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Gerlachsheim: Premiere des Ortschaftsrats mit Hindernissen

Plötzlich drei Kandidaten für Ortsvorsteherposten – einer zeigt sich irritiert. Andreas Schäffner gewählt. Bürgermeister Dr. Lukas Braun mahnt

Von 
Klaus T. Mende
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Eine Premiere mit Hindernissen brachte die konstituierende Sitzung des Gerlachsheimer Ortschaftsrates in der Turnhalle. © Matthias Ernst

Gerlachsheim. Lauda-Königshofens Bürgermeister Dr. Lukas Braun als Versammlungsleiter brachte es in seinem Schlusswort auf den Punkt: „Ich hoffe, das Gremium findet schnell menschlich zueinander und widmet sich den Sachthemen.“ Denn die sachliche Arbeit sollte stets im Fokus stehen. „Der Ortschaftsrat in Gerlachsheim ist für die Stadt Gold wert.“ Nach diesen Worten schloss der Rathauschef die konstituierende Sitzung des siebenköpfigen Rates, in der unterm Strich alle Tagesordnungspunkte ordnungsgemäß abgearbeitet wurden – jedoch mit Hindernissen, mit denen so nicht zu rechnen war.

Große Resonanz der Bürger

Erstmals in der Historie gibt es in Gerlachsheim einen Ortschaftsrat – die Abschaffung der unechten Teil-Ortswahl hatte dies möglich gemacht. Mehr als 60 Bürger wollten es sich denn auch nicht nehmen lassen, der Premierenzusammenkunft beizuwohnen. Viele waren deshalb gespannt auf das, was da kommen sollte. Schließlich hatte es im Vorfeld Indizen für eine interessante Sitzung gegeben.

Dr. Lukas Braun erklärte zunächst einige Regularien – unter anderem, dass es in der Gemeindeordnung heiße, der Ortsvorsteher müsse nicht unbedingt Mitglied des Ortschaftsrates sein (im Gegensatz zu seinem Stellvertreter). Dieser Punkt sollte im weiteren Verlauf nochmals für eine Kuriosität sorgen.

Nachrücker verpflichtet

Achim Krämer, Kevin Kummer, Marcel Hübner, Milena Gerlach (FBL), David Stolz, Edgar Klingert, Dominik Martin (GfG) – so die siebenköpfige Besetzung des Gremiums nach der Kommunalwahl vom 9. Juni. Manches war bereits im Vorhinein abgesprochen worden, so unter anderem, dass Achim Krämer für die Wahl des Ortsvorstehers vorgeschlagen werden sollte, wozu er sich auch bereiterklärt hatte – ursprünglich zumindest. Dann hatte er jedoch aus triftigen und nachvollziehbaren Gründen plausibel klar gemacht, dass er sein Ehrenamt im Ortsparlament nicht werde ausüben können. Deshalb wurde später Martin Thüry als Nachrücker verpflichtet – einstimmig.

Vor dem Urnengang zum Ortsvorsteher ergriff Dominik Martin das Wort. Er bezeichnete die erste Sitzung des Gremiums als „historisch“ und lobte, dass sich 17 Bewerber für die sieben Plätze zur Verfügung gestellt hätten. Er freue sich über die künftige Arbeit im Gerlachsheimer Rat. Dieser war im Übrigen vor allem deshalb ermöglicht worden, weil in Lauda-Königshofen die unechte Teilortswahl abgeschafft worden war, was zunächst von der CDU im Lauda-Königshöfer Gemeinderat als der verkehrte Weg empfunden worden war. Ihr Bestreben war eigentlich, einen modifizierten Weg zu finden.

Dominik Martin sprach sich weiter dafür aus, in Zukunft auf „parteipolitisches Geplänkel“ zu verzichten. Er war es dann auch, der auf den von der FBL statt Achim Krämer ins Rennen geschickte Kandidat zu sprechen kam. Andreas Schäffner, bislang im Gemeinderat, hatte nicht für den Ortschaftsrat kandidiert. „Er macht es sicher gut, doch ich wundere mich über diesen Vorschlag. Auch wenn dies juristisch korrekt ist, ist es moralisch nicht gut. Es sollte jemand aus dem Gremium sein“, argumentierte Martin – und schlug spontan Kevin Kummer vor. Selbiger reagierte sichtlich überrascht: „Mir fehlen die Worte“, vor allem weil er bereits zuvor mitgeteilt hatte, einerseits aus beruflichen Gründen nicht zur Verfügung zu stehen, andererseits weil ihm die Erfahrung fehle.

Selbst kandidiert

Dominik Martin sah sich dieser Alternative beraubt, ließ aber nicht locker – und kandidierte selbst für den Posten des Ortsvorstehers. Geheime Wahl: vier Stimmen für Schäffner, drei für Martin – über leichte Umwege war das Gremium doch noch zum (Zwischen-)Ziel gekommen. Und für Andreas Schäffner – im Übrigen nicht nur langjähriger Gemeinderat, sondern auch Kämmerer von Kirchheim – gab’s Beifall und Glückwünsche.

Schäffner verwahrte sich dagegen, dass „dies alles gesteuert“ gewesen sei. Zunächst habe er zweimal abgesagt, als viele Bürger an ihn herangetreten seien. Die aktuelle Situation habe dann aber eine für den Ort gute Lösung erfordert, weshalb er doch noch „Ja“ gesagt habe. All seine kommunalpolitische Erfahrung wolle er einbringen, hoffe dabei im Rat „auf ein gutes Miteinander“, um die Kommune Gerlachsheim gemeinsam nach vorn zu bringen.

Kevin Kummer gewählt

Doch damit noch nicht genug. Die GfG-Seite brachte David Stolz als stellvertretenden Ortsvorsteher ins Gespräch, die FBL plädierte hingegen für Kevin Kummer, der dann auch zur Wahl stand – und mit sechs Ja-Stimmen bei einer Enthaltung gewählt wurde. Damit war die Prozedur über die Bühne gebracht – jetzt geht es nur noch darum, dass die beiden Gewählten vom Gemeinderat bestätigt werden. Und danach kann das Gremium sich ganz darauf konzentrieren, Sachthemen anzugehen – zum Wohle der Bürger.

Redaktion Mitglied der Main-Tauber-Kreis-Redaktion mit Schwerpunkt Igersheim und Assamstadt

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