Lauda. Führungsspitzen von Unternehmen denken langfristig, was die strategische Ausrichtung anbelangt. Mögliche Erweiterungen wollen rechtzeitig geplant und realisiert werden. Bei Lauda Dr. R. Wobser hat man einige Expansionspläne, die bereits gut ausgereift in der Schublade liegen und bis in die nächste Generation genügend Spielraum bieten.
Diese Pläne werden von Dr. Gunther Wobser, Geschäftsführender Gesellschafter, und Dr. Marc Stricker zusammen mit dem gesamten Führungsteam immer aktualisiert. „Eine Erweiterung ist in Vorbereitung, musste aber aufgrund der derzeitigen wirtschaftlichen Lage neu gestaffelt werden“, so Dr. Gunther Wobser beim Pressegespräch.
Prognose für 2025: Voraussichtlich zweistelliges Wachstum
2024 ist für das Unternehmen ein wirtschaftlich anspruchsvolles Jahr, betonten die Geschäftsführer mit Blick auf die weitere Entwicklung. Die selbstgesteckte Wachstumsprognose für die nächsten Jahre von 22 Prozent werde man nicht einhalten – zumal man aktuell einen Rückgang von rund acht Prozent zu verkraften hat. Allerdings gehe man für 2025 wieder von einem zweistelligen Wachstum aus. Das ambitionierte Ziel, den Umsatz auf 250 Millionen Euro zu steigern, hat man relativiert. Aktuell werden rund 180 Millionen Euro anvisiert. Sie machen klar: „Das Herz schlägt am Standort Lauda, es wird keine Verlagerung geben.“
Über 600 Mitarbeiter weltweit - Kurzarbeit dauert an
Momentan sei man darauf fokussiert, weitere Aufträge zu generieren. Auf der Leitmesse „Achema“, die kommende Woche in Frankfurt am Main stattfindet, will man die Kunden von der Leistungsfähigkeit als Weltmarktführer überzeugen. Denn das Unternehmen mit über 600 Mitarbeitenden weltweit, rund zwei Drittel davon in Lauda, hat bereits vor Monaten Kurzarbeit beantragt. Dr. Wobser spricht von einer „Dürrephase nach Corona“, weil die Kunden auf weitere Engpässe vorbereitet sein wollten und über den Bedarf kauften. Diese Durststrecke werde man überwinden, sind sich Stricker und Wobser einig. Mit dem Abschmelzen der Arbeitszeitkonten trage man dem Rechnung. Befristete Arbeitsverhältnisse wurden dennoch verlängert. Wobser begründet dies mit der Tatsache, dass diese Mitarbeitenden gut eingearbeitet seien und bei künftigen Aufträgen gebraucht würden.
Platzbedarf: Neues Empfangsgebäude soll her
Gebraucht wird in den Augen der Geschäftsführung auch der Platz. Deshalb macht man sich langfristig Gedanken, wo baulich Optimierungsmöglichkeiten bestehen. Zum einen wünscht man sich ein neues Empfangsgebäude, zum anderen kann man sich auch eine Veränderung bei den bestehenden Hallen vorstellen.
Zuletzt erfolgte die Aufstockung eines bestehenden Bürogebäudes und der Ausbau der firmeneigenen Parkplätze, die zudem mit einer imposanten Photovoltaikanlage überdacht sind. Der daraus gewonnene Strom stehe auch der Belegschaft zum Laden von E-Bikes sowie der Allgemeinheit an den öffentlichen Pkw-Ladestationen zur Verfügung. Und man hat bereits die Erweiterung des Standorts im Fokus. „Wir werden als größter Arbeitgeber der Stadt von Gemeinderat und Verwaltung gut unterstützt“, so Dr. Stricker.
Palettenlager und Logistik könnten deutlich vergrößert werden
„Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, um sich um strategische Zukunftsfragen zu kümmern und die Weichen für die nächste Generation zu stellen“, findet Dr. Marc Stricker. In nordwestliche Richtung, im Bereich „Im weißen Bild“ könnte eine gewerblich nutzbare Fläche von 17.000 Quadratmetern entstehen. Der Bereich Palettenlager sowie Logistik mit Tiefhof für Lkw könnte damit deutlich vergrößert werden. Lauda möchte sich die Reservierung der Fläche sichern, der Gemeinderat hat die Umwandlung des bisherigen Ackerlands im Flächennutzungsplan auf den Weg gebracht. Wann allerdings gebaut wird, dafür gibt es noch keine Zeitschiene.
„Wir sind sehr froh über diese Entwicklungsachse, die dem Unternehmen Spielraum ermöglicht“, unterstreicht Dr. Wobser. „Lauda bleibt die Zentrale unseres Unternehmens.“ Kritisch sehen Stricker und Wobser nach wie vor die fehlende Bahnunterführung an der L 511, die von den Lkw nicht passiert werden kann. Man fühle sich teils „abgeschnitten“. Pläne, dieses Nadelöhr zu beseitigen, gebe es seit Jahrzehnten. Der Umsetzungsplan läge seit langem auf dem Tisch, nur der letzte Schritt fehle. Dieser würde nicht realisiert. Für die Weiterentwicklung der Kernstadt und seines Familienunternehmens sei dies, aus Wobsers Sicht, allerdings dringend nötig.
China-Geschäft wichtig
Insgesamt will man in den nächsten Jahren und Jahrzehnten am Standort Lauda rund 20 Millionen Euro investierten – wenn die wirtschaftliche Situation es zulässt, gerne auch in die Erweiterung. Gleichzeitig sollen auch die Standorte in Burgwedel bei Hannover sowie Terrassa in Spanien weiterentwickelt werden. Und auch in China, wo das Unternehmen zwei Niederlassungen hat, wird es Veränderungen geben.
Für Dr. Wobser spielt China bei den Umsätzen eine wichtige Rolle, sonst wäre „ein großer Markt verloren“. Von China lernen, ist sein Ansatz. Erst kürzlich war er mit einer Delegation von Wirtschaftsvertretern vor Ort und hat auf die Belange mittelständischer Unternehmen hingewiesen.
Möglichen Taiwan-Konflikt im Blick
Man müsse sich auf die dortigen Spielregeln einstellen. „Das ist eine Umarmung mit offenen Augen“, beschreibt er die Strategie: „Trotz aller Subventionen, die China ausländischen Unternehmen gewährt, dennoch Vorsicht walten lassen und einen kritischen Blick bewahren.“ Darüber hinaus werde man sich auf einen möglichen Taiwan-Konflikt vorbereiten.
Einen Schlusspunkt gesetzt hat man bei Lauda hinter den digitalen Hub new.degree. Die eigenständige GmbH in Würzburg wird geschlossen. Die sichtbaren Erfolge seien überschaubar gewesen, begründet Wobser den Schritt, die Zukunftsthemen Innovation und Digitalisierung wieder direkt ins Unternehmen zu holen.
Visionär Wobser drückt derzeit auf die Euphorie-Bremse. „Wir werden an unseren Wachstumsplänen festhalten. Aber jetzt brauchen wir erst einmal Aufträge, um die Kurzarbeit so schnell wie möglich zu beenden.“
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