Die Gemeinde Igersheim profitiert vom städtebaulichen Rahmenplan, der seit 2018 umgesetzt wird. Im FN-Interview blickt Bürgermeister Frank Menikheim auf das, was noch alles geplant ist.
Igersheim. In den kommenden sind noch zahlreiche Maßnahmen vorgesehen, die den Ort optisch verändern und voranbringen werden.
Herr Menikheim, 2018 wurde ein städtebaulicher Rahmenplan auf den Weg gebracht. War die Definition des Maßnahmen- und Projektkatalogs seinerzeit nicht ein sehr ehrgeiziges Bestreben?
Menikheim: Das war es ganz sicher. Aber wir haben in Igersheim schon oft unter Beweis gestellt, dass wir ehrgeizige Projekte durchziehen und Konzepte und Maßnahmenkataloge stringent abarbeiten können. Außerdem haben wir bei der angestrebten Umsetzung die geplanten Maßnahmen in kurz-, mittel- und langfristig eingeteilt, denn schließlich müssen auch die finanziellen und die personellen Ressourcen vorhanden sein.
Können Sie jene Projekte kurz skizzieren, die in der Zwischenzeit bereits kurzfristig realisiert wurden?
Menikheim: In dem städtebaulichen Rahmenplan waren zum Beispiel die Reaktivierung des Leerstands in der ehemaligen Schlecker-Filiale mit Einrichtung eines Bürgerladens und auch die Gestaltung des Bahnhofsumfeldes enthalten. Außerdem sind inzwischen zwei von drei Unterführungen neu gestaltet und die Aufwertung des Wohnumfeldes in der Taubersiedlung steht kurz vor dem Abschluss.
Wie wichtig ist es für die Verwaltung, den Ortskern städtebaulich nach vorn zu bringen?
Menikheim: Der Ortskern ist das Herzstück einer Gemeinde, auch eines jeden Dorfes. Insofern ist es sehr wichtig, Attraktivität und Aufenthaltsqualität im Ortskern zu stärken, weil dort auch Begegnung stattfinden soll. Dies ist mit das wichtigste Ziel, um einen Ortskern lebendig und attraktiv zu gestalten.
Die Neugestaltung des Bahnhofsumfeldes als Eingangstor ist die erste größere Maßnahme, die in Kürze fertiggestellt wird. Wie ist der weitere Zeitplan, um sich Stück für Stück in Richtung Möhlerplatz „voranzutasten“?
Menikheim: Wir haben 2020 und 2021 einige Maßnahmen im öffentlichen Raum vor. Dazu gehören die Bad Mergentheimer Straße und der Möhlerplatz. In dieser Reihenfolge sollen die Bereiche städtebaulich und funktionell aufgewertet werden. Außerdem stehen noch verschiedene Maßnahmen im Hochbaubereich an – ein Projekt etwa zwischen Bad Mergentheimer Straße und Mühlgasse, wo insgesamt 18 öffentliche Stellplätze geplant sind, davon zwölf in einem Parkgeschoss. Darüber hinaus sollen dort sechs Wohnungen in einem Hochbau entstehen, für den wir die Sparkasse Tauberfranken als Investor gewonnen haben.
Der Möhlerplatz soll sich zum lebendigen Platz mit Aufenthaltsqualität entwickeln. In gastronomischer Hinsicht gibt es bereits konkrete Pläne – wie sehen Selbige aus?
Menikheim: Wir haben in den letzten Monaten intensiv an einem Konzept gearbeitet, eine Gastronomie am Möhlerplatz anzusiedeln. Dazu sollen die beiden Gebäude Möhlerplatz 2 und Kirchgasse 2 zu einem Komplex zusammengefasst werden und im Erdgeschoss, zum Möhlerplatz hin, ein Gastronomiebetrieb mit etwa 70 Sitzplätzen und einem Nebenzimmer entstehen. In der wärmeren Jahreszeit ist es zudem eine Außenbewirtung vorgesehen. Zudem sind in den Obergeschossen zwölf bis 15 Gästezimmer geplant – je nachdem, ob auch eine Betreiberwohnung gebraucht wird oder nicht.
Ist bereits ein Betreiber in Aussicht?
Menikheim: Noch nicht. Aber wir haben im Gemeinderat beschossen, dass wir uns nun aktiv auf die Betreibersuche begeben und damit einen Makler beauftragen, der auf Gastronomiebetriebe spezialisiert ist.
Wann wird das Projekt in Angriff genommen?
Menikheim: Bei der Gastronomie soll im Frühjahr 2020 mit dem Bau begonnen werden, vorausgesetzt die Betreibersuche ist erfolgreich. Ebenfalls im Frühjahr 2020 soll mit der Sanierung und Aufwertung der Bad Mergentheimer Straße gestartet werden.
Einerseits soll das Zentrum vom Verkehr entlastet werden, andererseits will man für ausreichend Parkraum sorgen. Ist das nicht ein Widerspruch in sich?
Menikheim: Nein, ich sehe da keinen Widerspruch, weil zum Teil Verkehr durch den Ortskern von Igersheim und über den Möhlerplatz fließt, der gar nicht dahin will. Dieser Verkehr könnte durchaus auch über die Landesstraße oder auch über die Hermann-von-Mittnacht-Straße fahren. Wir sollten deshalb versuchen, den Durchfahrtsverkehr aus dem Ortskern rauszubekommen. Auf der anderen Seite ist es wichtig, dass für Geschäfte und Dienstleister und deren Kunden ausreichend Parkraum vorhanden ist.
Mit der Belebung des Ortskerns von Igersheim gelingt es der Verwaltung unter Ihrer Regie, innerörtliche Leerstände zu beseitigen. Wie wichtig ist Ihnen dieses Unterfangen?
Menikheim: Zunächst kann man klar feststellen, dass es kaum Leerstände gibt, weil wir schon immer ein Augenmerk darauf haben und gegensteuern. Vereinzelte Leerstände gilt es weiterhin stets aktiv anzugehen, um sie zeitnah wieder mit Leben zu füllen.
Ist trotz der dichten Folge der Maßnahmen ein reibungsloser Ablauf, vor allem für die Anwohner, gewährleistet?
Menikheim: Das wollen wir jedenfalls versuchen. Wir haben deshalb mit den Planern, den Architekten und Ingenieuren einen Zeit- und Ablaufplan erarbeitet, weil es uns wichtig ist, dass die Verkehrsflüsse funktionieren und alle Geschäfte und Dienstleistungsbetriebe erreichbar bleiben. Natürlich wird es während der Bauphase Einschränkungen geben, aber wir wollen sie so gering wie möglich halten.
Der Moserhof hat sich zu einer Erfolgsgeschichte entwickelt. Gibt es in Kernort weiteren Raum für solche Projekte, zumal von Investorenseite dafür durchaus Interesse besteht?
Menikheim: Zunächst kann man sagen, dass im Baugebiet Kirchberg im kommenden Jahr Geschosswohnungsbau entsteht. Natürlich wäre das auch im Ortskern wünschenswert – aber dafür muss man auch die nötigen Flächen und Grundstücke haben. Wir sind immer wachsam und versuchen, Grundstücke zu aktivieren und diesem Zweck zuzuführen. So entstehen im Bereich Mühlgasse 1 sechs Wohnungen. Für weitere Maßnahmen sind wir jederzeit aufgeschlossen, denn gerade barrierefreien Wohnraum gibt es noch viel zu wenig..
Weiteres Großprojekt ist die Sanierung der Erlenbachhalle. Wie ist hier der konkrete Zeitplan?
Menikheim: Mit dem Kindergartenbau haben wir begonnen, der Rückbau ist abgeschlossen. Hier wird es bald mit dem Hochbau losgehen. Mit der Halle selbst soll es im April 2020 losgehen.
Und bis wann ist mit der Fertigstellung der Erlenbachhalle zu rechnen?
Menikheim: Ich gehe von einer Bauzeit von rund einem Jahr aus.
Gibt es in nächster Zeit konkrete Projekte in den Ortsteilen?
Menikheim: Aktuell wird noch der Gemeindesaal in Harthausen saniert. Dann wird der Dorfplatz in Harthausen folgen. Hierfür gibt es bereits eine Planung, die aus einem Workshop mit interessierten Bürgern entwickelt wurde. Die Maßnahme wird demnächst ausgeschrieben. Als weiteres Thema steht die Barrierefreiheit des Dorfgemeinschaftshauses in Bernsfelden mit Toiletten- und Feuerwehranbau an. Hier läuft gerade das Baugenehmigungsverfahren.
Was ist nach Abarbeitung aller Maßnahmen bis 2022 als nächster Schritt geplant?
Menikheim: Was ich vorhin im Rahmen des Sanierungsgebietes in Igersheim nannte, sind die Herzstücke. Es fehlen noch kleinere Bereiche, so ein kurzes Stück in die Goldbachstraße hinein, so weit die Geschäftslage geht. Zudem fehlt noch die Verbindung vom Bahnhof bis zur Bad Mergentheimer Straße, um durch die bauliche Gestaltung sichtbar und erlebbar zu machen, was der Ortskern im engeren Sinne ist.
Was ist denn Ihr Geheimnis, regelmäßig so viele Fördergelder an Land zu ziehen?
Menikheim: Da gibt es kein großes Geheimnis. Das ist harte Arbeit, man muss unter Beteiligung der Bevölkerung gute Konzepte machen und überzeugende Förderanträge einreichen. Das ist uns bisher recht gut gelungen und ich bin überzeugt, dass uns das auch in den nächsten Jahren weiterhin gelingen wird, um Igersheim stetig und nachhaltig weiterzuentwickeln.
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