Lauda-Königshofen. Tauberbischofsheim, Lauda-Königshofen, Wertheim, Bad Mergentheim – zahlreiche kleinere Kommunen entlang von Nebenstrecken verfügten bis in die 1980er Jahre einen eigenen Güterbahnhof.
Nach und nach dichtgemacht
Im Zuge von Stilllegungen und Modernisierungsmaßnahmen bei gleichzeitig sinkender Bereitschaft der Wirtschaft, ihre Waren auf der Schiene zu transportieren, wurden sie nach und nach dichtgemacht. Zwischenzeitlich gibt es im gesamten Main-Tauber-Kreis keine derartigen Verlademöglichkeiten mehr.
Einige wenige Unternehmen entlang der Tauberbahn-Route unterhalten noch einen Gleisanschluss – so die Firma Strabag in Königshofen. Und der soll jetzt dazu beitragen, dass die Güterverladung auf Züge wieder eine Art Renaissance erlebt.
In enger Absprache mit der IHK Heilbronn-Franken ist die Stadtverwaltung von Lauda-Königshofen dabei, auszuloten, wie groß das Interesse der hiesigen Wirtschaft ist, via Strabag-Areal Waren auf die Schiene zu bringen (wir berichteten). „Das Projekt hat gerade erst richtig Fahrt aufgenommen“, betont Wirtschaftsförderer Christoph Kraus gegenüber den Fränkischen Nachrichten.
Wie ist es denn zu dieser Idee gekommen? „In unmittelbarer Nähe des bestehenden betrieblichen Gleisanschlusses der Strabag Rail gibt es noch drei Hektar für die Erweiterung des Königshöfer Industriegebietes ,Becksteiner Weg’“, äußert sich Bürgermeister Dr. Lukas Braun. „Ein Interessent für die komplette Fläche ist darauf aufmerksam geworden und hat die Idee eines multifunktionalen Güterumschlagplatzes vorgebracht.“ In diesem Zuge habe Stadtbaumeister Tobias Blessing daran erinnert, dass es vor gut einer Dekade ein Studenten-Projekt zu solch einer Aufwertung des existierenden Gleisanschlusses gegeben habe. „Wir haben die Möglichkeit im April 2022 vor Ort mit dem Parlamentarischen Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium, Michael Theurer, erörtert, der Beauftragter der Bundesregierung für den Schienenverkehr ist.“ Und nach dessen Auskunft bestünden über den Bund gute Förderkonditionen.
Unterstützung zugesagt
In einem weiteren Schritt, so das Lauda-Königshöfer Stadtoberhaupt, habe er die Nahverkehrsgesellschaft kontaktiert, die im Auftrag des Landes ein kleines Güterkompetenzzentrum unterhält. „Die beiden Fachleute, Stefan Kindorf und Joachim Zacher, haben uns gleich Unterstützung hinsichtlich einer Machbarkeitsuntersuchung zugesagt. Bei dieser Gelegenheit wiesen wir sie darauf hin, dass sie auch mit dem Mainhafen in Wertheim bezüglich des dortigen Gleisanschlusses im Gespräch seien.“ Beide Potenziale könnten sich ergänzen. Wertheim habe die Nähe zur Binnenschifffahrt, Königshofen liege direkt an der Kreuzung der Bahnrelationen Crailsheim-Aschaffenburg und Stuttgart-Würzburg – und habe somit auch eine Anbindung an den „Hinterlandverkehr“ der Seehäfen.
„Um den Bedarf eines solchen Güterumschlageplatzes zu ermitteln, läuft aktuell eine Umfrage“, berichtet Christoph Kraus. Sie richte sich an Betriebe aus einem Umkreis von 30 bis 50 Kilometern, für welche die Nutzung eines multifunktionalen Gleisanschlusses wirtschaftlich sinnvoll sei.
Mit zehn kurzen Fragen, die meist via Multiple Choice zu beantworten, wolle man sich ein detailliertes Bild über das quantitative Interesse machen. Aber auch logistische Aspekte, die für die weiteren Planungsschritte relevant seien, würden berücksichtigt.
Schlussendlich, so der Wirtschaftsförderer weiter, erhoffe man sich ein präzises Anforderungsprofil und könne „mit dieser harten Datengrundlage auf potenzielle Betreiber zugehen“. Kraus freut sich über jedes Unternehmen aus der Region Odenwald-Tauber, das sich via Homepage www.lauda-koenigshofen.de/gueterumschlagplatz an der Umfrage beteiligt.
Noch dicke Bretter zu bohren
„Es sind sicher noch einige dicke Bretter zu bohren. Im Moment geht es noch um eine Ermittlung des tatsächlichen Bedarfs“, meint Christoph Kraus abschließend gegenüber unserer Zeitung. Hierbei könne sich theoretisch auch noch herausstellen, dass die regionale Nachfrage nach einem solchen Angebot gar nicht ausreiche. „Allerdings stimmen uns die bisherigen Rückmeldungen – auch hinsichtlich der Größenordnung an Waggons für den Containertransport – optimistisch.“
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