Igersheim/Main-Tauber-Kreis. 2021, das bedeutet 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland. Zudem elf Jahre Bildungspartnerschaft „Jüdische Kultur und der Holocaust“ (aus der Taufe gehoben vom Ehepaar Roy und Adele Igersheim und der Gemeinde Igersheim) sowie seit einigen Jahren „Jüdische Kulturtage im Taubertal“.
Mehrere Ziele im Blick
Die Bildungspartnerschaft verfolgt gleich mehrere Ziele. So geht es um die Wissensvermittlung und das Erkennen von gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen, die zu Nationalsozialismus und Holocaust geführt haben. Dazu sollen diese Erkenntnisse auf aktuelle gesellschaftliche und politische Entwicklungen transformiert werden.
Ebenso ist es das Bestreben der Macher, Interessenten jüdische Kultur und Religion besser zu vermitteln. Weiterhin ist es der Wunsch, Dialog und Impulse für ein gelingendes Miteinander der Kulturen und Religionen im Wirkungsbereich der Bildungspartnerschaft zu fördern sowie Demokratie, Menschenrechten und Zivilcourage in der Gesellschaft zu stärken.
Diese Ziele werden vor allem durch schulinterne und öffentliche Veranstaltungen und Projekte im Rahmen der zweijährigen „Jüdischen Kulturtage im Taubertal“ erreicht.
Erstmals über vier Wochen
Trotz Corona, die Bildungspartner (Gemeinde Igersheim, Kaufmännische Schule Bad Mergentheim, Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg, Jüdisches Museum Creglingen und Stadt Nieder-stetten) freuen sich, dass er gelungen ist, diese „Jüdischen Kulturtage im Taubertal 2021“ auf die Beine zu stellen – erstmals über einen Zeitraum von vier Wochen und mit 19 Einzelveranstaltungen in Bad Mergentheim, Igersheim, Creglingen und Niederstetten, die ein breites Publikum ansprechen sollen.
Bedeutung hervorgehoben
Igersheims Bürgermeister Frank Menikheim hob im Rahmen eines Pressegesprächs im Rathaus die Bedeutung solch einer Veranstaltungsreihe hervor – für die Region und darüber hinaus. „Das Ziel der Kulturtage sehe ich als erreicht, wenn Menschen unterschiedlichen Glaubens, also Muslime, Christen, Juden oder Atheisten, wenn Alt und Jung, Menschen aller Hautfarben und kultureller Eigenheiten sich im Publikum treffen und gemeinsam lauschen, nachdenken und erschrecken, miteinander diskutieren – und natürlich auch lachen und sich näherkommen“, so der Schultes.
Ein Überblick zu den Veranstaltungen während der „Jüdischen Kulturtage im Taubertal 2021“
2. Oktober: 20 Uhr Kult Niederstetten: Konzert „Klezmer im Elfenpalast“ mit Helmut Eisel und Birke Falkenroth, Kartenvorverkauf: Mediothek, Telefon 07932/60032.
3. Oktober: 11 Uhr Marienkirche Bad Mergentheim: Stadtführung „Jüdisches Leben in Bad Mergentheim“; 17 Uhr Rathaus Igersheim, Ortsführung „Auf den Spuren jüdischen Lebens in Igersheim“; 18.30 Uhr Rathaus-Foyer Igersheim: Ausstellungseröffnung „Weltreligionen – Weltfrieden – Weltethos“ (alles kostenfrei).
5. Oktober: 17.30 Uhr J.U.K.I. Igersheim: Lesung Jugendbuch „Ratlos war der Rabbi nie“ (kostenfrei); 19.30 Uhr Kino „Movies“ Bad Mergentheim: Literaturkino „Aimee und Jaguar“ (Karten an der Abendkasse).
6. Oktober: 18 Uhr Rathaus Nieder-stetten: „Auf den Spuren jüdischer Mitbürger in Niederstetten/Tacheles Stationenpfad“, anschließend Aufnahme der Gemeinde Niederstetten in die Bildungspartnerschaft (alles kostenfrei).
7. Oktober: 11.30 Uhr Hans-Heinrich-Ehrler-Platz 24, Bad Mergentheim: Verlegung von Stolpersteinen (kostenfrei).
9. Oktober: 17 Uhr Kult Niederstetten: „Komm an den Tisch unter den Mandelbäumchen“, jüdisch-arabische Erzählungen von Revital Herzog (Kartenvorverkauf: Mediothek, Telefon 07932/60032).
10. Oktober: 14.30 Uhr Deutschordensmuseum Bad Mergentheim: „Jüdische Feste und Musik“ (kostenfrei), Konzert für Kinder und Erwachsene; 19 Uhr Kino Movies Bad Mergentheim: Film-Seminar zum Vorbehaltsfilm „Jud Süß“ (Karten an der Abendkasse).
11. Oktober: 17.30 Uhr J.U.K.I. Igersheim: „Wir backen nach jüdischen Rezepten“ mit Adele Igersheim (kostenfrei); 19.30 Uhr Roter Saal Residenzschloss Mergentheim: Lesung „Zur Geschichte des Nationalsozialismus im Altkreis Mergentheim 1918 bis 1948“ (Vorverkauf: Museumskasse).
16. Oktober: 14 Uhr Residenzschloss Bad Mergentheim/Deutschordensmuseum: Workshop „Linolschnitt nach Ideen Hermann Fechenbachs“ (Anmeldung und Kartenvorverkauf: Telefon 07931/52212); 19.30 Uhr Gemeindesaal Harthausen: „Zwischen du und ich“ – Lesung und Diskussion mit der Autorin und Podcasterin Mirna Funk (Karteninfo: Gemeinde Igersheim, Telefon 07931/4970).
17. Oktober: 15 Uhr jüdischer Friedhof Creglingen: Führung; 18 Uhr jüdisches Museum Creglingen: Filmvorführung (alles kostenfrei).
21. Oktober: 17.15 Uhr J.U.K.I. Igersheim: Workshop „Malen wie Peter Max“ (kostenfrei, Anmeldung: Telefon 07931/46647, E-Mail info@juki-igersheim.de).
29. Oktober: 19.30 Uhr Kursaal Bad Mergentheim: „Die Zollhausboys“ – Songs, Poetry und Kabarett, interkulturelle Finisage, Honorar, Technik (Kartenvorverkauf: Gemeinde Igersheim, Telefon 07931/4970, und www. kurpark.reservix.de).
Ingrid Kaufmann-Kreußer, als rührige Organisatorin derartiger Events geradezu dafür prädestiniert, freute sich ganz ausdrücklich, dass sich die Liste der Partner immer mehr erweitere, nachdem in diesem Jahr die Stadt Niederstetten, vertreten durch Sandra Neckermann, hinzukäme. Auch ihr sei es ein Herzensanliegen, alle Kulturen und Religionen mitzunehmen auf einen gemeinsamen Weg der Eintracht – ganz gleich ob Christ, Jude, Muslim oder Buddhist. Aus diesem Grund sei sie froh, dass unter dem Schirm „Jüdische Kulturtage“ es gelungen sei, „Die Zollhausboys“ in den Reigen der Veranstaltungen zu integrieren, ein junges Quartett syrischer Herkunft. Sie treten mit der gesamten Kraft ihrer jungen Persönlichkeit für Toleranz und Respekt auch für ander Kulturen und Religionen ein.
Vier Schwerpunkte
Die bevorstehenden Kulturtage sind von vier Schwerpunkten gekennzeichnet. Zum einen wird dadurch bei Ortsführungen oder die Verlegung von Stolpersteinen eine Auseinandersetzung mit der Geschichte ermöglicht. Darüber hinaus wird den Interessenten die jüdische Kultur nähergebracht – etwa durch ein Klezmer-Konzert oder mit jüdischen Erzählungen. Beim Literaturkino und weiteren Filmvorführungen erfolgt ein Rückblick auf die Zeit des Nationalsozialismus bis zur nahezu vollständigen Ausrottung jüdischen Lebens auf deutschem Boden. Und eine begleitende Ausstellung zeigt auf, dass sämtliche großen religiösen und philosophischen Traditionen der Menschheit letztlich auf gemeinsamen ethnischen Werten für ein friedliches Miteinander basieren.
Keine verstaubte Rückschau
Aus Sicht der Verantwortlichen sind die „Jüdischen Kulturtage“ keine vertaubte Rückschau auf die dunkelste Zeit der deutschen Geschichte, sondern ein attraktiver Veranstaltungsmix für alle Generationen. Dabei werden Lernen mit allen Sinnen, Humor, Kunstgenuss, Erlebnisangebote, Diskussionen und Mitmachaktionen geboten, um jüdische Kultur und Historie besser kennenzulernen und die Lust auf ein gutes Miteinander von Religionen und Kulturen zu fördern.
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