Polizeischutz während der Gebetszeiten

Angst in Lauda: Gemeinde stoppt Aktivitäten nach Übergriffen in Moschee

Afghanischer Asylbewerber soll mehrfach randaliert und Gläubige bedroht haben. Behörden prüfen Schritte gegen den Mann.

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Klaus T. Mende
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Während der Gebetszeiten sorgt die Polizei für den Schutz der Gläubigen. Ansonsten ist die Moschee in der Laudaer Bahnhofstraße gegenwärtig geschlossen. © Klaus T. Mende

Lauda. Die Moschee in der Laudaer Bahnhofstraße ist gegenwärtig nur noch zu den Gebetszeiten geöffnet. Denn bei den gut 800 Mitgliedern der Türkisch-Islamischen Gemeinde geht derzeit die Angst um, sie fürchten nämlich um ihre Sicherheit - und vor allem um die ihrer Kinder. Grund für diese Maßnahme ist ein junger afghanischer Asylbewerber, der seit einigen Tagen dort sein Unwesen treibt. „Unsere Gemeinde sieht sich einer ernsten, wiederholten und akut gefährlichen Situation ausgesetzt. Innerhalb von gut zwei Wochen kam es in unseren Räumlichkeiten mehrfach zu Übergriffen durch die selbe Person. Mobiliar und Eigentum wurden mutwillig zerstört, Gemeindemitglieder sind massiv beleidigt, bedroht und körperlich angegriffen worden“, erzählt Vorstandsmitglied Kerim Cosgun im Gespräch mit dem FN-Reporter. Die Behörden seien eingeschaltet, es habe bereits einen intensiven Austausch mit Polizei, Landkreisverwaltung und Stadt gegeben, in die auch unter anderem der türkische Generalkonsul in Stuttgart und der Heilbronner Polizeipräsident Frank Spitzmüller mit involviert sind. Inzwischen sei dem Afghanen zumindest mal ein Hausverbot erteilt worden, die Moschee indes stehe zurzeit unter verstärktem Polizeischutz, wenn dort die Menschen zusammenkommen.

Gleich mehrfach radikale Äußerungen getätigt

Der Afghane, der in einer Flüchtlingsunterkunft einer Kommune im Landkreis untergebracht ist, habe im Rahmen seiner wiederholten „Besuche“ in der Moschee „mehrfach gegenüber unseren Mitgliedern radikale, gewaltverherrlichende und bedrohliche Aussagen geäußert“, lässt Cosgun weiter wissen. „Unter anderem, dass wir uns gegen Christen, Juden und Nicht-Gläubige radikalisieren und wir Türken noch etwas erleben werden.“

Den Mitgliedern des Vereins sei es bewusst, dass den Behörden aufgrund der geltenden Gesetzgebung und des Fehlens weiterer konkreter Straftaten in rechtlicher Hinsicht oft die Hände gebunden seien. „Dennoch erwarten wir, dass alle bestehenden Möglichkeiten zur Gefahrenabwehr, Prävention und zum Schutz unserer Gemeinde konsequent ausgeschöpft werden“, so das Vorstandsmitglied.

Die wiederholten und gewalttätigen Vorfälle zeigten deutlich: „Von dieser Person geht eine akute Gefährdung nicht nur für unsere Gemeinde, sondern für die gesamte Bevölkerung aus“, ist Kerim Cosgun überzeugt. Es sei Aufgabe aller Behörden, „diese Gefahr ernstzunehmen und entschlossen zu handeln, bevor Schlimmeres geschieht“.

Cosgun berichtet von einem Vororttermin am 17. Oktober, an dem Bürgermeister Dr. Lukas Braun, der Leiter des Ordnungsamts Lauda-Königshofen, Andreas Buchmann, Die Dienstellenleiter der Polizei in Tauberbischofsheim und Lauda, Yüksel Dursun vom Dachverband und Fatih Burak Mermer, der türkische Konsul für Religionsangelegenheiten, anwesend waren. Das Vereinsvorstandsmitglied hebt in diesem Zusammenhang die gute Zusammenarbeit mit allen Beteiligten ganz ausdrücklich hervor.

„Zugleich betonen wir, dass Zusagen ohne konkrete und sofortige Maßnahmen die Gefährdung nicht aufheben. Unsere Moschee ist derzeit für den Großteil der Aktivitäten geschlossen – nur die Gebete finden unter polizeilicher Begleitung in Zyklen statt, da wir die Sicherheit von mehr als 800 Gemeindemitgliedern aktuell nicht gewährleisten können“, macht Cosgun gegenüber unserer Zeitung deutlich.

Die türkisch-ismalische Gemeinde Lauda hoffe auf eine umgehende Gefährderbewertung sowie die wiederholte und zeitnahe Prüfung von Haft- und Unterbringungsmaßnahmen gegen den Mann. Des Weiteren fordere man, sagt Kerim Cosgun, eine konsequente strafrechtliche Verfolgung wegen Körperverletzung, Bedrohung und Hausfriedensbuchs , Schutzmaßnahmen für die Moschee, bis der Fall geklärt sei, die Prüfung aller verfügbaren aufenthaltsrechtlichen Schritte durch die zuständigen Ämter sowie die Koordination zwischen sämtlichen Behörden, damit gehandelt werde, bevor ein weiterer Vorfall passiere.

„Unsere Gemeinde ist friedlich, gesetzestreu und fest in Lauda verankert. Wir dulden keine Einschüchterung, keine Gewalt und keine Versuche zur Radikalisierung - und wir erwarten vom Staat und den Behörden, dass sie ihre Verantwortung wahrnehmen und unsere Sicherheit schützen“, erklärt Cosgun.

„Das Polizeipräsidium Heilbronn steht in Kontakt mit den Verantwortlichen der Moschee und den zuständigen Behörden“, beantwortet für das Polizeipräsidium Heilbronn Pressesprecher Frank Belz eine FN-Anfrage. „Bitte entschuldigen Sie, dass wir seitens der Polizei keine öffentlichen Gefährdungsbewertungen durchführen werden.“ Ferner werde man keine Einzelheiten in Bezug auf Überwachungsmaßnahmen preisgeben. „Die bisherigen, von Ihnen erwähnten, polizeilichen Maßnahmen sind das Ergebnis der bislang erfolgten Sachverhaltseinschätzung durch die Polizei. Die Gesamtlage wird fortlaufend neu beurteilt“, lässt Frank Belz wissen. „Strafverfahren wurden eingeleitet.“

Auch die Landkreisverwaltung in Tauberbischofsheim sei am Freitag über die Ereignisse in Lauda informiert worden. „Wir nehmen diese mit Betroffenheit zur Kenntnis“, erklärt eine Sprecherin. Da sich der Asylbewerber nicht in der Unterbringung des Landkreises befinde, „haben wir nur eingeschränkte Handlungsmöglichkeiten. Gleichwohl stehen wir im engen Austausch mit der Stadt Lauda-Königshofen und der Polizei und unterstützen diese bei ihren Bemühungen“.

Meldung an Sondertab „Gefährliche Ausländer“

Ganz konkret sei durch die Landkreisverwaltung nunmehr eine Meldung der Person an den Sonderstab „Gefährliche Ausländer“ des Landes Baden-Württemberg veranlasst worden. „Des Weiteren wird durch uns als Sofortmaßnahme die räumliche Bewegungsfreiheit des Asylbewerbers so weit wie möglich eingeschränkt.“ Zielsetzung sei „eine beschleunigte Rückführung des Asylbewerbers in sein Heimatland“, so die klare Aussage der Pressesprecherin. „Um es klar zu sagen: Wer sich nicht an unsere Gesetze hält, kann keine Bleibeperspektive haben.“

Und auch Dr. Lukas Braun, Bürgermeister von Lauda-Königshofen, bezieht gegenüber den FN-zu der Angelegenheit Stellung. „Die Situation in der Moschee ist uns bekannt. Wir waren bereits wiederholt bei entsprechenden Gesprächen mit den dortigen Verantwortlichen sowie der Polizei vor Ort und stehen diesbezüglich auch mit dem Landratsamt im engen Austausch“, meint der Rathaus-Chef. Bei der Person handele es sich nicht um einen Geflüchteten, der im Stadtgebiet wohne. „Somit können wir auf diesen auch nicht Einfluss nehmen. Im Rahmen unserer Möglichkeiten unterstützen wir hier jedoch auch weiterhin alle Maßnahmen, die zur Verbesserung der Situation beitragen.“

Die Mitglieder der türkisch-islamischen Gemeinde sind in Lauda fest verwurzelt. © Klaus T. Mende

Redaktion Mitglied der Main-Tauber-Kreis-Redaktion mit Schwerpunkt Igersheim und Assamstadt

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