Mittelalterfest

1500 Külsheimer machen „Burgkurzweyl“ zum Erlebnis

Mit dem „Drachenflug“, einem Ritterturnier, einer Knappenschule und dem imposanten Kran locken zahlreiche Attraktionen ab 4. Mai auf den Schlossvorplatz. Die ersten Attraktionen stehen schon. Was alles geboten sein wird.

Von 
Heike Barowski
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© Heike Barowski

Külsheim. In der Brunnenstadt herrscht wieder Ausnahmezustand: Die „Burgkurzweyl zu Cullesheim“ steht in wenigen Wochen an und in irgendeiner Weise ist nahezu jede Familie in Külsheim in das Spektakel involviert. „Etwa 1500 Külsheimer wirken mit“ weiß Peter Betzel. Er hat seit diesem Jahr den Vorsitz im Organisationsteam inne. Mittelalterlich gewandet trifft er sich an diesem Spätnachmittag mit anderen Mitgliedern des Teams auf dem Schlossvorplatz.

Dort steht vor der Besprechung erst einmal ein kurzer Dreh für die modernen Medienkanäle an. Doch leider ist der kleine Werbeauftritt nicht gleich beim ersten Mal im Kasten. Und so müssen sich Ralf Dorbath, Nicolai Seitz, Claudia Thum und Peter Betzel mehrfach zuprosten, bis Katharina Füger zufrieden ist.

"Burgkurzweyl" ist ein Kraftakt

Allen sieht man an, sie haben hervorragende Laune und freuen sich auf die „Burgkurzweyl“ – und das, obwohl diese mehrere Tage dauernde Veranstaltung ein riesiger Kraftakt ist. Immerhin müssen alle 1500 Mitwirkenden und Helfer Hand in Hand arbeiten – vom Ausschank bis zum Aufbau muss alles organisiert werden. Letzteres ist zurzeit im vollen Gang.

Auf dem Schlossvorplatz wird in jeder freien Minute gesägt und gehämmert. Erste Attraktionen, wie der Lastenkran, stehen schon und machen einen imposanten Eindruck. Monatelang hatten Helfer daran gearbeitet, damit er als Nachbau nach originalen Plänen und funktionstüchtig den Besuchern präsentiert werden kann. Mit der großen Schaukel für die Kinder, dem „Drachenflug“, hält eine weitere Neuheit auf dem Platz Einzug.

Die Aufbauarbeiten auf dem Burgvorplatz laufen auf Hochtouren. Auch dabei wird Authentizität groß geschrieben. Während auf dem Schlossplatz gesägt und gehämmert wird, laufen nur ein paar Meter weiter auf dem „Platz der Bämsleyn“ die Dreharbeiten für einen kleinen Videobeitrag. © Heike Barowski

Sehr viele Zuschauer werden auch beim erstmals in diesem Rahmen stattfindenden Ritterturnier erwartet. „Das Turnier findet am zweiten Veranstaltungswochenende statt und wird vom Külsheimer und Pferdebesitzer Bernhard Luer durchgeführt“, weiß Katharina Füger. Auch hier läuft das Training bereits seit längerem.

Neu ist im Programm auch eine Knappenschule, die von der Reiterei organisiert wird. „Diese Knappenschule ist ein Angebot für die Kinder, die einmal Lanze stechen oder an Ritterspielen teilnehmen wollen – also eine mittelalterliche Spielstraße“, erklärt Füger.

„Neu sind auch die Murmelbahn (im Burggraben) und die Feuershow“, ergänzt Betzel. Letztere findet allabendlich statt – unter Beobachtung durch die „weiße Frau“ – und ist der Ersatz für das nicht mehr stattfindende Feuerwerk.

Ralf Dorbath erinnert daran, dass es auf einer eigens dafür aufgebauten Bühne wieder ein Theaterstück geben wird, dieses Mal als abgeschlossenes Stück, das zweimal pro Tag am Wochenende aufgeführt wird und etwa 30 Minuten dauert. Geschrieben wurde es von Thomas Hilpert.

Vom Gerben und Schmieden

Derbe Späße mit den Besuchern treiben vor allem die Waschweiber, deren Auftritte immer für viel Spaß sorgen. Mehrere Gruppen spielenmittelalterliche Musik. Ergänzt wird das Angebot durch zahlreiche Stände, an denen historisches Handwerk präsentiert wird. Vom Gerber über Löffelschnitzer, Schmied bis hin zum Papierschöpfer und Salzsieder – sie alle sind bei der „Burgkurzweyl“ vertreten.

„Sehet her, holdes Weib“: Ein mittelalterlicher Lastenkran, der über ein Rad angetrieben wird, ist ein Nachbau nach aus der Zeit stammenden Unterlagen (aus dem Museum in Mannheim) und eine der Neuheiten, auf die (von links) Nicolai Seitz, Ralf Dorbath, Peter Betzel und Claudia Thum vom Organisationsteam stolz sind. Die Arbeiten daran dauerten einige Monate. © Heike Barowski

Ein Teich mit Enten bereichert das optische Bild: „Unsere Burgkurzweyl zeichnet sich durch Authentizität und eben auch die Details aus“, so Katharina Füger, die dann erzählt, welche Mühen die Helfer auf sich genommen hatten, um kleine, lebende Entchen für den Teich zu bekommen. Auch das treue Huhn „Emma“ wird auf der Schulter eines Mitwirkenden wieder seine Runden im Areal drehen, während in der Luft die akrobatischen Flugkünste von Falken beobachtet werden können. Ein authentisches Speisen- und Getränkeangebot gehört sowieso dazu. „In Sachen Unterhaltung ist also wirklich jede Menge geboten“, sagt Peter Betzel. Ein wenig Stolz schwingt dabei in seiner Stimme mit.

"Burgkurzweyl" - das letzte Mal war 2019

2019 fand die „Burgkurzweyl“ bislang zum letzten Mal statt. Doch trotz Corona und der langen Zeitspanne habe niemand das Interesse an der Mitwirkung verloren. „Genau das Gegenteil ist der Fall. Denn jeder wartet drauf, dass es endlich wieder losgeht. Fünf Jahre ohne Burgkurzweyl sind doch eine lange Zeit“, sagt Betzel. Das bestätigt auch Ralf Dorbath. Er ist unter anderem für die Sicherheit zuständig und seit vielen Jahren dabei. Auch wenn ein paar der älteren Mitwirkenden ausgeschieden seien, Nachwuchssorgen habe man nicht. Denn alle Külsheimer Vereine beteiligen sich unter dem Dach der eigens für die Veranstaltung gegründeten Vereinsgemeinschaft.

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So gut wie abgeschlossen sind inzwischen die Arbeiten des Nähtreffs. Hier trafen sich alle Helfenden, die ein Gewand benötigen – denn jeder Mitwirkende sorgt selbst für seine „Gewandung“ – wie Peter Betzel aufklärt. Was die vorherrschende Sprache des Mittelalters betrifft, sei man aktuell mithilfe eines Vokabelheftes noch ein wenig am Üben, gibt Dorbath zu.

Viele Menschen, die mit Herzblut dabei sind

Die Eintrittspreise (neun Euro pro Tag, Fünftagesticket 35 Euro, Kinder, die kleiner als Schwertmaß sind, haben freien Eintritt) sind leicht gestiegen, bestätigt Katharina Füger. Sie ist seit ihrer Kindheit, animiert durch die ebenfalls aktiven Eltern, mit dabei. „Weil wir hier nicht als Abzocker dastehen wollen, sind auch die Preise für die Speisen und Getränke absolut im Rahmen“, versichert Ralf Dorbath.

Bis zum ersten Markttag am 4. Mai bleibt noch eine Menge zu tun. Die Stände müssen aufgebaut, organisatorische Dinge in die richtigen Bahnen gelenkt, der Schlossplatz mit Hackschnitzeln ausgefüllt werden. Auf die Frage, ob bei ihm die Nervosität langsam steige, immerhin bekleide er zum ersten Mal einen verantwortungsvollen Posten, sagt Peter Betzel ganz klar: „Nein. Die Vorfreude steigt absolut. Ich weiß, dass es gut wird, weil so viele Menschen mit Herzblut mitwirken.“

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