Eins gleich vorweg: Beim diesjährigen Schüler-Erfinderwettbewerb „Kreative Köpfe“ hatten die Schülerinnen die Nase vorn. Sie stellten nicht nur ganz klar die Mehrheit der 38 Teilnehmenden, sondern räumten auch bei den Gesamtpreisen kräftig ab.
Harthausen. In den drei Zweierteams, die mit ihren Prototypen die Jury in allen Kategorien überzeugen konnten, findet sich gerade mal ein Junge. Auch die beiden Schulen, die die Jury für ihr immenses Engagement auszeichneten, werden von Schulleiterinnen geführt. Und schon seit Jahren liegen die Wettbewerbsorganisation und die Leitung der Stiftung Junge Kreative Köpfe in weiblicher Hand.
Kreative Köpfe: Die Preisträger und Ideen des Wettbewerbs 2023
Nicht nur die drei Gesamtsieg-Teams, sondern auch alle anderen zum Wettbewerb zugelassenen Teilnehmenden hatten Grund zur Freude. Über Anerkennungen und Preise in den Einzelkategorien freuten sich 16 Teams und erfinderische Solistinnen und Solisten.
Mit einer Anerkennung würdigte die Jury den Erfindungsgeist, den die Eduard Mörike-Gemeinschaftsschüler Adam El-Mida, David Papelier und Kampa Levi bei der von der Palux AG unterstützten Entwicklung ihres kippelfreien Stuhls bewiesen.
Der Präsentationspreis ging an Jannika Kuhn, Sophie Döppler und Emilia Wagner. Die drei St. Bernhard-Realschülerinnen entwickelten mit Unterstützung der Wittenstein SE eine mechanische Kinderwagenbremse, die verhindert, dass sich für einen Moment losgelassene Wagen selbständig machen.
Den ersten Preis in der Wertungskategorie Marktfähigkeit sicherten sich die Weikersheimer Gymnasiastinnen Pauline Wirthwein, Thea Lochner und Lilli Schmidt, die ebenfalls mit der Unterstützung der Wittensten SE einen ausklappbaren Krückenständer entwickelten
Zwei zweite Preise gingen ebenfalls an Gymnasiastinnen: Martina Ghidelli und Selina Hügel vom Deutschorden-Gymnasium Bad Mergentheim wurden für ihre mit Roto- Frank-Unterstützung umgesetzte Longboardbremse ausgezeichnet.
Die beiden ebenfalls 13-jährigen Weikersheimer Gymnasiastinnen Carolin Schumann und Rosina Mühleck entwickelten mit Hilfe der Bartec GmbH einen Pflanzennotruf. Ihr Pegelmesser sendet bei Durst ebenso wie bei Wasserüberschuss eine Meldung aufs Handy.
Ihre Idee eines leuchtenden und temperierten Futternapfs setzten die Eduard-Mörike-Gemeinschaftsschülerinnen Selina Volkert, Ivona Petkovska und ihre Schwester Ivana gemeinsam mit Experten der ecom Instruments GmbH um.
Bei der „technischen Realisierung“ überzeugte die 13-jährige Weikersheimer Gymnasiastin Dana Sturm die Jury mit ihrem Insektenfänger, dessen Prototyp sie mit Expertenunterstützung der Palux AG umsetzte.
Sie freut sich über ihre Erstplatzierung ebenso wie die beiden Teams, die jeweils mit einen zweiten Preis ausgezeichnet wurden. Die Preise gingen an die Weikersheimer Gymnasiastinnen Nele Gromes und Nathalia Fischer für ihren mit Data Modul entwickelten hoch elaborierten klimatisierten Kleintierstall und an die beiden Mergentheimer Deutschorden-Gymnasiasten Philipp Hahn und Nico Herrmann. Auch ihr Projekt, ein höhenverstellbarer barrierefreier Einkaufswagen entstand mit Unterstütung der Weikersheimer Data Modul GmbH.
Die Schonung von Ressourcen gehört mit zu den wichtigsten Herausforderungen der Gegenwart - und das nicht nur beim Spritverbrauch. Auch kleinere Verschwendungen, etwa das Wegwerfen von schon vor dem Gebrauch zerknittert verklebter Frischhaltefolie, schaden der Umwelt. Dagegen ist ein Kraut gewachsen, fanden Rahel Knapp, Emely Springer und Julie Schneider. Die drei Schülerinnen der Kaufmännischen Schule Bad Mergentheim entwickelten mit Unterstützung der Bartec GmbH eine serientaugliche Spannvorrichtung für Frischhaltefolie, die die Jury mit einem 1. Preis belohnte.
Über zwei zweite Preise freuten sich Teams der Bad Mergentheimer Eduard Mörike-Gemeinschaftsschule: Selina Ibishi und Aurelia Ala entwickelten in Zusammenarbeit mit der Ansmann AG einen E-Bike-Akku mit Solaraufladung, und Calvilanus Shu Neba, Daniel Feller und Maurice Krämer präsentierten einen mit Unterstützung der Wittenstein SE einen Häcksler für die Gelbe Tonne, der bei flächendeckendem Einsatz jede Menge Müllabfuhr-Kilometer einsparen könnte.
Gleich mit drei Unternehmen kooperierte Jannik Lenz, der „Daniel Düsentrieb“ des Wettbewerbs. Als „Wiederholungstäter“ weiß der 16-jährige Schüler der Gewerblichen Schule Bad Mergentheim, wie man sich kompetente Helfer angelt. Ihm ging es um ein hoch komplexes Thema: Er will vorhandene Brauchwasserleitungen zur Energierückgewinnung nutzen. Neben Wittenstein SE-Experten holte er sich Tipps beim Wittenstein-Nachbar TCC Top Car Center und der Weikersheimer Fachfirma Hieber Installation. Die dortigen Experten freuen sich mit über die Erstplatzierung.
Die beiden zweiten Preise der Wertungskategorie sicherten sich einzelne Grübelnde: David Traub, 13-jähriger Schüler der Mädchen- und Jungenrealschule St. Bernhard entwickelte mit Expertenunterstützung der in Weikersheim ansässigen CeraCon GmbH einen elektrischen Nussknacker.
Die 13jährige Maria Liebig, die in Bad Mergentheim die Gewerbliche Schule besucht, entwickelte eine Gebäude-Navigationsapp. Das eigentlich nur für die eigene Schule gedachte und mit Unterstützung der m2m systems GmbH realisierte Navi könnte künftig Besuchern deutlich leichter machen, sich in Behörden, Firmen und Gesundheitszentren zurechtzufinden. ibra
In Sachen Gleichberechtigung muss sich der ländliche Raum rund um Bad Mergentheim also ganz sicher nicht verstecken, womit schon eines der Ziele des Wettbewerbserfinders Manfred Wittenstein wahr geworden ist: Speziell auch Schülerinnen sollte der Wettbewerb den Einstieg in die „Mint“-Welt schmackhaft machen. Auffallend auch: Es sind gerade die Jüngsten, 12, 13, 14 Jahre alt, die in dieser Runde den alle Schularten übergreifenden Wettbewerb dominierten, der mittlerweile erfrischend interkulturelle Züge trägt. Zur Jubiläums-Preisverleihung empfing der Juryvorsitzende Norbert Schön die Kreativen Köpfe, ihre Familien und begleitenden Experten, die Vertreter der Stiftung, Unternehmen, Schulen, Kommunen und des Kreises, die den Wettbewerb gemeinsam tragen.
Als Vorstandsvorsitzender der Wittenstein SE hieß Bertram Hoffmann als Gastgeber speziell die jungen Talente in der Wittenstein-Innovationsfabrik willkommen. Es sei den auf Innovation und Technologie spezialisierten Wittensteinern „eine Ehre, junge Menschen zu unterstützen und zu fördern, die mit ihrer Kreativität und ihrem Einfallsreichtum die Welt von morgen gestalten werden.“
„Ihr seid die Zukunft und die treibende Kraft für Fortschritt und Veränderung,“ führte die Vorsitzende der Stiftung „Junge Kreative Köpfe“ Anna-Katharina Wittenstein das Lob weiter aus, ehe sie kurz auf die 20-jährige Erfolgsgeschichte des von ihrem Vater initiierten Wettbewerbs einging. Über 2100 Ideen wurden im Lauf der Jahre eingebracht, und über 450 Erfindungen wurden allein in der Wettbewerbsregion Bad Mergentheim umgesetzt.
Ähnlich erfolgreich etablierte sich das Wettbewerbskonzept ab 2007 in der Region Tauberbischofsheim, ab 2011 in der Region Wertheim und seit 2015 auch in der Region Neckarsulm. Ihr großer Dank für diese Erfolgsgeschichte galt den vielen Helfern, Förderern und Stiftern aus Industrie, Handwerk, Schulen Kommunen. „Wir haben nicht nur Ideen gefördert, sondern auch eine Gemeinschaft untereinander, die uns zu weiteren Aktivitäten im Bereich der Nachwuchsförderung vor allem im Mint-Bereich befähigt.“
Und es sei gelungen, eine Gemeinschaft aufstrebender junger Menschen aufzubauen, die Veränderungen vorantreibt und die Welt von morgen gestaltet. Weiterhin stelle man sich in dieser Gemeinschaft der gesamtgesellschaftlichen Aufgabe, „mitzuhelfen, unsere Jugend stark zu machen und zu befähigen, mit Hilfe von Technik die Probleme unserer Zeit zu lösen, Wohlstand und Zukunft zu sichern.“ Glückwünsche und Gratulationen von Landrat Christoph Schauder und des gesamten Kreises zum Wettbewerbsjubiläum und für die Preisträgerinnen und Preisträger überbrachte Ursula Mühleck, Dezernentin für Kreisentwicklung und Bildung.
Als Träger der beruflichen Schulen mit ihren fast 5000 Schülerinnen und Schülern messe der Main-Tauber-Kreis der zeitgemäßen und praxisnahen Ausbildung sehr große Bedeutung bei. Den Preisträgern rief sie zu: „Bleiben Sie begeistert! Der Main-Tauber-Kreis braucht innovative Köpfe wie Sie!“
Ihren Glückwünschen schloss sich mit einer Videobotschaft aus Stuttgart der Landtagsvizepräsident Wolfgang Reinhart an: Mit ihren Erfindungen trügen die Kreativen Köpfe zur Transformation in gute Zeiten bei. Der eigentlichen Preisverleihung - zunächst in den Einzelkategorien „Innovation und Kreativität“ (1. Preis: Jannik Lenz), „Schonung der Ressourcen“ (1. Preis: Rahel Knapp, Emely Springer und Jule Schneider), „Technische Realisierung“ (1. Preis: Dana Sturm), „Marktfähigkeit“ (1. Preis: Pauline Wirthwein, Thea Lochner und Lilli Schmidt) und „Präsentation“ (1. Preis: Jannika Kuhn, Sophie Döppler und Emilia Wagner) schickte der Juryvorsitzende Norbert Schön einen kräftigen Tusch voran.
Und ein weiterer Tusch markierte die Verleihung der drei Hauptpreise. Mit 200 Euro belohnt wurden die 13-jährigen Deutschorden-Gymnasiasten Leila Grünewald und Julius Haberkorn für ihre mit Unterstützung der Bartec GmbH und der Ansmann AG umgesetzte zweistufige Fahrradlenker-Heizung. Über Gesamtpreis-Silber, dotiert mit 300 Euro Preisgeld, freuten sich die beiden 12-jährigen Gymnasiastinnen Alexia Nanu und Fiona Keck, die in Kooperation mit dem Bad Mergentheimer Campus der DHBW Mosbach einen schon fast universell einsetzbaren Haarbürsten-Aufsatz entwickelt haben, der es leicht macht, verbliebene Haare aus der Bürste zu lösen.
Und „Gold“ ging an das Weikershimer Gymnasiastinnen-Duo Lena Rank und Hannah Mehring, die mit Expertenunterstützung aus der „m2m systems GmbH“ eine App zur perfekten Vorratshaltung entwickelt haben: Die App meldet nicht nur den baldigen Ablauf von Mindesthaltbarkeitsdaten aus dem Kühlschrank und weiteren Lagerorten, sondern ermöglicht in bereits komplett marktfähigem Design auch die integrierte Führung einer Einkaufsliste. Die Jury war hingerissen von der Leistung der beiden Programmiererinnen, die ihre bis zum Businessplan ausgereifte Idee souverän präsentierten. „Diese Verbraucher-App sollte künftig auf keinem Handy fehlen“, urteilte die Jury.
Große Freude herrschte auch bei zwei Schulleiterinnen: Christiane Ballas-Mahler (Gymnasium Weikersheim) und Nicole Flöder (Eduard Mörike Gemeinschaftsschule Bad Mergentheim) konnten für das herausragende Engagement sowohl der Schüler aus auch der Lehrkräfte eine mit je 200 Euro dotierten Schulpreis entgegennehmen.
Die gesammelten Prototypen und ihre Erfinderteams konnten die Gäste im Anschluss an die Preisverleihung in der Wittenstein „talent arena“ bestaunen und beim Geburtstagsfest des Wettbewerbs kräftig mitfeiern.
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