Weikersheim. Es war nass und ziemlich kalt an diesem Samstagmorgen – doch rund zwei Dutzend Mitglieder des Club w 71 samt einer Handvoll Kinder nutzten den fast regenfreien Tag zum großen Arbeitseinsatz an den Südflanke des Winterbergs.
Der Weikersheimer Kulturverein pflegt seit rund zwei Jahrzehnten eine Fläche, die aus mehreren Parzellen besteht. Die „Knickstelle“ zwischen Weikersheim und Elpersheim hat einen besonderen landschaftlichen Reiz. Auch der Panoramaweg Taubertal (und andere Wanderwege) führt durch das Gelände, das sich mit kleinen Hügeln und Erdfällen mittlerweile durch eine große Artenvielfalt auszeichnet.
Diese Vielfalt an Tieren und seltenen Pflanzen soll erhalten bleiben. Angeregt wurden die Clubmitglieder durch eine erste große Entbuschungsaktion am Winterberg im Rahmen des Modells „Taubertalhänge“. Damals wurden Magerwiesen und Steinriegel freigelegt, die traditionelle, artenreiche und außergewöhnliche Kulturlandschaft des Taubertals kam wieder zum Vorschein.
Dazu wollte der Verein Club w 71 auch etwas beitragen: Der Landschaftsschutz stand damals für die Mitwirkenden im Mittelpunkt. Die Vereinsmitglieder fanden das knapp ein Hektar große Gelände im Breiten Wasen zur Grenze nach Elpersheim, das durch seine ungewöhnlich wellige Form auffällt.
Es stellte sich damals heraus, dass die Stadt Weikersheim Eigentümerin des Geländes ist. Die Kommune erlaubte es dem Verein, das Gelände zu entbuschen und fortan zu pflegen.
Am Samstag gab’s für alle zunächste eine intensive Sicherheitseinweisung, denn durch den Einsatz von Freischneidern musste wegen des möglichen Stein- und Splitterflugs auf genügend Abstand geachtet werden. Doch trotz dieser Teil-Motorisierung ist in dem schwierigen Gelände vor allem schweißtreibende Handarbeit gefordert: Mit Reb- und größeren Durchforstungsscheren wurden dornige Abschnitte auf den Stock gesetzt, die Wiesen gemäht und das Schnittgut mit Rechen und Heugabeln an die Steinriegel gebracht, wo es verrotten kann.
Durch die Landschaftspflege finden sich in dem vom Club w 71 gepflegten Biotop viele Pflanzen, die selten geworden sind: Alant, Schwalbenwurz, Ginster, Schopfiges Kreuzblümchen, Küchenschellen und Graslilien. Die Blumen locken Schmetterlinge wie Aurorafalter, Schachbrett, Russischer Bär, Blutbär, Distelfalter Bläuling usw. an. Viele Vögel fühlen sich im Biotop wohl und bei einem Abendspaziergang im Mai hört man die Nachtigallen singen.
Bei früheren Arbeitseinsätzen sah man oft bereits die ersten Blumen herausspitzen – heuer befindet sich das Gelände noch weitgehend im Winterschlaf. Trotzdem wurde als Neuling auf dem Areal ein Berberitzenstrauch entdeckt. Die roten Früchte der Berberitze sind essbar. Früher war die Pflanze häufig und zum Verfeinern von Speisen beliebt, aber als Zwischenwirt eines Getreidepilzes wurde sie in Europa stellenweise nahezu ausgerottet. mrz
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