Kreuzwertheim. Dr. Horst Müller, der langjährige Chef und Eigentümer der Spessart-Brauerei in Kreuzwertheim, ist im Alter von 87 Jahren gestorben. Müller führte das Traditionsunternehmen in der vierten Generation.
Wie er vor rund zehn Jahren den Fränkischen Nachrichten erzählte, habe ihn sein Großvater Philipp Lutz schon im Kindesalter gesagt: „Horst, hör gut zu, es ist wichtig. Sag’ mir, ob du die Brauerei mal übernimmst, sonst verkaufe ich sie jetzt.“ Als damals Achtjähriger habe er geantwortete: „Opa, verkauf’ sie mal nicht. Ich will mal sehen, ob ich das schaffe!“
Und ob er es schaffte. Noch heute existiert die Brauerei, auch wenn Müller sie Anfang 2021 veräußerte. Horst Müller war es nicht gelungen , einen Nachfolger zu finden. „Ich bin über 80. Es ist klar, dass ich eine Lösung finden musste“, sagte er damals den FN. Bedingung für den Verkauf war, dass der Betrieb weitergeht. Die Geschichte der Brauerei reicht bis ins Jahr 1887. Müllers Urgroßvater Johann Leonhard Lutz hatte die Gastwirtschaft „Zum Goldenen Löwen“ gekauft, wo er dann auch Bier braute.
Die „Lutz-Brauerei“ hielt auch in Krisenzeiten durch. Im Schicksalsjahr 1949 starb Müllers Vater Adolf. Seine Mutter Käte führte fortan die Geschäfte und sicherte zusammen mit einem Betriebsleiter die Existenz des Betriebs. Mit 27 Jahren stieg Horst Müller ein. Er hatte wie sein Vater an der Hochschule in Weihenstephan studiert und sich zum diplomierten Brauerei-Ingenieur ausbilden lassen und später, wie sein Vater, dort promoviert.
Horst Müller bewies ein geschicktes Händchen: Er gab den Unternehmen den neuen Namen „Spessart-Brauerei“ und führte als Markenzeichen den legendären grünen Specht ein, der bis heute Bestand hat. Damit vertiefte und erweiterte er die regionale Verwurzelung ins gesamte Mainviereck. Zudem setzte er früh auf Fassbier und baute damit viele partnerschaftliche Geschäftsbeziehungen mit Gaststätten der Region auf. Über Jahrzehnte wurde das Bier aus der bayerischen Nachbarschaft auf der Wertheimer Michaelisemesse ausgeschenkt. In Kreuzwertheim, wo Müller von 1966 bis 1972 im Gemeinderat saß, ist es immer noch auf dem Quätschichfest präsent.
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