Igersheim. Er hat Tradition, der Sturm der Narren auf das Rathaus. Und ebenso Tradition hat es, dem Bürgermeister einen neuen Job zu verpassen, denn nun hat er erst einmal eine Auszeit. Bis zum Ende der Kampagne haben nämlich die Kalroben das Sagen.
Schönes Wetter, gute Stimmung und viel närrisches Volk auf dem Möhlerplatz und vor dem Rathauseingang. Zudem eine – wohl neue – Tradition, denn nicht mehr der 11. 11. markierte den Start in die Kampagne, sondern der folgende Tag, der 12. November.
Nach zwei Corona-Jahren Pause freuten sich die Kalroben, endlich wieder befreit „Kalrobia Helau!“ rufen zu können, und so zogen sie, wie immer angeführt vom Historischen Deutschorden-Spielmannszug unter der Leitung von Marco Fries, pünktlich um 11.11 Uhr zum Rathaus. Dort begrüßte Henry Schäfer das närrische Volk, und seiner Anweisung „Kappe uff!“ wurde mit großer Freude Folge geleistet – Schäfer und damit die FG Kalrobia erklärte die Kampagne offiziell für eröffnet.
Henry Schäfer berichtete dann, was sich alles in der Wohlfühlgemeinde ereignet hat in den vergangenen beiden Jahren, als das Volk ohne eine närrische Regentschaft leben musste. Vieles sei geschehen, Igersheim werde „fit für future“ gemacht, zahlreiche Projekte stünden dafür: Gesundheitszentrum, Parken Ortsmitte, Imagefilm, Dorfplätze, Erlenbachhalle. Dann muss Kämmerer Mathias Erdinger seinem Chef, Bürgermeister Frank Menikheim, unter Tränen gestehen, dass das Geld alle ist.
Krisensitzungen
Krisensitzung im Rathaus, alle möglichen und unmöglichen Vorschläge kommen auf den Tisch. Doch so recht will das nicht helfen. Dann sei der Chef auf die rettende Idee gekommen: „Wozu brauchen wir noch einen Bürgerbus, wie haben doch einen neuen Bahnhof!“ Alles neu also, aber kein Bürgerbus mehr. Und das betrübt nicht nur die Kalroben. Also auch bei den Narren eine Krisensitzung, und eine Kalrobenabordnung begibt sich auf nach Peking. Dort angekommen, wird erst einmal die Pekinger Wochenpost studiert. Und siehe da, ein „Sondelangebot“ bei „Nolma“, ein „Lestposten Bülgelbusse“. Also nichts wie hin und ein solches Gefährt gekauft und ab gings, zurück nach Kalrobien. Gerade noch rechtzeitig zum Kampagnenbeginn ist die Delegation wieder daheim und: „Wir Kalroben schenken der Gemeinde einen neuen Bürgerbus!“
Den trugen dann drei Kalroben unter Trommelwirbel aus dem Rathaus. Doch der vermeintliche Bus erweist sich . . . als original chinesische Fahrrad-Rikscha. Und auch den Fahrer haben sie mitgebracht. Der schritt dann sehr würdevoll in seiner chinesischen Amtstracht aus dem Rathaus. „Mistel Bülgelmeistel“ bekam auch gleich seine ersten Passagiere, nämlich das Kinderprinzenpaar, Prinz Gabriel I. und ihre Lieblichkeit, Jasmin IV. stiegen ein, und unter den Klängen des Historischen Deutschorden-Spielmannszuges begaben sich Fahrer samt Passagiere zur ersten Rundfahrt. Damit nicht genug: Auch das „große“ Prinzenpaar nutzte die Gelegenheit, sich von Mistel Bülgelmeistel fahren zu lassen. Prinz Alex II. und Prinzessin Heidrun I. präsentierten sich dem närrischen Volk. Und wem es bis dahin noch nicht aufgefallen war, der neue Bürgerrikscha-Fahrer hat natürlich auch einen bürgerlichen Namen - „Flank“ Menikheim nämlich. Und als solcher hat er nun bis zum 22. Februar Zeit, sich als Bürgerbus-Chauffeur zu betätigen, denn den Rathausschlüssel gab er ab. „Ich werde mein Bestes tun“, versprach Menikheim dem närrischen Volk (und den Kalroben sowieso) und wünschte eine schöne und fröhliche Kampagne.
Für die Kalroben war damit alles geritzt, und auch das Volk stimmte ein in ein dreifach-kräftiges „Kalrobia Helau“, das nun nach der Pandemie-Pause endlich wieder in Igersheim, ähem Kalrobia, erschallt. Gefeiert wurde anschließend im Vereinsheim.
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