Külsheim. Ein großes Thema der öffentlichen Sitzung des Külsheimer Gemeinderats am Montagabend in der Festhalle war das Projekt „Bürgerwindpark Steinbacher Wald“.
Wie Bürgermeister Thomas Schreglmann erklärte, sei die Errichtung von Windenergieanlagen auf der Gemarkung Steinbach nördlich des „Gickelfelds“ geplant. Angesichts des das am 1. Februar in Kraft getretenen Wind-an-Land-Gesetzes und des vom Regionalverband gefassten Aufstellungsbeschlusses für die „Teilfortschreibung Windenergie“ sei unter Umständen mit Potenzialflächen zu rechnen, die nicht unbedingt im Sinne der Stadt Külsheim seien.
Im Gemeinderat notiert
Bürgermeister Thomas Schreglmann sagte, das Landratsamt habe Haushaltssatzung und -plan für 2023 bestätigt. Die Stadt Külsheim sei in der Lage, die ordentlichen Aufwendungen ausgleichen. Auch für 2024 bis 2026 könne man die ordentliche Tilgung finanzieren, es werde mit Überschüssen gerechnet. Zudem seien außergewöhnlich hohe Investitionen vorgesehen. Die Verschuldung betrage 934 Euro pro Einwohner.
Für die Modernisierung der Stahlberghalle Uissigheim sind aus dem Entwicklungsprogramm Ländlicher Raum 533 000 Euro in Aussicht gestellt worden. Der Förderantrag zum Ausgleichsstock fehle noch, so Schreglmann.
Schreglmann informierte über den neuen Fundtiervertrag mit dem Tierschutzverein Würzburg. Dieser beinhaltet einen „akzeptablen Betrag“ von 31 Cent pro Einwohner. Zudem liefen gute Gespräche mit dem Tierschutzverein Tauberbischofsheim, der mit seinem jungen motivierten Team einen Standort für eine Fundtiersammelstelle suche.
In einem Douglasien-Mischbestand im Uissigheimer Wald ist der westliche Tannenborkenkäfer bestätigt worden. Ein vormals vitaler Bestand von fünf Hektar muss zeitnah eingeschlagen werden.
Die Erdarbeiten am Hennlochgraben verzögern sich erneut. Ebenfalls erneut verschoben, und zwar auf Herbst 2023, wurde die Ausgleichsmaßnahme zur fünften Windkraftanlage. Man wartet auf eine detaillierte Zeitplanung.
Die Antenne am Sendemast Hundheim-Steinbach wird auf den Stand der Technik (5G) gebracht. Der Mobilfunkmast in Uissigheim ist nun in Betrieb.
Schreglmann erklärte, der Teerweg vom Königsgrund in Külsheim nach Uissigheim sei nicht vom Bauhof geschoben worden, sondern von einem Privatmann.
Den vorliegenden Bausachen stimmten die Gemeinderäte zu. Stefan Sack wies darauf hon, dass das Gemeindezentrum Eiersheim schlecht beleuchtet sei, vor allem an der oberen Treppe. hpw
Um bereits vorab eine Steuerungsmöglichkeit zu haben beziehungsweise sich aktiv an der Raumplanung zu beteiligen, wäre es gut, wenn die Stadt Külsheim dem Regionalverband eine Gebietskulisse anbieten könnte, mit der alle Bürgerinnen und Bürger „leben“ könnten. Dieses Areal würde dann in die Gebietskulisse des Regionalverbands Heilbronn-Franken mit einfließen, ungünstig gelegene Flächen könnten somit verhindert werden.
Zwischenzeitlich sei die Firma reVenton zusammen mit Erbprinz Ludwig zu Löwenstein-Wertheim-Freudenberg an die Stadt mit dem Vorhaben herangetreten, insgesamt sieben Windenergieanlagen mit einer jeweiligen Gesamthöhe von rund 255 Metern zu errichten. Bevor darüber entschieden werde, soll das Projekt der Bevölkerung vorgestellt werden. Denn es sei sehr wichtig, die Bürgerinnen und Bürger von Beginn an mit einzubeziehen, betonte Schreglmann.
Geschäftsführer Dr. Camillo Khadjavi und Ingenieurin Mariella Schubert von der Firma reVenton stellten das Projekt vor. Die Idee fuße auf dem Gedanken, „wir brauchen mehr Energie aus Deutschland, aus unserer Gegend. Wir brauchen den beschleunigten Ausbau erneuerbarer Energie.“ In Külsheim gebe es den großen Luxus, viel Platz zu haben. In großem Abstand zu den Ortschaften könnten sieben Anlagen mit zusammen 50 Megawatt errichtet werden, deutlich mehr als in Külsheim selbst genutzt werde. Das bedeute Strom für die ganze Region, gewonnen zusammen mit Firmen vor Ort und mit Bürgerbeteiligung.
Wie die Firmenvertreter weiter sagten, ist der Standort im Westen des Stadtgebietes vorgesehen. Das Potenzialgebiet liege in mindestens 1000 Meter Abstand zu jeglicher Wohnbebauung, in größerem Abstand zu Hundheim und Steinbach. Der Vorschlag siehe Flächen im Wesentlichen im Wald vor. Eine 330 Hektar große Fläche würde Platz bieten für mehr als sieben Anlagen. Die Windgeschwindigkeiten lägen über dem, was man brauche, um solche Anlagen betreiben zu können.
Die Karte für 160 Meter Höhe, so war auf Nachfrage von Jürgen Goldschmitt zu hören, stamme aus dem Geoportal, einer offiziellen Seite eines Ministeriums, und sei landesweit ablesbar. Khadjavi ergänzte, die Fläche nördlich des „Gickelfelds“ liege in 1000 Meter Abstand zur Wohnbebauung, Schutzgebiete seien nicht betroffen. Ziel sei, einen Sonderwindpark auszuweisen, Angebot an Bürger und das Stadtwerk Tauberfranken zu machen.
Die Stromvermarktung soll in der Region erfolgen mit einem Konzept ganzheitlicher Betrachtung und finanzieller Beteiligung der Stadt Külsheim, Einnahmen pro Windrad in Höhe von 30 000 Euro pro Jahr seien möglich. Die Eigentümer der Flächen seien informiert. Khadjavi sagte, dies habe Maß und Mitte, sei ein Kompromiss, er sehe Akzeptanz bei der Ausgestaltung und bei der Bestimmung des Standorts.
Schubert meinte, die Leistung von Windanlagen habe sich in den vergangenen Jahren verdoppelt auf mehrere Megawatt. Es gebe Rotordurchmesser bis 170 Meter. Die Windräder seien für Süddeutschland konzipiert, könnten wirtschaftlich arbeiten. Geplant werde mit marktüblichen Typen einer Nabenhöhe von 170 Metern und einer Gesamthöhe von 250, 260 Metern: „Wir planen mit dem, was funktioniert.“ Die Höhe sei nötig, um an bestimmte Windschichten zu kommen. Diese seien ab 100 Metern unbeeinflusst. Wo es weniger Turbulenzen gebe, könne Wind gut geerntet werden.
Man wolle bestehende Wege nutzen und, soweit es gehe, Anlagen entlang an Wegen bauen. Der Fundamentbau gehe bis vier Meter tief, es gebe gute Böden mit guter Tragfähigkeit. Die Hersteller versuchten, Lösungen für den Wald zu finden, was den Flächenverbrauch betrifft. Angesichts der bisherigen Gespräche meinte Khadjavi, er habe den Eindruck, seitens der Landkreisverwaltung gebe es hohe Kompetenz im Bereich Windenergie, ebenso wie bei der Stadt Külsheim. Der Redner sah eine „isolierte Positivplanung“ als positiv an. Die Stadt habe die Möglichkeit vorzuschreiben, könne positiv tätig werden.
Vorteile für die Stadt
Der Firmenvertreter ging auf mit dem Projekt verbundene Vorteile für die Stadt Külsheim ein. Die finanzielle Beteiligung sei ganz klar berechenbar: 30 000 Euro pro Windrad pro Jahr. Zudem gebe es Gewerbesteueraufkommen. Die Bürgerbeteiligung könne über regionale Finanzinstitute, eine Beteiligung der Stadt über das Stadtwerk erfolgen. Es gebe hier eine gute Netzinfrastruktur. Für die Stadt und in der Region könne die Windkraft ein Beitrag für die geplante Wasserstoffproduktion sein. Eine Einspeisung in das öffentliche Netz und langfristige Lieferverträge mit stabilen Bedingungen könnten zu langfristig in der Region vorhersehbaren Stromkosten führen.
Gemeinderat Alfred Bauch fand die Ausführungen „sehr aufschlussreich“. Mit eigenen erneuerbaren Energien würden offene Türen eingerannt. Er sah alle Kriterien erfüllt für ein schnell umzusetzendes verkürztes Verfahren. Sofern neue Anlagen das Doppelte an Strom erzeugten, gebe es also auch eine größere Ausschüttung für die Stadt.
Schubert sprach von zwei- bis dreieinhalb mal so viel Ertrag. Dass eine Anlage erheblich teurer sei, müsse gegengerechnet werden. Zudem bekomme man nicht mehr denselben Preis wie früher. Es gebe einen gut ausgebauten Netzanschluss, dabei aber höhere Kosten. Projekte von vor zehn Jahren mit jetzt zu vergleichen, gehe nicht mehr.
Khadjavi versicherte, die Stadt werde profitieren. Man befinde sich in vertrauensvollen Gesprächen mit dem Bürgermeister. Bei der Bürgerbeteiligung orientiere man sich auch an den Zinsen.
Gemeinderat Jürgen Goldschmitt sagte, man könne mitgestalten, wenn die Windräder stehen. Diese sehe man, das sei klar. Ihm sei wichtig, das Gesetz des Handelns, eine Bürgerbeteiligung und den regionalen Stromanbieter mit im Boot zu haben. Eric Bohnet erklärte, erneuerbare Energie seien notwendig. Er befand als schade, dass es keine Visualisierung zur Thematik Schattenwurf gebe. Er bat darum, die Sache deutlicher darzustellen.
Der Bürgermeister meinte, Lösungen würden gefunden. Die Standorte der Anlagen seien weit weg von jeglicher Wohnbebauung. Insgesamt sah er das Thema wie die Vorredner positiv. Stefan Thum fragte, ob es eine Einspeisung mittels vorhandener Infrastruktur gebe. Khadjavi erläuterte, man bewege sich auf Flächen, die schon genutzt würden, die Kabel wohl nicht, die Trasse schon.
Schreglmann fasste zusammen: „Wir sind in sehr guten Gesprächen.“ Die Zielrichtung sei, Strom hier zu erzeugen und zur Verfügung zu stellen. Das werde ein Standortfaktor sein.
Der vom Gremium einhellig befürwortete Beschlussvorschlag lautete: „Das Projekt wird grundsätzlich positiv gesehen. Die Verwaltung wird beauftragt, die weiteren Schritte in die Wege zu leiten.“ Man war sich einig: „Wir setzen ein sehr deutliches Zeichen.“
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