Künzelsau. Rund 500 Wirtschaftsführer aus der Bundesrepublik trafen sich zum zweitägigen Kongress der Weltmarktführer in Schwäbisch Hall und Künzelsau. Ein besonderer Höhepunkt der Veranstaltung, die zum 14. Mal vom ehemaligen baden-württembergischen Wirtschaftsminister und Inhaber der der Akademie Deutscher Weltmarktführer, Dr. Walter Döring, organisiert wurde, war der gesellschaftliche Abend im Carmen Würth-Forum in der Würth-Zentrale in Künzelsau-Gaisbach, eingebettet in ein Konzert der Würth-Philharmoniker. Im Mittelpunkt der Veranstaltung in der „Heimat der Weltmarktführer“, die gleichzeitig als bundesweit größtes Treffen von tatsächlichen und potenziellen Weltmarktführer-Unternehmen, Beratern und politischen Entscheidern zählt, standen die spannenden Ausführungen des deutschen ESA-Astronauten und Geophysikers, Alexander Gerst, über seine Aufenthalte im Orbit – als Kommandant der Raumstation ISS.
In seiner Eröffnungsrede, die der stellvertretende Vorsitzende des Stiftungsaufsichtsrats der Würth-Gruppe, Benjamin Würth, in Vertretung seines erkrankten Großvaters und Unternehmers, Professor Dr. Reinhold Würth, hielt, ging Benjamin Würth auf die Bedeutung der Künstlichen Intelligenz (KI) für das Unternehmen Würth ein. Die Anwendung der KI sei eine entscheidende Notwendigkeit, der man in der täglichen Arbeit im neuen Forschungszentrum „Curio“ in der Firmenzentrale in Gaisbach gerecht werde. „Hier gestaltet Würth die Zukunft mit, denn Neugier ist der Auftrag für uns alle“. Im anschließenden Gespräch zwischen WirtschaftsWoche-Chefredakteur Horst von Buttlar und dem ESA-Astronauten Alexander Gerst, der 1976 in Künzelsau geboren wurde, bekamen die gespannten Zuhörer faszinierende und ganz persönliche Einblicke und in die Raumfahrt allgemein. Während der 362 Tage im All, 400 Kilometer über der Erde, habe er sich auch gefragt: „Gibt es da draußen noch anderes Leben, oder sind wir hier wirklich alleine?“ Fragen und Gedanken, die auch zum Nachdenken über die Zukunft der Menschheit anregen sollten.
Über den Mond zum Mars
Während die ISS als Forschungsstation unvergleichbare Möglichkeiten für die Wissenschaft bietet, beispielsweise bei der Krebs- und Stammzellenforschung, gewinnt für Gerst auch der Mond als Forschungsobjekt wieder an Bedeutung in der Raumfahrt. Für den ESA-Astronauten geht daher der Weg zum Mars über den Mond. Auch grundlegende Fragen zur Entstehung des Mondes könnten mit weiteren Mondmissionen geklärt werden, genauso die Erforschung von möglichen Meteoriteneinschlägen anhand der zahlreichen Krater auf der Mondoberfläche.
Gerst hatte sich 2008 unter 8413 Aspiranten für das Raumfahrtprogramm der ESA beworben und nicht gedacht, dass er mit seiner Bewerbung Erfolg haben würde. „Ich wollte es einfach mal ausprobieren und meine Eltern ließen mir alle Freiheiten“. Als dann die positive Rückmeldung kam, dachte er zunächst an eine Verwechslung. Zur umfangreichen Vorbereitung auf die Mission gehörte unter anderem das Training von Stresssituationen oder das Üben von Weltraumausstiegen unter Wasser. Sogar ein medizinisches Training wie das Ziehen eines Zahns oder die Wundversorgung gehörten mit zum Ausbildungsprogramm.
Von Buttlar fragte auch, wie es war, die Erde aus dem Weltall zu sehen. Es sei ein zufälliger Moment gewesen, als er zum Fenster hinausschaute und die dünne Sichel der Erde sah. Schmunzelnd fügte Gerst seinen ersten Gedanken hinzu, dass die Erde „wirklich rund“ sei und man nicht umhinkomme, zu staunen.
Für die Teilnehmer des 14. Gipfeltreffens war es ein exklusiver Blick hinter die Kulissen der Raumfahrt und ein unvergesslicher Abend. Alexander Gerst ist deutscher ESA-Astronaut und Geophysiker. Seit 2009 ist er Mitglied des ESA-Astronautenkorps. Er flog zweimal zur Internationalen Raumstation ISS für seine Blue Dot und Horizons Missionen. Seit seiner Rückkehr im Dezember 2018 widmet er sich als Leiter der Abteilung „Astronaut Operations“ der Führung der neuen Astronautengruppe sowie der logistischen und operationellen Unterstützung zukünftiger ISS- und Mondmissionen. Neben seiner Tätigkeit bei der ESA ist Alexander Gerst offizieller Botschafter für Unicef. Für seine Arbeit wurde er mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Bundesverdienstkreuz.
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