Biotop

Heckfeld schafft neuen Lebensraum durch Renaturierung

Ein mäandernder Grabenverlauf, Reisighügel und eine Steinmauer: Im renaturierten Talgraben können sich Insekten und Reptilien einen neuen Lebensraum erobern.

Von 
Diana Seufert
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Heckfeld. Das Wasser plätschert leise im Graben. Der Boden ist gefroren, kleine Eisplatten haben sich an der Böschung gebildet. Die Binsen biegen sich sanft im kühlen Wind. Mit dem Ergebnis der Renaturierung des Talgrabens unterhalb des Lehrbienenstands in Heckfeld sind Bürgermeister Dr. Lukas Braun, Oliver Litterer (Sachgebietsleiter Tiefbau) und Markus Hellinger (Bauhof) sowie Michael Salomon vom Nabu sehr zufrieden. Bei Stadtverwaltung und Naturschützern ist man sich einig: „Das ist ein Vorzeigeprojekt in Sachen Naturschutz“, so Salomon.

Der rund 975 Meter lange Graben, der im Rahmen der Flurbereinigung schnurgerade angelegt worden war, ist nun renaturiert und kann mäandern. Es wurden Kuhlen und Schotterbereiche angelegt, um das Wasser zu bremsen. Auf der angrenzenden Wiese sind Burgen aus Wurzelstöcken, Steinen und Reisig entstanden. Wer als Spaziergänger vorbeikommt, mag sich vielleicht über die hohen Steinriegel und die vielen Reisighaufen wundern. Doch die haben einen wichtigen Zweck: Sie dienen vielen Kleinlebewesen künftig als Lebensraum.

Reptilien und Insekten

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„Zauneidechsen haben wir schon gesichtet“, berichtet Michael Salomon. Sie sind nicht die einzigen Tiere, die sich auf dem Areal wohlfühlen sollen. Insektenarten will man genauso anlocken wie Reptilien. Der Nabu-Vorsitzende geht davon aus, dass Eidechsenarten, aber auch Blindschleiche oder Ringelnatter diesen Lebensraum erobern. Marder und Siebenschläfer, Hummeln und Wildbienen könnten ebenso Einzug halten. „Im letzten Jahr wurde auch ein Wespenbussard gesichtet, der ein Wespennest im Boden entdeckt hatte.“

Weiden und Erlen wurden neu gepflanzt, die Binsen auf dem Areal umgesetzt. „Wir haben in den letzten Monaten zudem die Wurzelstöcke von Bäumen und Reisig aus den Stadtgebiet gesammelt“, erklärt Hellinger. Sie wurden auf der Wiese zu unterschiedlich großen Haufen aufgeschichtet. Weitere Haufen mit Laub, Reisig und Wurzeln sollen in den nächsten Monaten folgen, so Hellinger, um Reptilien Unterschlupf zu bieten.

Verteilt wurden in dem Bereich auch einige Winterquartiere für Igel. Die alten Holzbohlen der Radbrücke über die Tauber am Stadteingang von Lauda dienten dabei als Baumaterial für die massiven Kästen. Und aus zwei ausgedienten Betonrohren werden Brutmöglichkeiten für Steinkauze.

Um dieses Renaturierungsprojekt überhaupt umsetzen zu können, flossen 60 000 Euro aus der „Stiftung Naturschutzfonds“ als Ausgleich für drei Windräder. „Uns war wichtig, dass die Gelder auch in Heckfeld eingesetzt werden“, so Bürgermeister Braun. Vonseiten der Stadt wurden nicht nur die zehn Prozent an nötigem Zuschuss beigesteuert, sondern insgesamt rund 50 000 Euro sowie der Grunderwerb etwa für die Wiese neben dem Talgraben. Der Nabu schloss die Finanzierungslücke mit weiteren rund 4500 Euro.

Ortsnah Gutes geschaffen

Mit Unterstützung des Planungsbüros Zeller aus dem mittelfränkischen Bechhofen a. d. Heide wurde der „Stiftung Naturschutzfonds„ eine Umsetzung der Maßnahme vorgelegt, die über die ursprünglichen Arbeiten am Graben hinausgingen. Die Stadt hatte einen vier Meter breiten Grünstreifen entwidmet sowie vom Angrenzer einen zehn Meter breiten Streifen erworben, damit ein rund 0,5 Hektar großes Biotop entsteht. Damit wurden, so Oliver Litterer, unterschiedliche Biotopbereiche angelegt, von Feuchtstellen bis zu trockenen Plätzen.

Umgesetzt wurde die Maßnahme im Herbst 2022 schließlich von Mitarbeitern der Firma Konrad Bau. Vom Ergebnis sind alle Beteiligten begeistert. Bürgermeister Dr. Lukas Braun hebt die gute Zusammenarbeit zwischen Planungsbüro, Stadt und der Unteren Naturschutzbehörde des Landratsamts hervor. „Es ist toll, was aus als Ausgleichsmaßnahme für den Eingriff in die Ökologie ortsnah und mit viel Engagement entstanden ist“, freut sich Braun über das neu geschaffene Biotop.

„Ohne die zusätzlichen Mittel der Stadt wären die Maßnahmen an der Wiese nicht möglich gewesen“, unterstreicht Salomon das Engagement. Damit auch die Bürger erfahren, was und vor allem warum hier so kräftig Hand angelegt worden ist, soll noch ein Hinweisschild aufgestellt werden. Über die Pflege wollen sich Nabu, Stadt und Planungsbüro noch abstimmen.

Noch sind der Graben und die Wiese nach den Bauarbeiten ziemlich kahl. Aber das wird sich mit Beginn der Vegetationsperiode ändern, sind die Verantwortlichen überzeugt – auch wenn bewusst nichts eingesät wurde. „Die Natur ist der beste Baumeister“, findet Markus Hellinger.

Neben Pfaffenhütchen und Schwarzdorn, die ebenfalls eingepflanzt wurden, gedeihen wohl bald auch Schlehen und Heckenrosen, Mädesüß und Blutweiderich. „Es darf wachsen, was kommt“, meint auch der Bürgermeister. Über eine Begrünung des Areals durch die Natur machen sich die Verantwortlichen keine Sorgen.

Redaktion Hauptsächlich für die Lokalausgabe Tauberbischofsheim im Einsatz

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