Steinfurt. Der Külsheimer Stadtteil Steinfurt mit aktuell 129 Einwohnern verfügt seit einiger Zeit über ein gut funktionierendes Nahwärmenetz. An dieses sind 26 Gebäude angeschlossen. Nur in neun Gebäuden profitieren die Bewohner noch nicht davon.
Bürgermeister Thomas Schreglmann, der Steinfurter Gemeinderat Otto Bundschuh, die Wärmekunden Nicole Böhrer und Jürgen Amend sowie Volker Erbacher von der „Bioenergie Erbacher GmbH“ trafen sich mit den FN zum Gespräch über das Nahwärmenetz.
Die Familie Erbacher baute 2011 zirka 300 Meter westlich des Orts eine Biogasanlage. Der Großteil der dabei erzeugten Wärme wurde als Abwärme an die Umgebung abgeführt. So entstand das Angebot an die Steinfurter Bürger, eine Nahwärmeversorgung mittels der Abwärme des Biogas-Blockheizkraftwerks zu schaffen. Mit Hilfe aller Beteiligten – es wurden rund 1800 Stunden an Eigenleisungen registriert – ging das Netz im November 2018 in Betrieb. Wärmelieferant ist die Bioenergie Erbacher GmbH. Das Nahwärmenetz mit einer Länge von 2663 Metern laufe problemlos, betonten die Beteiligten.Es gibt eine Wärmepreisgarantie bis zum Jahr 2032.
Wie Bundschuh erläuterte, ist in der Ortschaft westlich der L 508 der Großteil der Häuser an das Nahwärmenetz angeschlossen. Im Osten sind es über 50 Prozent noch nicht, wobei dort Interesse bestehe. Jürgen Amend meinte, die Wärme werde effizient genutzt, „es ist ruckzuck warm“, man brauche kein Holz mehr zu machen, spare den Kaminkehrer und Abgasmessungen. Ein weiterer Vorteil sei die Luftqualität, „früher hat es im Ort gequalmt und geraucht“.
Der Bürgermeister ergänzte, die Stadt habe im Gemeindezentrum früher eine alte Ölheizung und eine Gasheizung im Feuerwehrgerätehaus betrieben. Man sei „dankbar, dass das Projekt umgesetzt wurde“. Das sähen auch viele Steinfurter so, betonte Nicole Böhrer.
Die Gesprächspartner bezeichneten die Kalkulierbarkeit als einen großen Vorteil des Nahwärmenetzes. In einem normalen Durchschnittshaus betrügen die Kosten für Heizöl derzeit 4500 Euro, mit dem Nahwärmenetz komme man „auf gut einen Tausender“. Die Wartungskosten gingen auf die Firma Bioenergie Erbacher GmbH.
Volker Erbacher ergänzte, bei dem Wärmenetz stehe für die GmbH nicht der wirtschaftliche Gedanke im Vordergrund. Es gehe vielmehr darum, dass die Allgemeinheit einen Nutzen von der Biogasanlage habe. Natürlich sei der Umweltgedanke nicht zu vernachlässigen. Wirtschaftlich gesehen bedeute das Wärmenetz für ihn „eine schwarze Null“. Insgesamt wäre es möglich, 100 Haushalte zu versorgen.
Otto Bundschuh stellte weiter fest, durch das Entgegenkommen der Familie Erbacher werde von den Steinfurter im Gegenzug die Bewegung der großen Maschinen im Ort gebilligt und eine Akzeptanz für den landwirtschaftlichen Betrieb Erbacher erreicht. Vorteilhaft sei ein Nahwärmenetz auch bei der Schaffung attraktiver Bauplätze und von bezahlbarem Wohnraum. Denn die Heizkosten seien fix.
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