Odenwald-Tauber. Kaum ein Gewässer im Main-Tauber-Kreis, das der Nager noch nicht erobert hat. Die Zahl der Tiere nimmt stetig zu, im Gegensatz dazu erhöht sich der Raum für eine weitere Ansiedlung nicht. Von politischer Seite kommen im Ländle derzeit aber kaum Anstalten, diesem Treiben gezielt Einhalt zu bieten – etwa durch eine konsequente Bejagung. Der ganz besondere Schutz des Bibers ist mittlerweile jedoch vielen ein Dorn im Auge. Die Forderungen nach mehr Aktivitäten, die Problematik in den Griff zu bekommen, nehmen in der Gesellschaft kontinuierlich zu, wie auch eine nicht repräsentative Umfrage unserer Zeitung auf Facebook verdeutlicht.
Ein Igerheimer User nennt den Aschbachsee bei Herrenzimmern als bestes Beispiel dafür, dass es so nicht mehr weitergehen kann. „Das Ausmaß der Zerstörung dort ist groß. Selbst den Berghang hinauf liegen die Baumleichen“, berichtet er. Generell habe er nichts gegen den Biber, doch was er zerstöre, sei immens – „gerade im Hinblick auf den durch den Klimawandel ohnehin geschädigten Wald“.
Weitere Flächen ausweisen
Ein Rosenberger fordert für solch eine Spezies besonders ausgewiesene Flächen, auf denen sie sich austoben könne. „So wie der Biber sich aktuell vermehrt und Schäden anrichtet, ist es nicht weiter tragbar“ – das müsse begrenzt und die Population durch Bejagung unter Kontrolle gehalten werden.
Eine andere Nutzerin sieht zwei Seiten der Medaille. Einerseits hat sie Verständnis für die Problematik, dass der Biber große Zerstörung anrichtet – auch Lebensraum für andere Tiere vernichtet. Allerdings hält sie es für fragwürdig, Tiere grundlos zu töten, da „immerhin der Mensch den meisten Schaden in der Natur anrichtet“. Eine weitere vertritt hingegen die Auffassung, dass der Artenschutz nicht durch eine einzelne Tierart ausgehebelt werden sollte – „gerade wenn diese Tierart keine natürlichen Feinde hat und sich so rasant vermehrt“. Deswegen solle in solch einem Fall entsprechend reguliert werden.
„Wenn wir diverse Bäume entlang diverser Flussläufe für uns beanspruchen, bleibt für den Biber nicht viel übrig“, führt ein Nutzer an. Im Grunde sei er schützenswert, aber er passe eben nicht immer ins Konzept.
Regulierend eingreifen
„Die Schäden durch den Biber nehmen überhand“, hat auch ein Weikersheimer erkannt. Wenn die Bestände zu groß würden, müsse regulierend eingegriffen werden, ist auch er überzeugt. „Auch der Naturschutz sollte ein Interesse daran haben. Denn wo der Biber überhandnimmt, kann auch der übrige Artenschutz unter ihm leiden.“
Für eine Leserin ist es schade, „jeden Tag die verwüsteten Bachläufe in unserem wunderschönen Taubertal zu sehen“. Für sie sei der Nager ein großer Schädling und sie sehe trotz großer Anstrengung seinen Nutzen für die Natur nicht. „Möchte man wirklich so lange warten, bis er alles kahl gelegt hat?“, fragt sie. Und ein User wirft ein, dass der Biber „mittlerweile bei uns im Ortskern angekommen ist – und frisst selbst da die Bäume an“. Eine Regelung wär nicht verkehrt.
Ein Assamstadter kritisiert die „Gutmenschen“, die den Biber willkommen geheißen hätten. „Sie haben bestimmt kein bewachsenes Grundstück in der Nähe eines Gewässers.“
Als Befürworterin entpuppt sich eine Bad Mergentheimerin. „Biber sind ein gutes Zeichen, sie besiedeln gerne naturnahe Gewässer, die (noch) nicht begradigt wurden.“ Dadurch, dass sie die Landschaft nach ihren Bedürfnissen formten, schafften sie Zonen, in denen die Artenvielfalt steige, ist sie überzeugt. In Auenlandschaften an Flüssen gebe es in Deutschland die meiste Biodiversität, sie machten aber nur noch einen kleinen Anteil der Landschaften aus und seien besonders schützenswert – auch wegen ihres Nutzens für den Menschen, etwa beim Hochwasserschutz. „Biber sollten weiterhin geschützt werden. Aber es muss nach Lösungen gesucht werden, wenn sie sich zum Beispiel in Städten niederlassen wollen, bevor Keller unter Wasser stehen, weil die Biber einen Bach stauen.“
Ein Neubrunner hingegen sagt ganz lapidar: „Es wäre schön, wenn unsere heimischen Vögel den gleichen Schutz hätten – nicht die Raubvögel und Elstern, sondern Singvögel, Fasane und Rebhühner.“
„Eigentlich ein cooles Tier. Doch man müsste eingreifen dürfen – nicht durch Töten, sondern Plätze schaffen, wo die Tiere leben können, ohne Schaden anzurichten“, lautet eine andere Meinung.
„Alles mit Maß und Ziel“, wird als weitere Forderung ins Feld geführt. „Ich finde, mittlerweile nehmen die Schäden vom Biber überhand und er sollte wieder gejagt werden, bevor alle Bäume kaputt sind. Manche Gebiete sehen ja schon aus wie Mondlandschaften.“ Konkret wird ein Schillingstädter: Der Biber habe den Hasselbach entlang „fast alles niedergemacht. Es ist nur noch zum Heulen“. Erst werde dieses Tier fast ausgerottet, nun aber ohne Rücksicht auf die Belange des Menschen geschützt. „Wie wäre es denn mit einem Mittelweg? Dort, wo der Biber Schäden anrichtet, die für Menschen existenzbedrohend sind, wird er entfernt“, werden deutliche Konsequenzen angemahnt. So wie es derzeit laufe, sei keine Akzeptanz für das Tier denkbar. „Sobald das Tierwohl über dem Wohl des Menschen steht, wird es kein Verständnis geben.“
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