alle hätten ihre Routine für diese hohe Qualität eingebracht: „Die Winzer haben traumhafte Arbeit geleitet“, so dass die Lese am 11. September starten konnte.

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Dieter Keller
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Diese Bilanz – vor allem aufgrund der Spätfrostnächte im April unterschiedliche und teilweise erheblich reduzierte Erträge sowie sowohl weitgehend gesundes Lesegut als auch hohe Mostgewichte und gute bis sehr gute Qualitäten – ziehen die Weinbaubetriebe in Tauberfranken sowie der Bereichsvorsitzende des Badischen Weinbauverbandes (BWV), Karlheinz Sack.

„Neben den Frostschäden hat auch das sehr kühle und feuchte Wetter im Juni während der Blütezeit teils zu enormen Ertragseinbußen geführt“, berichten der Seniorchef des Weingutes Johann August Sack in Lauda sowie Juniorchef und Kellermeister Johannes Sack stellvertretend. Zudem seien witterungsbedingt zwischen Mai und Mitte Juli bei den meisten Betrieben zwei Pflanzenschutzmaßnahmen mehr als 2023 erforderlich gewesen. Immerhin hätten durch Anbinden der Frostruten die negativen Spätfrostauswirkungen vermindert werden können.

Einerseits konnten so beispielsweise beim betriebseigenen Weißburgunder rund 55 Prozent, beim Müller-Thurgau zwei Drittel und beim Tauberschwarz über 80 Prozent der Normalernte „gerettet“ werden. Hingegen bei anderen Sorten wie etwa Gewürztraminer oder Chardonnay habe es massive Einbußen oder sogar fast Totalausfälle gegeben.

Interessant und finessenreich

„Mengenmäßig kein großer Jahrgang, aber qualitativ zu den besseren, interessanteren und finessenreicheren zählend: Wir sind jedoch besser weggekommen als nach diesen Nachtfrösten befürchtet“, konstatiert Sack.

Ähnlich sieht es bei anderen Winzerbetriebe in Tauberfranken aus. Exemplarisch beziffern Königheimer Winzer und der stellvertretende BWV-Bereichsvorsitzende Bernhard Honikel sowie Richard und Lothar Klüpfel vom Dertinger Weingut Oesterlein die Ertragsminderung zwischen 20 und bis über 70 Prozent.

Recht glimpflich scheint der Winzerhof Strebel in Beckstein bei den Spätfrösten davongekommen zu sein. „Nur relativ wenige unserer Flächen waren betroffen“, bilanziert Stefan Strebel. Allerdings betrage dort der Ertragsausfall bis zu 90 Prozent, so dass die Gesamternte etwa 20 Prozent unter dem Vorjahr liege.

Konrad Schlör aus Reicholzheim ist „mit dem Lesebeginn über zwei Wochen später dran als Betriebe, die nur wenig oder keinen Spätfrost in den Reben hatten. Dementsprechend ist bei uns Start der Ernte erst im Laufe dieser Woche“, kündigte der Inhaber sowie Kellermeister des VDP-Qualitätsweinguts von Konrad und Monika Schlör an. „Während die Nächte seit einiger Zeit kühl waren, herrschten zum anderen tagsüber relativ milde Temperaturen. Zusätzlich waren auch aufgrund des oft trocknenden Windes temporäre Regenschauer kein Problem. Daher hatten wir keinen Zeitdruck, schnell ernten zu müssen“, schildert Konrad Schlör.

Bei Silvaner und Schwarzriesling prognostiziert er einen Ertrag von rund 30 Prozent einer Normalernte, bei Spätburgunder und Weißburgunder lediglich 20 Prozent. Gleichzeitig zeigt sich Schlör zuversichtlich über eine gute bis sehr gute Qualität, sofern in den nächsten zwei bis drei Wochen die Lese nicht durch zu lange Regenschauer beeinträchtigt werde.

Der BWV hatte bereits am 9. September den offiziellen Startschuss für die Weinlese 2024 gegeben. „Der Jahrgang 2024 war anspruchsvoll für die Winzer, wird aber umso ansprechender für die Genießer – weniger Menge bei sehr guter Qualität. Letzteres ist für die Betriebe Belohnung für ein arbeitsintensives Jahr“, attestierte Verbandsgeschäftsführer Holger Klein.

„Unser Ziel muss es sein, den Marktanteil badischer Weine wieder auszubauen“, forderte BWV-Präsident Rainer Zeller. Deshalb wolle der Verband mit Hochdruck und in enger Abstimmung mit der Weinbranche Maßnahmen entwickeln, um dem Konsumrückgang entgegenzuwirken und auch den Export heimischer Weine anzukurbeln.

Das stößt nicht nur bei den Becksteiner Winzern auf offene Ohren. „Wer regional kauft, unterstützt die Produzenten vor Ort“, macht Michael Braun deutlich. Und: „Die Konsumenten und auch die Veranstalter werden mit hochwertigen Weinen beliefert und müssen sich keine Sorgen machen, weil der Ertrag in diesem Jahr geringer war.“

Redaktion Hauptsächlich für die Lokalausgabe Tauberbischofsheim im Einsatz

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