Lauda-Königshofen/Heilbronn. In Zusammenarbeit mit dem Innovation Park Artificial Intelligence (Ipai) Heilbronn präsentierte die Handwerkskammer Heilbronn-Franken bei einer Vortrags- und Diskussionsveranstaltung praktische Anwendungsbeispiele von KI-Lösungen im Handwerk.
Die Künstliche Intelligenz (KI), auch artificial intelligence (AI)), ist ein Teilgebiet der Informatik. Es umfasst alle Anstrengungen, deren Ziel es ist, Maschinen intelligent zu machen. Zu den Vorteilen der künstlichen Intelligenz gehören der kontinuierliche Betrieb von Maschinen ohne Ermüdung und Gedächtnisverlust sowie die Fähigkeit, die Kommunikation und den Informationsaustausch innerhalb und zwischen Gesellschaften zu verbessern. Als einer der Nachteile werden der Ausfall kritischer Komponenten und der weit verbreitete Einsatz von KI genannt, was weltweit Bedenken hinsichtlich der Cybersicherheit aufwirft. Auch die Befürchtung, durch KI sei mit dem Wegfall einer großen Zahl von klassischen Arbeitsplätzen zu rechnen, ist sehr verbreitet.
Beim „ausverkauften“ Informationsabend der Handwerkskammer, der in der Handwerkerschaft große Resonanz fand, wurde gerade der letztere Aspekt vom Hauptgeschäftsführer der Kammer, Ralf Schnörr entkräftet: „KI baut keine Häuser, backt keine Brötchen und sie repariert auch nicht die Heizung oder die Klimaanlage“. Überhaupt scheint im Bezirk der Handwerkskammer Heilbronn-Franken die Angst vor dem Umgang mit der KI bei den Betriebsinhabern bereits größtenteils überwunden, wie der Hauptgeschäftsführer betonte. „Viele Handwerksbetriebe haben die sich bietende Chance durch den Einsatz von KI erkannt und stehen künftigen Veränderungen aufgeschlossen gegenüber, denn die ersten Erfahrungen haben gezeigt, dass sich dadurch Arbeitsabläufe optimieren lassen“. Die KI sieht Schnörr als „nützlichen Alltagshelfer“, auf den man vertrauen könne.
Auch Christoph Krause, Projektleiter am Mittelstands-Digital Zentrum für das Handwerk in Koblenz, untermauerte in seinem Impulsvortrag die konkreten KI-Anwendungen im Handwerk, vom SHK-Betrieb über Tischler und Friseure bis hin zum Bäcker- und Fleischerhandwerk.
Entlastung für Inhaber
„Die Nutzung von KI soll vor allem Entlastung für den Betriebsinhaber bringen. Ihn von gesetzlich vorgeschriebenem Bürokratie-Ballast befreien, damit er sich wieder mehr seinem eigentlichen Beruf widmen kann. Sein Credo „Mit dem KI-gesteuerten Rechner sparen Sie viel Zeit am Schreibtisch“. Er wolle vor allem den Handwerkern die Angst vor dem praktischen Umgang mit Künstlicher Intelligenz nehmen, denn durch deren gezielten Einsatz könne viel geistige Energie gespart und an anderer Stelle sinnvoll eingesetzt werden.
Über seine Erfahrungen im Umgang mit der KI in der täglichen Praxis, berichtete anschließend Tilmann Weber, von der Bäckerei und Konditorei Peter Weber in Lauda-Königshofen unter der Überschrift: „Vorausschauend planen und produzieren durch den Einsatz der Bäcker AI“.
Die Bäckerei Weber wurde im Jahr 1875 gegründet und beschäftigt heute 380 Mitarbeiter. Aktuell werden täglich 30 Filialen und 40 Wiederverkäufer und Lieferkunden im Main-Tauber-Kreis und im Raum Würzburg beliefert. Täglich produziert die Bäckerei 2500 Brote, 35000 Brötchen und 11 000 Feingebäcke. Das Ziel bei Einführung der Künstlichen Intelligenz war die zyklische Selbstoptimierung der Bestellmengen zur Reduzierung der Retourenquote sowie die Erhöhung der Warenverfügbarkeiten der „richtigen“ Backwaren. Die Umsetzung erfolgte in den Jahren 2020 bis 2022 in den drei Schritten „Umsetzung der Theorie, Startpilot bei den Filialen und Wiederverkäufern und endgültige Umsetzung bei den Wiederverkäufern“. In der Bäckerei gewann man dadurch die Erkenntnisse: Die KI-Umsetzung erfolgte in Schleifen. Die Ziel-Retourenquote wurde erreicht. KI ist kein Selbstläufer und sie benötigt viel Input und Pflege.
Im ständigen Dialog
Die Abstimmung vom Groben ins Feine müsse ständig nachjustiert werden. Die Rahmenbedingungen für das System müssen stimmen und die Einführung und Realisierung der KI muss von der Management-Ebene bis auf die Ausführungs-Ebene „gelebt“ und im ständigen Dialog angepasst werden“. In den Filialen habe sich der Einsatz nicht als erfolgreich gezeigt, bei den Wiederverkäufern dagegen schon. Zusammenfassend stellte Tilman Weber fest: „KI kann bestehende einfache Prozesse sicher ausführen.“
Die Retourenquote bleibt stabil. Sein Ratschlag für die Zuhörer. Am Anfang sollte man sich unbedingt die Frage stellen: „Bin ich selbst bereit, mich zu verändern?“. In die Zukunft blickend sieht Weber die Leistungsfähigkeit der KI in seinem Betrieb erst am Anfang und sie müsse in der Prozessabwicklung immer neu dazulernen. Insgesamt sei die Bäcker AI aber „erwachsener“ geworden.
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