Die Entwicklung des Bahnhofsplatzes sowie des ZG-Areals standen im Mittelpunkt der Bürgerinformation und -beteiligung im Eugen-Seitz-Bürgerhaus. Es gab viel Interessantes zu hören.
Krautheim. Welche Angebote fehlen in Krautheim? Welche Qualitäten soll der Bahnhofsplatz aufweisen? So lauteten die Kernfragen der Veranstaltung auf Einladung der Stadt in Zusammenarbeit mit der STEG Stadtentwicklung, der gut 60 Bürger nachgekommen sind.
Ein riesengroßes Luftbild von Krautheim-Tal dominiert den Raum und zieht die Blicke auf sich. Sofort vertiefen sich die Interessierten, orientieren sich an Straßen, Plätzen und Gebäuden, suchen Busbahnhof, Bahntrasse oder dergleichen und kommen ins Gespräch. So soll es sein, wie Götz Hofmann, der unterstützt von seiner Kollegin Seybold von der STEG den Abend moderiert.
Schließlich wolle man bei der Entwicklung dieser großen, zentralen Fläche in Krautheim-Tal die Bürger mitnehmen. „Nichts ist in Stein gemeißelt“, durch diese Ideenbörse wolle man Anregungen sammeln, offen sein für solche und erst danach in konkrete Planungen einsteigen.
Doch bevor die Bürger ranmussten, gab Bürgermeister Andreas Köhler einen Überblick über die Ausgangslage. Er betonte die Bedeutung des Bahnhofareals für die weitere Stadtentwicklung. Denn klar sei, „wenn die ZG-Fläche entwickelt wird, wird auch das unmittelbar angrenzende Bahnareal mitentwickelt. Allerdings stelle die nach wie vor geltende Widmung der Bahntrasse eine schwere Bürde dar, die der städtebaulichen Entwicklung das Leben schwer mache (die FN berichteten). Doch solle in der Bürgerbeteiligung keine Diskussion über das Thema Jagsttalbahn geführt werden. Vielmehr solle das schlummernde Potenzial in all seiner Breite betrachtet werden.
Angedacht sei, dass der Busbahnhof, der mit seinen sechs Linien der drittgrößte im Hohenlohekreis ist, näher ans Schulzentrum, das rund 700 Schüler besuchen, heranrücke. Statt der jetzt nur 60 durch sogenanntes wildes Parken zur Verfügung stehenden Parkplätze, sollen durch Strukturgebung 112 entstehen, die auch beim Besuch der Geschäfte in der Götzstraße gut genutzt werden könnten.
Barrierefreiheit für Menschen mit Beeinträchtigung, für Menschen, die mit Kinderwagen oder Rollator unterwegs seien, ein Wartebereich für Fahrgäste, Anzeigetafeln oder eine behindertengerechte öffentliche Toilettenanlage sollen umgesetzt werden.
Auf dem ZG-Areal, auf dem Lagerhaus, Postgebäude und Lagerschuppen abgerissen werden, könnten kleinere bis mittelgroße Wohnungen entstehen, die gut zur Kommune passen und auch dringend gebraucht werden. Ein Drogeriemarkt habe den Standort als negativ bewertet und leider Abstand genommen. Hier suche man nach Lösungen. Das Menrath- und Stark-Areal wurde bereits von Hollerbach Bau aus Hardheim erworben. Dort sollen ein medizinisches Versorgungszentrum sowie das neue Seniorenwohnheim mit drei Gruppen zu je 15 Plätzen und mehrere Wohnungen entstehen.
Wohnanlage vorgesehen
In der Götzstraße soll ebenfalls eine Wohnanlage mit betreutem Wohnen für 16 Menschen mit Tagespflege sowie mehreren Wohnungen entstehen. Auch das ehemals denkmalgeschützte Gasthaus „Ross“ ist inzwischen aufgrund ungenügender Verkehrssicherheit abgebrochen, so dass dessen Fläche für wohnbauliche oder andere Nutzung zur Verfügung stehe. „Das brauchen wir hier in Krautheim“, bekräftigt der Rathauschef.
Stadtplaner Hofmann gab Inspirationen in Richtung Funktion der zu überplanenden Flächen. Ob Wohnraum, Nahverkehr, Fußwege, Barrierefreiheit, Grünflächen, Gastronomie oder Einzelhandel - in dieser zentralen Brache stecke viel städtebauliches Potenzial, das der Entwicklung bedürfe. Insofern schloss er sich seinem Vorredner an und appellierte, nicht über für und Wider der Jagsttalbahn zu diskutieren, sondern unter städtebaulichen Aspekten die Fläche in Gänze zu betrachten.
Mit der Stadtentwicklung einhergehen soll gleichermaßen eine energetische Quartierentwicklung, die nachhaltig und im Sinne des Klimaschutzes zukunftsfähig sein soll. Die Kommune könne hier Vorreiter sein, so Jan-Raphael Vogt und Stefan Bärwald von der Projektentwicklung ZEAG. Um die aktuelle energetische Situation, den Ist-Zustand zu erfassen, werden in Kürze Fragebogen an die Haushalte verteilt, in der Hoffnung auf eine hohe Rücklaufquote. Nur so sei ein passgenaues Angebot zu ermitteln.
Angaben zu Gebäudealter, Nutzfläche, Baujahr des Heizkessels, Sanierungsmaßnahmen, Energieverbrauch und Ähnlichem werden benötigt, um die Möglichkeiten einer effizienten Energieversorgung zu prüfen. „Je mehr wir wissen, umso mehr können wir abschätzen, was für Krautheim-Tal am meisten Sinn macht“, erklärte der Fachmann. Hierbei schaue die ZEAG nach allen Versorgungsvarianten. Wie könne Strom erzeugt werden? Seien Ladestationen für E-Mobilität sinnvoll? Seien zwei oder drei Car-Sharing Stellplätze sinnvoll? Wie stelle sich die Bereitschaft dar, sich einem Nahwärmenetz anzuschließen? Die daraus resultierenden Maßnahmen werden den Kommunalvertretern vorgeschlagen.
Bevor es nach all der Information in die Arbeitsgruppen ging, meldete sich ein Krautheimer Bürger zu Wort und bezeichnete die anstehenden Veränderungen als die weitreichendsten seit den 1960er Jahren. Wohnraum, Gewerbe und Dienstleistung sowie sanften Tourismus bezeichnete er als erforderlich. Deutliche Worte fand er zur Jagsttalbahn. Für ihn sowie auch für viele Krautheimer Bürger sei das Thema Wiederinbetriebnahme erledigt. Die Befürworter der Bahn sollten das Mehrheitsvotum akzeptieren und der Stadtentwicklung zustimmen, appellierte er in deren Richtung. Die Trasse frei zu halten, aber überbauen zu lassen, sei seines Erachtens der einzige Weg. „Es kann nicht sein, dass Krautheim weiterhin in Geiselhaft der Befürworter ist“, brachte er sein Unverständnis zum Ausdruck.
Konstruktiv, in lebendigem Diskurs wurden anschließend Ideen gesammelt und Entwicklungsmöglichkeiten ausgelotet. Zügig füllten sich mit bunten Zetteln die Stellwände. Aufenthaltsqualität und Begegnungsstätten zu schaffen war breit angelegt.
Vom Café, Bistro, Jugendraum, Biergarten, Generationenraum bis hin zum Hostel und Landhotel reichten die Anregungen. Angedacht ist, dass eine Freifläche erhalten bleibe, die als Zeltplatz diene und beispielsweise am Krautheimer Frühling genutzt werden könne.
Auch dem Wunsch nach einem Platz für Wochenmarktstände könne so entsprochen werden. Ladestationen für E-Bikes und E-Autos wurden aufgeführt ebenso wie der Erhalt der Bahntrasse. Im Sinne einer fortschreitenden Inklusion vor Ort fordert der Bundesverband Selbsthilfe Körperbehinderter die Ausweisung von Behindertenparkplätzen, erschütterungsarmem, gefahrlos begeh- und befahrbarem Bodenbelag, sowohl barrierefreie Bushaltestellen als auch eine Toilettenanlage, Bordsteinabsenkungen und Orientierungs- und Leitelemente.
Auf Würfeln beschriftet wurden die zahlreichen Ideen auf dem großen Luftbild verortet und visualisiert. In einem nächsten Schritt wird die STEG die Anregungen in ihre Planungen einfließen lassen und der Stadt Krautheim vorstellen. En
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