Igersheim. Alle fünf Jahre werden in Baden-Württemberg die Gemeinderäte neu gewählt. Und alle fünf Jahre stehen die Parteien und Listen vor der Frage, ob es denn genügend Kandidaten für solch ein (kommunalpolitisches) Ehrenamt gibt. In Igersheim buhlen auf drei Listen rund 40 Frauen und Männer um die Stimmen der Wähler. Erfreulich: Darunter befindet sich einerseits eine stattliche Zahl an „Newcomern“ (männlich wie weiblich), andererseits genügend Bewerber unter 30 Jahren. Ein erfreulicher Trend, der so nicht überall erkennbar ist – in Zeiten, in denen es immer schwieriger ist, Menschen zu überzeugen, sich zur Verfügung zu stellen.
Jannik Konrad ist bereits 2019 durch den Politikchecker im „J.U.K.I.“ „geimpft“ worden, ein Faible für die Kommunalpolitik zu entwickeln – mit Erfolg. „Wer sich dafür interessierte und etwa Sitzungen des Gemeinderates bewohnte, hat jedes mal dafür einen Stempel erhalten. Und wenn die Karte voll war, gab es einen Preis“, blickt der 19-Jährige auf die Anfänge zurück. In der Folge habe er mit einem Kumpel jeder Zusammenkunft des Gremiums beigewohnt, „weil teilweise kontrovers diskutiert wurde und man alle Entscheidungen aus erster Hand mitbekommen hat“. So habe er vieles besser verstehen können – und sei über diese Schiene auch „reingerutscht“, bei der Gemeinde eine Ausbildung zum Verwaltungsfachangestellten erfolgreich zu absolvieren.
Nah am Bürger dran
Das Schöne an Kommunalpolitik sei, dass „man nah an den Menschen arbeitet, Entscheidungen trifft und die Interessen aller Bürger hört“. Gute Arbeit zeichne sich dadurch aus, dass ein Rat in seiner Legislaturperiode alles gebe, die Belange der Menschen in den Fokus zu stellen.
„Ein Grund für mich zu kandidieren, ist, die Interessen der jüngeren Generation zu vertreten“, erklärt Konrad weiter. Zudem tue dem Gremium „neuer Schwung durch junge und frische Kräfte gut“. Im Fall der Wahl würde er gerne Dinge voranbringen und verändern. Als Beispiele nennt der 19-Jährige die Förderung der Vereine und des Ehrenamts, die Weiterentwicklung der Mobilität und des Verkehrssektors oder die Unterstützung der Kitas und des Bildungsbereichs. Er wolle aktiv werden, weitere junge Menschen zu animieren, sich mehr für Themen der Kommunalpolitik zu interessieren und sich einzubringen, so der Bewerber, der sich mehrfach ehrenamtlich engagiert, etwa in der Freiwilligen Feuerwehr.
„Nachdem ich beruflich in der Kommunalverwaltung tätig bin und ein großes Interesse für Kommunalpolitik habe, habe ich die Tätigkeit des Gemeinderats bereits die letzten Jahre intensiv verfolgt. Wir haben das Glück, in einer Demokratie zu leben, weshalb ich mich dazu entschieden habe, die damit verbundene Möglichkeit, mich kommunalpolitisch zu engagieren, wahrzunehmen“, so Benedikt Schenk zu den Beweggründen seiner Bewerbung. Zu einer Kandidatur bewogen habe ihn außerdem, dass die Bevölkerung möglichst vielfältig dort vertreten sein sollte – auch jüngere Menschen.
„Als mögliches Mitglied des Gemeinderats strebe ich eine zukunftsfähige und nachhaltige Entwicklung der Gemeinde an, die den Bedürfnissen und Interessen der Bürger gerecht wird. Nach der Abschaffung der unechten Teilortswahl möchte ich, dass die Interessen der Teilorte weiter berücksichtigt werden“, teilt der 28-Jährige mit. Ein Anliegen wäre für ihn, dass auch in den Teilorten ausreichend Baugrund zur Verfügung stehe – bei gleichzeitiger Stärkung der Ortskerne. „Ich möchte mich dafür einsetzen, dass die Gemeinde unter anderem in den Bereichen Wohnen, Energie, Bildung und Erziehung sowie Gesundheit zukunftsfähig aufgestellt ist.“ Im Hinblick auf die intergenerative Gerechtigkeit strebe er einen verantwortungsbewussten Umgang mit den finanziellen Ressourcen an und wolle gewährleisten, dass die Ausgaben im Einklang mit den Zielen für eine nachhaltige Entwicklung stünden.
Schenk interessiert sich für Kommunalpolitik, weil man neue Impulse und eigene Ideen einbringen könne, die einen unmittelbaren Einfluss auf die Gemeinde sowie das persönliche Umfeld hätten und vielfach auch im Gemeindebild sichtbar seien. „Darüber hinaus kann ich die Zukunft der Gemeinde aktiv mitgestalten.“ Er habe bereits vor fünf Jahren mit dem Gedanken gespielt, sich für die Wahl zur Verfügung zu stellen. Allerdings habe seinerzeit eine berufliche Weiterqualifizierung einen Strich durch die Rechnung gemacht. Nachdem er jetzt wieder von Gemeinderäten und Bürgern angesprochen worden sei, habe es schnell außer Frage gestanten, erneut zu kandidieren.
Der Neuseser Matthias Eckard sei von Ralph Gossert angesprochen worden, wie er sagt. „Die Entscheidung zu kandidieren, habe ich mir reiflich überlegt, da dieses Ehrenamt mit viel Verantwortung verbunden ist.“
Igersheim sei seine Heimat, die ihm am Herzen liege. „Meine Überzeugung ist es, dass man sich für die Dinge engagieren muss, die einem wichtig sind. Dies stellt meinen obersten Beweggrund dar“, sagt der 28-Jährige. Er verfolge die Kommunalpolitik schon immer interessiert, was auch an seinem beruflichen Hintergrund als Verwaltungsbeamter liege. „Darüber hinaus finde ich es gut, wenn das Kommunalparlament ein Querschnitt der Bevölkerung darstellt – auch bezogen auf alle Altersschichten – und sich daher auch jüngere Menschen engagieren und aufstellen lassen.“
Demokratie und besonders Kommunalpolitik lebe vom Mitmachen der Bevölkerung vor Ort. Das Tolle daran sei für ihn, dass „man direkten Einfluss auf sein eigenes Lebensumfeld hat“, macht Matthias Eckard deutlich. „Denn der Gemeinderat entscheidet über alle Angelegenheiten, die meinen unmittelbaren Wohnort betreffen. Die große Politik ist für uns weit weg – aber hier im Gemeinderat können wir unser direktes Lebensumfeld gestalten und weiterentwickeln.“
Er wolle sich für ein modernes und zukunftsfähiges Igersheim einsetzen. „Mir ist es wichtig, die Belange aller Generationen zu vertreten, und dabei möchte ich zukunftsweisende Themen miteinbringen, die auch die Jugend betreffen. Als Kandidat, der aus einem Ortsteil von Igersheim stammt, ist es mir darüber hinaus ein Anliegen, dass die Teilorte weiterhin im Gemeinderat vertreten sind.“
„Igersheim ist eine tolle Gemeinde – und meine Heimat. Wir haben ein tolles Gemeindeleben und Igersheim bietet viele wichtige Angebote für uns als Bürger – etwa Gesundheitszentrum, Einkaufsmöglichkeiten, Seniorenheim, Kindergärten, Jugendclub, Vereine und Grundschule. Ich bin hier aufgewachsen – und nach meinem Studium war für mich klar, dass ich hierher zurückkehren möchte. Ich baue ein Haus und werde sesshaft in Igersheim. Ich möchte meinen Beitrag leisten, damit Igersheim auch in Zukunft eine attraktive Gemeinde für alle Generationen bleibt“, spricht Andrea Rehberger über ihren Antrieb, einen Gemeinderatssitz in den Fokus zu nehmen.
Verschiedene Blickwinkel
Es seien verschiedene Blickwinkel auf die unterschiedlichen Themen wichtig, was durch einen Gemeinderat, der bestenfalls ein echter Querschnitt der Kommune sei, unterstützt werden könne. „Ich finde es toll, dass wir durch die vielen Kandidaten aller Listen es gemeinsam ermöglichen, dass die Bürger auch tatsächlich eine Wahlmöglichkeit haben.“ Sämtliche Kandidaten träten für die Demokratie ein und seien bereit, Verantwortung zu übernehmen. „Dies ist besonders in der heutigen turbulenten Zeit wichtiger denn je.“
Von einer Tätigkeit im Gemeinderat erwartet die 29-Jährige gute, konstruktive Diskussionen zu verschiedenen Themen, um gemeinsam mit der Verwaltung die bestmöglichen Entscheidungen für Igersheim zu entwickeln. Neue Ideen und Impulse seien in diesem Zusammenhang wichtig, damit man nicht auf der Stelle stehen bleibe. „In unserer Gesellschaft ist alles schnelllebiger geworden, weshalb es wichtig ist, neben starken Wurzeln und Grundprinzipien neue Ideen und Impulse zu diskutieren. Nicht jeder Trend muss mitgegangen werden. Ich halte es jedoch für wichtig, sich bewusst mit verschiedenen Themen auseinanderzusetzen und darauf aufbauend eine Entscheidung zu treffen.“
Gute Kommunalpolitik bedeutet für Andrea Rehberger, „den Fokus auf die eigene Gemeinde zu legen“. Natürlich gebe es Themen, die eine Kommune nur umsetzen könne, da die Entscheidung auf anderen Ebenen getroffen würden. „Jedoch bin ich überzeugt, dass wir gemeinsam vor Ort in Igersheim viel Gutes bewirken können, wenn wir uns bewusst auf die kleinen Stellschrauben konzentrieren, die wir bewegen und beeinflussen können.“
Kommunalpolitik biete für sie großes Potenzial, das Leben zu verbessern – sei es durch regionale Betreuungsangebote für Jung und Alt, die Förderung eines aktiven Gemeindelebens und eines guten Zusammenhalts innerhalb der Gemeinde oder durch die Stärkung der Infrastruktur.
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