Heckfeld. Sehr regen Besucherzuspruch erfuhr am Dienstagabend eine öffentliche Ortschaftratssitzung in Heckfeld, bei der Änderungen des Flächennutzungsplans "2010 plus" speziell zur Windenergie sowie zu potenziellen Vorranggebieten und Standorten für Windkraftanlagen primärer Tagesordnungspunkt waren.
"Wir freuen uns, dass heute Abend so viele Bürger erschienen sind und damit ihr Interesse bekunden", begrüßten Heckfelds Ortsvorsteher Tobias Sauer und Bürgermeister Thomas Maertens die große Vielzahl an Besuchern, die angesichts der sowohl aktuellen als auch brisanten Thematik nicht nur aus Heckfeld, sondern auch aus benachbarten Kommunen und Ortschaften wie etwa aus Brehmen sowie aus der gesamten Stadt Lauda-Königshofen und dem Main-Tauber-Kreis ins Heckfelder Sportheim gekommen waren.
Einebesonderer Anlass für die öffentliche Ortschaftratssitzung sei der Umstand, dass die Gemarkung Heckfeld nicht nur Untersuchungsgebiet für potenzielle Windkraft-Vorranggebiete im Stadtgebiet von Lauda-Königshofen darstelle, sondern die Ortschaft aufgrund als direkter Nachbar zu den vier Kommunen Boxberg, Ahorn, Königsheim und Tauberbischofsheim auch von deren Untersuchungen und Planungen für Konzentrationszonen und Vorranggebiete für Windkraftanlagen betroffen sein könnte, erklärte Maertens.
"Wir sind eine kommunale Familie, da Fragen und Planungen zur Energie vor kommunalen Grenzen nicht haltmachen, sondern darüber hinausgehen, zumal wir auch in einem gemeinsamen Landschaftsraum leben", betonte er.
"Wir waren geplättet, als wir die Überlegungen und Planungen unserer Nachbarkommunen zusammengetragen haben", hob Maertens weiter hervor. Boxberg und Ahorn hätten momentan zwei Vorranggebiete in Arbeit, davon liege eines im Bereich "Ahornwald". Ein weiteres mögliches Vorranggebiet untersuche die Stadt Boxberg in Nachbarschaft zu Heckfeld und Beckstein auf Gemarkung Oberschüpf.
Zudem habe die Gemeinde Königheim einen Antrag auf immissionsschutzrechtliche Genehmigung für acht Windkraftanlagen auf Gemarkung Brehmen und Esselbrunn gestellt und veröffentlicht. Zwar seien von der Stadt Tauberbischofsheim laut Maertens noch keine konkreteren Planungen für Windkraft-Vorranggebiete bekannt, allerdings müsse man auch hier damit rechnen, dass ebenfalls Vorschläge zur Ausweisung von Windkraftanlagen in Nähe zu Heckfeld erfolgen könnten.
"Ich war ein großer Befürworter der Energiewende und habe auch die Freiland-Fotovoltaik-Anlagen unterstützt, was jedoch jetzt im Main-Tauber-Kreis passiert und in Heckfeld passieren könnte, schießt weit über das Ziel hinaus", kritisierte Maertens. Neben bereits 80 vorhandenen Windkraftanlagen im Main-Tauber-Kreis seien 2014 weitere 33 Anlagen genehmigt worden, womit der Kreis ein Viertel bis ein Drittel aller Windkraftanlagen in Baden-Württemberg aufweisen würde. "Abgesehen von den Auswirkungen auf die Zoologie, glaube ich, dass wir uns auch viel unserer Lebensqualität berauben lassen", zeigte sich Maertens überzeugt.
Die Stadt Lauda-Königshofen habe derzeit neun Untersuchungsgebiete für mögliche Windkraft-Vorrangzonen in Trägerbeteiligung, davon fünf bei Heckfeld. Dabei sei vorgesehen, im Laufe dieses Sommers die Prüfungen abschließen zu können. "Bezeichnen Sie diese Flächen bitte nicht als abgeschlossene Planungen, sondern Gebiete, die sich erst einmal zu Beginn eines gesamten Planungsprozesses in einer Prüfungsphase befinden", hoben Maertens sowie Stadtbaumeister Tobias Blessing nicht nur für diese fünf potenziellen Windkraftzonen um Heckfeld, sondern auch für die anderen vier möglichen Eignungsflächen hervor.
"Wenn eine Kommune nicht tätig wird, kann ein Investor kommen und womöglich dort eine Windkraftanlage bauen wo er möchte", gaben Beide zugleich zu Bedenken, zumal jede der fünf Kommunen im Rahmen der eigenen gesetzlich verankerten kommunalen Selbstbestimmung und Hoheit an den Planungen von Vorranggebieten für Windkraft arbeite.
"Achtung, überlastungsgefährdete Ortschaft" laute allerdings eine Kategorie des Regionalplanungsverbandes bezüglich einer potenziellen Konzentration von Windkraftanlagen, von der neben Heckfeld auch Brehmen und Pülfringen betroffen seien.
In einer anschließenden sehr engagierten bis hin zuweilen hitzigen Diskussion äußerten vor allem sowohl besorgte Bürger aus Heckfeld als auch aus anderen Stadtteilen wie etwa aus Marbach und Königshofen, wo bereits Unterschriftenaktionen gegen die dort geplanten Untersuchungsgebiete stattfanden, sowie benachbarter Orte ihre Bedenken zu den möglichen Konzentrationszonen und Vorranggebieten für Windkraft. "Wir kleinen Kommunen sind die Verlierer und spielen uns gegenseitig aus", "Diktatur des Kapitals" sowie "das dürfen wir uns nicht gefallen lassen - seid wachsam, es geht um unsere Heimat", waren unter anderem Argumente und Befürchtungen besorgter Diskussionsteilnehmer.
"Ihr habt es selber in der Hand, geht auf die Bürgermeister, Gemeinderäte und Landtagsabgeordnete zu. Tut Euch zusammen und bildet eine Einheit" appellierte darüber hinaus ein Vertreter einer Initiative aus Bietigheim-Bissingen gegen "unsinnige Windkraftstandorte" sowie zum Schutz der Wälder wie etwa auch den Boxberger Wald.
"Wir können versuchen, die Planungen zu steuern, was herauskommt, kann man jedoch nicht versprechen", meinte Maertens angesichts der Anzahl von vier beteiligten Nachbarkommunen sowie der Vielzahl von Akteuren und möglichen Investoren. "Wir werden in Kürze nochmals eine öffentliche Ortschaftsratssitzung einberufen, bei der Bürger ihre konkreten Anregungen und Bedenken zur Stellungnahme Heckfelds zu den geplanten Untersuchungsgebieten äußern können" sicherte zudem Ortsvorsteher Sauer zu.
Darüber hinaus starteten Werner Kilb, Jochen Groß und Tobias Sauer eine Unterschriftenaktion zur Gründung einer Bürgerinitiative gegen den weiteren Ausbau von Windenergie in Heckfeld und Oberlauda (ausführlicher Bericht folgt).
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