Interview (Anzeigensonderveröffentlichung)

Den Wind des Wandels achtsam nutzen

Zukunft in Igersheim: Bürgermeister Frank Menikheim spricht über Erreichtes, die Stärken der Gemeinde und die kommenden Aufgaben.

Von 
Klaus T. Mende
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Bürgermeister Frank Menikheim beim Igersheimer Firmenlauf. © Klaus T. Mende

Viel angepackt und erfolgreich umgesetzt worden ist in Igersheim in den vergangenen Jahren. Die Kommune hat ihre Hausaufgaben mehr als erfüllt. Bürgermeister Frank Menikheim blickt nach vorn und zeigt auf, welche Herausforderungen noch zu bewältigen sind.

Herr Menikheim, warum bereitet es für Sie eine besondere Freude, als Bürgermeister für Igersheim tätig zu sein?

Frank Menikheim: Ich habe Freude an der Arbeit und mag es, wenn Dinge vorankommen und sich gut entwickeln. Ich habe ein gutes Team, und wir haben im Gemeinderat alle wichtigen Weichenstellungen gemeinsam gut hinbekommen. Außerdem fühle ich mich mit meiner Familie hier sehr wohl. Wir sind hier richtig heimisch geworden. Meine Frau und ich haben kurze Wege zur Arbeit, die Kinder fahren mit dem Rad zur Schule und zu ihren Freizeitaktivitäten. Kurzum: Die Arbeit macht Spaß und das Umfeld passt.

Was sind denn die Pfunde, mit denen die Kommune besonders wuchern kann?

Menikheim: Viele der größeren Maßnahmen in den letzten Jahren haben eines gemeinsam: Wir haben Orte der Begegnung geschaffen. So im Ortskern in Igersheim mit Möhlerplatz und Bad Mergentheimer Straße, mit den Dorfplätzen in Harthausen und Neuses. Der Dorfplatz Bernsfelden folgt im Herbst. Auch mit der Sanierung der Erlenbachhalle und des Dorfgemeinschaftshauses Harthausen sowie der barrierefreien Erschließung des Dorfgemeinschaftshauses Bernsfelden mit neuen Sanitäranlagen haben wir vorhandene Räumlichkeiten erweitert, modernisiert und aufgewertet, so dass nun eine zeitgemäße Nutzung für Bürger und Vereine möglich ist. Auch das Bürgerlädle ist ein Ort der Begegnung, den zu besuchen sich lohnt.

Was zeichnet denn die Bürger aus?

Menikheim: Viele Bürger bringen sich ein und sind auf irgendeine Weise ehrenamtlich oder gemeinnützig tätig. Es gibt ein vielfältiges Engagement in ganz unterschiedlichen Bereichen und Ausprägungen. Viele Menschen setzen sich für das Gemeinwesen oder für Mitmenschen ein. Kirchen, Vereine, Hilfs- und Rettungsorganisationen, Bürgernetzwerk und viele andere Menschen, auch solche, die keiner Organisation angehören und sich dennoch auf irgendeine Art und Weise engagieren, sind extrem wichtig und wertvoll. Ohne diese Menschen würde Gemeinde und Gemeinschaft nicht funktionieren.

Und was sind die besonderen Stärken der Gemeinde?

Menikheim: Das ist die Zusammenarbeit auf allen Ebenen. Gemeinderat, Verwaltung, Vereine und Organisationen arbeiten gut, vorausschauend und gemeinwohlorientiert zusammen und ziehen an einem Strang – auch wenn es bei manchen Themen unterschiedliche Ansichten und Meinungen und die ein oder andere Diskussion gibt. Dennoch steht das Wohl der Gemeinde und das ihrer Bürger stets im Mittelpunkt, so dass in den meisten Fällen ein Weg gefunden werden kann, den alle mitgehen können. Und wir haben es häufig geschafft, die richtigen Maßnahmen zur richtigen Zeit zu ergreifen, also Chancen zu erkennen und zu nutzen, wenn der richtige Augenblick dafür war.

Wie beurteilen Sie die Gesamtsituation der Gemeinde Igersheim im Hier und Jetzt? Wie sind Sie damit zufrieden?

Menikheim: Wir haben wirklich ein sehr gutes Gesamtpaket zu bieten. Es ist eine sehr gute Infrastruktur vorhanden, der Gebäudebestand der Kommune ist in einem guten Zustand, viele Liegenschaften sind energetisch saniert und barrierefrei. Mit der Umsetzung des Gesundheitszentrums im Ortskern haben wir es auch geschafft, die Gesundheitsversorgung langfristig zu sichern und zu verbessern. Wir haben intakte Ortskerne, was keine Selbstverständlichkeit ist. Und es sind Angebote und Einrichtungen für alle Altersgruppen vorhanden. Wir haben eine gute Angebotsvielfalt, und in den Kitas und Krippen wird tolle Arbeit geleistet. Ebenso im Hort und im J.U.K.I.. Der Betrieb der Einrichtungen für Kinder ist aber aktuell eine große Herausforderung. Hier macht sich der allgemeine Fachkräftemangel bemerkbar. Ich hoffe, dass sich diese Situation durch eine Ausbildungsinitiative und verschiedene andere Maßnahmen nach und nach entspannt.

Was ist der Grund dessen, dass in den letzten Jahren – bis in die Gegenwart – so viele private und kommunale Projekte erfolgreich umgesetzt wurden?

Menikheim: In Igersheim ist das Sanierungsgebiet „Ortskern III“ ein Erfolgsmodell. Hier wurden viele kommunale Maßnahmen – J.U.K.I./Bürgerhaus, Rathaus, Möhlerplatz, Bad Mergentheimer Straße, Erlenbachhalle – umgesetzt. Zudem wurden zahlreiche private Maßnahmen gefördert. Dies hat dazu geführt, dass Wohnraum zeitgemäß modernisiert wurde und in der Nutzung geblieben ist, und es hat bewirkt, dass Wohnraum neu entstanden ist, wie mit den 16 Wohnungen am Moserhof. Dies alles hat den Ortskern mit all seinen Funktionen enorm gestärkt. Für die Ortsteile hat es uns geholfen, dass wir mit unserem Antrag auf Anerkennung als Schwerpunktgemeinde im Entwicklungsprogramm ländlicher Raum erfolgreich waren.

Hier haben wir den fünfjährigen Zeitraum als Schwerpunktgemeinde gut genutzt und zahlreiche Maßnahmen mit entsprechenden Fördermitteln umgesetzt. Derartige Maßnahmen komplett selbst zu schultern, ist nahezu unmöglich.

Worin liegt das Geheimnis, dass es in Igersheim seit vielen Jahren immer wieder erfolgreich gelingt, Fördergelder aus den verschiedenen Töpfen von Bund und Land zu akquirieren?

Menikheim: Sorgfältig formulierte und gut begründete Anträge auf Basis längerfristiger Überlegungen und Konzepte, die unter Beteiligung der Bevölkerung entwickelt wurden – das überzeugt die Förderstellen. Wenn ein Konzept mit Zielen und Maßnahmen bereits steht und ein entsprechendes Förderprogramm aufgelegt wird, ist ein Antrag schneller und besser – letztlich einfach überzeugender – formuliert, weil die Ziele und Argumente bereits abgestimmt, durchgedacht und verschriftlicht wurden.

Wohin führt der Weg der Gesamtgemeinde?

Menikheim: Ein chinesisches Sprichwort sagt: „Wenn der Wind des Wandels weht, bauen die einen Mauern und die anderen Windmühlen“. Wie in der Vergangenheit, gilt es auch in der Zukunft, die Zeichen der Zeit zu erkennen und die Weichen richtig zu stellen. Es gibt zahlreiche Themen und Herausforderungen. Wenn wir diese erkennen und annehmen, wird es uns gelingen, auch in den nächsten Jahren eine gute Entwicklung zu nehmen und unsere Stellung als erfolgreiche Kommune zu behaupten. In unserem Leitbild haben wir „Offenheit und Wandel“ als Wertepaar verankert. Wir müssen vorbereitet sein und Veränderungen im Sinne von Chancen zum Vorteil der Gemeinschaft nutzen – aufgeschlossen und achtsam gleichermaßen. Das eingangs zitierte Sprichwort passt bei den Themen Klimaanpassung und erneuerbare Energien besonders gut, ist aber auch bei anderen Themen im übertragenen Sinne anzuwenden.

Wie wichtig ist es für die Verwaltung, die Teilorte jederzeit mit im Boot zu haben?

Menikheim: Der Ortsvorsteher und die Ortschaftsräte sind wichtige Ansprechpartner für die Bürger vor Ort und das Bindeglied zur Verwaltung. Das Verhältnis ist sehr gut und die Ortsvorsteher finden im Rathaus offene Türen vor. Sie stehen bei ihren regelmäßigen Besuchen in der Verwaltung mit mir und meinen Mitarbeitern in direktem Kontakt und Austausch. Es ist wichtig, auch die Ortschaften weiterzuentwickeln und deren Interessen zu wahren. Dies wurde auch im Rahmen der Beratungen zur Abschaffung der unechten Teilortswahl deutlich. Deshalb war es mir und dem gesamten Gemeinderat auch sehr wichtig, dass trotz der Abschaffung der unechten Teilortswahl die Ortschaftsverfassung mit Ortschaftsräten und Ortsvorsteher bestehen bleibt. Die Ortsvorsteher nehmen bei uns an allen Gemeinderatssitzungen mit beratender Stimme teil und bringen die Interessen der Ortschaft und ihrer Bürger ein.

Was steht in baulicher Hinsicht noch so alles an – im Hauptort und in den Ortsteilen?

Menikheim: Noch in diesem Jahr steht in Bernsfelden der Ausbau des Dorfplatzes an. Die größte Maßnahme der nächsten Jahre wird der Neubau eines Feuerwehrgerätehauses in Harthausen sein. Hier hoffen wir, dass wir aus dem Ausgleichsstock mit einer guten Förderung bedacht werden. In Igersheim soll die Burgstraße einschließlich Wasserleitungen und Abwasserkanälen saniert und ausgebaut werden. Im Spätjahr erwarten wir die Fertigstellung des Parkgeschosses in der Ortsmitte und im nächsten Jahr könnte die Anlegung des Parkplatzes in der Entengasse folgen. Straßen und Feldwege sowie Gebäudeunterhaltung sind ohnehin Daueraufgaben. 2024 kommt der privatwirtschaftliche Breitbandausbau, den wir dann entsprechend begleiten werden.

Was sind die nächsten größeren Projekte beziehungsweise Maßnahmen, die in Angriff genommen werden sollen?

Menikheim: Ich halte es für wichtig, dass wir uns mit zeitgemäßen und künftigen Wohnformen beschäftigen und Flächen dafür zur Verfügung stellen. Ich denke hier besonders an Wohnungsbau, denn es gibt viel zu wenige barrierefreie Wohnungen. Aber auch für generationenübergreifendes, gemeinschaftliches Wohnen, Seniorenwohngemeinschaften, Bauplätze für Tiny-Häuser etc. sehe ich Bedarfe. Im touristischen Bereich können wir uns noch deutlich weiterentwickeln. Der Gasthof am Möhlerplatz, der gerade im Bau ist, wird uns dabei helfen.

Wo sehen Sie darüber hinaus konkreten Handlungsbedarf?

Menikheim: Fachkräftesicherung und -gewinnung, Kitas, Jugendarbeit, Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung für Grundschüler, Digitalisierung, Klimaschutz, Energiewende. Die Herausforderungen sind insgesamt groß und so zahlreich, dass wir uns auf das Wesentliche konzentrieren müssen. Bürokratieabbau und Deregulierung sind dringend erforderlich, damit wir in den Kommunen in der Lage sind, die wirklich wichtigen Zukunftsthemen anzugehen. Mein größter Wunsch ist aber, dass die Menschen sich am gesellschaftlichen Leben beteiligen und sich einbringen. Wenn alle nur konsumieren wollen und fordern, wird Gemeinde im Sinne von Gemeinschaft nicht gelingen. Der gesellschaftliche Zusammenhalt muss bestehen bleiben, vor allem hier vor Ort in Igersheim und den Ortschaften, aber auch gesamtgesellschaftlich.

Wo steht die Gemeinde in zwei Jahrzehnten?

Menikheim: Der Tourismus ist zum Standortfaktor geworden. Das 950-Jahr-Jubiläum in Igersheim war ein Riesenerfolg und hat neuen Zusammenhalt geschaffen. Die Ortschaften haben ihre Identität bewahrt. Die Bewerbung beim Wettbewerb „Junge Menschen im Ehrenamt“, der dann vielleicht auch „Great young Volunteers“ heißen wird, war erfolgreich. Die Gemeinde erreicht jeden zweiten Bürger über Social Media und freut sich über den 3000 Follower auf Instagram. Die Energiewende ist längst geschafft, die Energiebilanz ist positiv. Gemeinde und Bürger haben ihren Wohlstand bewahrt, die Menschen fühlen sich wohl. Igersheim ist noch immer eine beliebte Wohngemeinde.

Redaktion Mitglied der Main-Tauber-Kreis-Redaktion mit Schwerpunkt Igersheim und Assamstadt

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