In Waldstetten - Vor 40 Jahren wurde das Schönstattzentrum Mariengart eröffnet / Die FN sprachen mit der Leiterin Schwester M. Elena Karle

Waldstetten: „Corona hat auch Mariengart getroffen”

212 Kilometer vom Schönstatt-Urheiligtum in Vallendar entfernt blüht der „Garten Mariens“. Das tut er in Waldstetten, wo das Schönstattzentrum Mariengart 1982 eröffnet wurde.

Von 
Adrian Brosch
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In der Kapelle: Zum 40-jährigen Bestehen des Schönstattzentrums Mariengart in Waldstetten unterhielten sich die FN mit Schwester M. Elena Karle, die im Oktober 2019 die Leitung des Zentrums übernommen hat. © Adrian Brosch/archiv Mariengart

Waldstetten. Zum 40-jährigen Bestehen des Schönstattzentrums Mariengart in Waldstetten unterhielten sich die Fränkischen Nachrichten mit Schwester M. Elena Karle, die im Oktober 2019 die Leitung des Zentrums übernommen hat. Damit steht sie in der Nachfolge der Schwestern M. Rosa Grüner und Marie-Gudrun Glückert (2017 bis 2019) sowie der unvergessenen Schwester M. Traute Eisele (1989 bis 2016).

Das Areal wurde in mehreren Abschnitten erbaut: Nachdem das Schönstattheiligtum mit Nebengebäude am 12. September 1982 durch Weihbischof Wolfgang Kirchgässner eingeweiht worden war, folgte 1989 das „Haus Mariengart“ als Bildungsstätte.

Dort finden Tagungen, Seminare und Begegnungen der Schönstattfamilie aus der Region Odenwald-Tauber statt, aber auch Treffen anderer Glaubensgruppen, Besinnungstage sowie Familien-, Kinder- und Jugendfreizeiten. Auch regelmäßige Gottesdienste gehören zum Programm – normalerweise.

40 Jahre Schönstattzentrum

Schon immer gab es im Madonnenland ein starkes marianisches Leben. Aus diesem Leben heraus kam in der Schönstattbewegung um Waldstetten in den 70er-Jahren der Wunsch nach einem Heiligtum vor Ort auf, an dem die Menschen mit den besonderen Gnaden des Heiligtums in Kontakt kommen.

Schon damals war die Schönstattbewegung überzeugt, dass sich Maria als die Dreimal Wunderbare Mutter, Königin und Siegerin von Schönstatt hier im Madonnenland durch eine neue Kapelle erfahrbar machen möchte.

Das Schönstattheiligtum wurde am 12. September 1982 eingeweiht. Von Beginn an handelte es sich um eine Eigeninitiative der Schönstattgliederungen und Sympathisanten um Waldstetten herum.

Zahlreiche ehrenamtliche Helfer haben über die Arbeit in den verschiedenen Bereichen eine Bindung zu Schönstatt bekommen. Das setzt sich auch bis in unsere heutige Zeit fort.

Viele Menschen engagieren sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten und Kräfte. „Neben der tatkräftigen Mithilfe wurde und wird das Zentrum durch kleinere und größere Geldspenden unterstützt, auch daran wird die Verbundenheit mit unserem Zentrum deutlich“, so Schwester M. Elena Karle. ad

Abstände wären nicht einzuhalten

Zur Zeit ist das etwas anders: „Corona hat auch Mariengart getroffen“, erklärt Schwester M. Elena Karle. Das beginnt damit, dass offizielle Gottesdienste derzeit nicht angeboten werden können: „Unser Kapellchen ist so klein, dass Abstände nicht einzuhalten wären“, betont sie.

Dennoch herrsche auch in diesen Tagen Leben: „Der Schwerpunkt verlagerte sich über die Pandemie auf einen deutlich gestiegenen Anteil von Einzelbesuchern auf der Suche nach einer Kraftquelle und einem Ort der Ruhe zum persönlichen Gebet – allein oder im sehr kleinen Kreis. Gerade in diesen Tagen kann das Gebet eine besonders heilsame Wirkung haben, Zuversicht und Kraft spenden“, schildert sie.

Auch die Nutzung des „Hauses Mariengart“ veränderte sich: „Außerhalb der Lockdowns hatten wir einige Fremdgruppen wie die Naturschulen aus Freiburg und Stuttgart zu Gast, aber das bedingt strenge Hygienekonzepte. Ein Chor hatte sich angemeldet, sagte jedoch ab – in dieser Zeit waren Chorproben nicht erlaubt gewesen“, merkt sie an. Am meisten fehle die Möglichkeit zum zwanglosen Treff in größeren Gruppen.

„Wir vermissen es schmerzlich, miteinander Zeit zu verbringen – vor allem das Lockere und Unverkrampfte fehlt. Über allem schwebt die Coronaglocke mit Furcht vor Infektionen. Auch Maske und Abstand sind zwar nötig, aber Zusammenkünfte macht es nicht gerade schöner“, räumt die Leiterin des Zentrums ein, die einen „Normalzustand“ nur kurzzeitig mitbekommen hat: „Kurz nachdem ich gekommen bin, begann die Pandemie“, bedauert Schwester M. Elena Karle.

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Einige Angebote finden statt

Einige Angebote finden dennoch wieder statt: „Was möglich ist, wird durchgeführt“, stellt sie klar und erinnert an den Männertag am 3. April, Exerzitien für Ehepaare, Frauen und Männer sowie den Ferientag der weiblichen Schönstattjugend.

„Für das Osterfest planen wir eine liturgische Nacht“, merkt sie an. Wann öffentliche Gottesdienste wieder gefeiert werden können, ist unklar. „Zur Zeit werden nur die Bündnismessen jeweils um den 18. eines Monats zelebriert“, so Schwester M. Elena Karle.

Öffentliche Gebetszeiten werden noch nicht angeboten, ebenso befindet sich die Krabbelgruppe im „Corona-Dornröschenschlaf“: Ihr gehören zehn junge Mütter aus der Umgebung an. „Ziel ist es, nach der Pandemie noch mehr Angebote in dieser Richtung anzubieten. Die jungen Mütter kommen genauso gerne nach Mariengart, wie ich hier bin“, freut sie sich.

Dieser Wohlfühlfaktor liege vor allem am besonderen Charisma der Anlage: „Es handelt sich um eine Stätte von Ruhe, Entschleunigung und Spiritualität“, fasst sie ihre Beobachtung zusammen. Gehe man als Betrachter vom Bild des „Gartens“ aus, sei in jenem Garten jeder Gast gerngesehen.

„Innerhalb der Schönstattfamilie verfolgen wir das Motto einer wertschätzenden, ehrlichen Willkommenskultur – so sind Naturschulen, Chöre und Familienfeiern genauso willkommen wie Gebetsgruppen oder christliche Institutionen wie Kolpingsfamilien“, erläutert sie.

Das Besondere an der 1914 von Pater Josef Kentenich gegründeten Schönstattbewegung sei für Schwester M. Elena Karle das „frohmachende und nach oben – auf den liebenden Vatergott – ausgerichtete Gottesbild, das Pater Kentenich in der Schönstattbewegung immer gekündet und gelebt hat“, wie sie erklärt.

„Besonders durch die Gottesmutter Maria, die uns in der kleinen Kapelle nahe ist, bekomme ich die Kraft meinen Alltag zu meistern und das auszustrahlen, was mir geschenkt ist. Ohne Schönstatt und die Verbundenheit mit meiner Schwesterngemeinschaft könnte ich von diesem Ort aus nicht so wirken“, betont sie.

Das 40-jährige Bestehen des Zentrums soll – sofern Corona dem Vorhaben keinen Strich durch die Rechnung macht – am 12. September gefeiert werden.

Wie Schwester M. Elena Karle bekannt gibt, wird ein festlicher Gottesdienst den Tag einläuten: Mit Ludwig Güthlein wird der Bewegungsleiter der Schönstatt-Bewegung dem Gottesdienst vorstehen, um dem Jubiläum einen betont würdigen Charakter zu verleihen. Der Nachmittag sieht ein Programm vor, in das sich auch die Schönstattjugend einbringen wird. „Im Laufe der vergangenen Jahre wurde Mariengart ein wichtiger Teil unserer Seelsorgeeinheit, des Dekanats und der ganzen Umgebung im Madonnenland. Viele Besucher finden im Bild der Dreimal wunderbaren Mutter und Königin von Schönstatt eine wahre Fürsprecherin in den Herausforderungen ihres Lebens. Deshalb ist dieses Jubiläum ein Tag, an dem wir vor allem unseren Dank sagen für den Segen und die Gnaden, die wir in all den Jahren erfahren haben“, führt sie aus und hofft auf zahlreiche Gäste: „Alle, die hier Kraft getankt hatten und der Gottesmutter begegnen durften, sind herzlich eingeladen“, lässt sie voller Vorfreude wissen. So wird der „Garten Mariens“ auch im 40. Jahr seines Bestehens erblühen – trotz Corona und auch in der Zukunft.

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