Betriebsversammlung - Stellenabbau bei dem Lauda-Königshöfer Traditionsunternehmen jetzt offiziell besiegelt

Firma Walter Herzog in Lauda: Kollegium wütend und enttäuscht über Stellenabbau

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pm/ktm
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Das Aus von Herzog in Lauda ist jetzt offiziell beschlossen. © Klaus T. Mende

Lauda-Königshofen. Wütende und enttäuschte Herzog-Mitarbeiter: Im Rahmen einer Betriebsversammlung am Dienstag erläuterten Betriebsrat und IG Metall das Ergebnis der Verhandlungen um den Standort Walter Herzog in Lauda. Es gibt keine Alternative, der Großteil der Stellen wird abgebaut (wir berichteten).

Das Unternehmen PAC (USA) hatte bereits im Oktober 2020 entschieden, den Standort in Lauda bis auf wenige Stellen im Vertrieb und Service zu schließen und nach Verson in Frankreich und an einen externen Systemlieferanten zu verlagern. Es handelte sich damit um eine gravierende Betriebsänderung im Sinne Paragraf 111 Betriebsverfassungsgesetz. Die Betriebsräte hatten sich deshalb Unterstützung bei der Gewerkschaft geholt.

Während der vorgeschriebenen Informations- und Beratungsphase hatten Betriebsrat und IG Metall versucht, die vorliegenden Entscheidungsgründe zu erfahren, um alternative Konzepte zu entwickeln. „Von Beginn an blockierte der Arbeitgeber und hat Fragen widerwillig, gar nicht oder unzulänglich beantwortet“, so Birgit Adam von der IG Metall Tauberbischofsheim. Erst nachdem die Einigungsstelle angerufen wurde, sei Schwung in die Beratung gekommen. Wenn Verhandlungen stocken, könne jeder der Betriebsparteien die Einigungsstelle anrufen. In der Einigungsstelle sitzt den beiden Betriebsparteien ein unparteiischer Richter vor. In der Regel seien das erfahrende Richter oder Mediatoren.

Dieser Prozess dauere mehrere Monate und fordere von den Beschäftigten viel Geduld, so Adam. Letztendlich seien dadurch aber Betriebsrat und IG Metall in der Lage gewesen, Alternativen zur Teilbetriebsstilllegung vorzuschlagen. Insgesamt habe man vier Lösungen auf den Tisch gepackt, angefangen von tariflichen Zugeständnissen bis hin zu einer möglichen Lösung einer Übernahme der Produkte und Beschäftigten durch ein anderes Unternehmen, so die IG Metall. „Was mich wirklich geärgert hat ist, dass keine der Alternativen den Arbeitgeber vor Ort überhaupt auch nur ernsthaft interessierte. Wie sollte er denn dann wohl den Standort in Amerika vertreten? Ich habe in der Betriebsversammlung den Standortleiter mit verantwortlich gemacht für diese Entscheidung in Amerika“, erklärt Adam.

Damit sei es nur noch möglich gewesen, einen Sozialplan zu verhandeln. Dieser sei hinsichtlich der Faktoren für Betriebszugehörigkeit gut ausgestattet. Doch begrenzten zwei Deckel die Gesamtsumme. Deshalb kritisieren Betriebsrat und IG Metall den Abschluss, dem sie nicht zustimmten. Das Ergebnis sei durch einen Spruch der Einigungsstelle zustande gekommen. Aus Sicht des Betriebsrates und der IG Metall fehlten eine Transfergesellschaft als weitere Überbrückung, Regelungen für den verbleibenden Rest im Vertrieb und Service, falls in den nächsten Jahren eine weitere Schließung drohe, und bessere Altersregelungen zur Überbrückung in den Ruhestand.

Gerade die Regelung für ältere Kollegen sei bei der Belegschaft schlecht angekommen. Der Geschäftsführer vor Ort habe mehrmals versprochen, gerade für die älteren, rentennahen Kollegen eine gute Brücke in den Ruhestand zu vereinbaren. Tatsache sei, dass viele der 58- bis 60-Jährigen vor einem Scherbenhaufen stünden. Die Abfindung reiche nicht zur Überbrückung in die Rente – einen neuen Job zu finden, sei auch nicht einfach.

„Vieles von seinen Versprechungen hat der Arbeitgeber nicht eingelöst, stattdessen nach dem letzten Verhandlungstag lieber Sekt getrunken mit seiner Arbeitgeberverhandlungsgruppe. Solche Arbeitgeber müssen sich schämen für das, was sie tun und unterlassen“, fasst Adam von der IG Metall zusammen.

Für Lauda gehe eine Ära eines eingesessenen Unternehmens zu Ende. „Es ist und bleibt eine Sünde, ein solch gesundes Unternehmen quasi zu schließen“, so Birgit Adam am Ende auf der Versammlung vor einer Belegschaft, die sichtlich erbost und auch sehr enttäuscht ist.

Die IG Metall wird ihre Mitglieder in diesem Betrieb in den nächsten Monaten mit Beratung und auch Rechtsvertretung begleiten und wünscht sich sehr, dass die hoch qualifizierten Fachkräfte bald wieder eine Arbeit finden. pm/ktm

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