Waldstetten/Höpfingen. Landauf, landab sind erneuerbare Energien auf dem Vormarsch. Auch zwischen Waldstetten und Altheim könnte ein Bürgerwindpark mit vier Windkraftanlagen entstehen – nun aber ist die Bevölkerung gefragt: Bürgermeister Christian Hauk und die Gemeinderäte forcieren Transparenz, die sich in einer anstehenden Einwohnerbefragung äußert. Zu dessen „Rahmenprogramm“ gehört auch eine Waldbegehung, die mehr als 30 Interessierte anlockte, darunter nicht nur Ortschafts- und Gemeinderäte.
Ausgangspunkt war die Waldstettener Turnhalle: Bürgermeister Hauk begrüßte die Gäste, ehe man in Fahrgemeinschaften die einzelnen Standorte anfuhr. Zu einer Besichtigung mit Fragerunde kam es am dritten möglichen Standort, der sich im Distrikt „Anwande/Siebenbatzen“ unweit der Gemarkungsgrenze zu Altheim befindet.
Die Revierförster Stefan Michel und Martin Sauer stellten das als „Kompromiss zwischen Waldsicherheit und Energiewende“ anzusehende Projekt vor, ehe Markus Meyle als Vertreter der BürgerEnergie Höpfingen und der Zeag zu Wort kam. Er räumte ein, dass auf dem potenziellen Areal mehr als vier Anlagen Platz fänden, man aber den „goldenen Mittelweg“ anstrebe, sollte es überhaupt zum Bau kommen. Gemeinhin müsse man auch im Auge haben, dass das Einzugsgebiet zum Luftverteidigungsradar der Bundeswehr gehört: „Neue Anlagen sollten daher weitestgehend in einer Linie mit benachbarten Windparks wie Altheim und Hettingen stehen, um den Luftraum nicht unnötig einzuschränken“, gab Meyle zu bedenken.
Die gewählten, 1960 und 2520 Meter von Waldstetten und 1600 Meter vom Fuchsenloch entfernten Standort-Optionen seien auch unter praktischen Aspekten nicht ungünstig: „Während der Abstand zu besiedelten Gebieten die Schallbelastung verringert, ist die Nähe zu einem recht gut ausgebauten Rundweg logistisch gut“, betonte Meyle. Allerdings ist jegliche Planung nur Zukunftsmusik und noch nicht konkret: „Die Feinheiten werden erst dann besprochen, sollte man sich für den Windpark entscheiden“, bekräftigte er.
Stefan Michel bezeichnete es als wichtig, bestehende Strukturen zu nutzen: „Wir wollen dem Wald so wenig wie möglich schädigen“, stellte er klar. Neben der Grundfläche der Anlagen plus Kranfläche rundherum seien rund 15 Meter breite Korridore einzurichten, um die Zufahrt schwerer Baufahrzeuge zu gewährleisten.
Auf die Rückfrage eines Besuchers entgegnete Martin Sauer, dass man „an gewissen Positionen Wege verändern“ müsse und mancher Kurvenradius zu entschärfen sei. „Ein Lichtmaß von sieben Metern Breite und sechs Meter höhe wird nötig sein“, bilanzierte Markus Meyle. Über eine separate Logistikfläche können Rotorblätter etwa mittels eines Selbstfahrers angeliefert werden. Denkbar sei ebenso, den Altheimer Wegeausbau im Sinne gesparter Infrastruktur mit zu nutzen.
Frage nach Wegenetz
Dem Wegenetz galt eine weitere Besucherfrage: Wer haftet, wenn beim hypothetischen Windkraftausbau Wege beschädigt werden? Wie Martin Sauer antwortete, sei hier der Parkbetreiber haftbar zu machen. Ein Thema, das Anrainer und Verwaltung gleichermaßen beschäftigt, ist der mögliche Rückbau. Markus Meyle erläuterte eindrücklich das „Repowering“ bei älteren Anlagen und hob hervor, dass man auch in der Anwande „im Falle eines Falles die Natur bis auf kleine Rückstände gut rekultivieren kann“.
Dem stimmte Zeag-Kommunalberater Thomas Ellmer zu: An vielen Stellen gebe es nicht vollendete „Bauwerke“ im Waidwerk, die jedoch keine schädigenden Auswirkungen mit sich bringen.
Bürgermeister Hauk sagte, dass aktuell noch keine Entscheidung getroffen sei, keine Verhandlungen laufen und auch die ermittelten Standorte „noch nicht zu 100 Prozent feststehen“. Es sei viel mehr denkbar, dass sich die aktuellen Vorschläge geringfügig ändern. Das bestätigte Thomas Ellmer: „Es gibt derzeit weder einen Betreiber noch einen Vertrag, einzig die BürgerEnergie Höpfingen als Solche ist gegründet und würde auf Zukunft gesehen drei Viertel der Wertschöpfung der Bürgerschaft zuführen können“, räumte er ein.
Die Mindestpacht pro Jahr liege über alle Projektierer im Schnitt bei 80 000 bis 120 000 Euro.
Eindeutige Worte fand Martin Sauer: „Eine Freifläche wäre ideal, aber der Wald verändert sich derzeit radikal, lieber opfert man für ein Windrad 0,5 bis 0,7 Hektar Wald, als dass noch mehr Bestände zugrunde gehen“, schilderte Höpfingens Revierförster.
Auf Energiewende berufen
Amtskollege Stefan Michel berief sich auf die Energiewende: „Wir brauchen Strom, müssen ihn aber künftig anders gewinnen“, betonte er. Ihm persönliche bereite jeder gerodete Baum gewissen Schmerz, doch stehe die entstandene Wunde „im Verhältnis zum langfristigen Nutzen“. Durchaus könne der Wald auf diese Weise zur Veränderung der Energiegewinnung beitragen, ohne seine „grüne Lunge“ einzubüßen.
Bevor man ein Windkraftrad auf Hettinger Gemarkung besichtigte, hatten die Bürger Gelegenheit zur Fragerunde. Diese wurde rege genutzt und bezog sich etwa auf die Auswirkungen auf Tiere und den Erholungswert.
Alois Sans (Altheim) erklärte aus eigener Erfahrung, dass Waldtiere den Bereich direkt um die Windparks etwas meiden, aber keine Einschnitte zu befürchten seien; die Revierförster wiesen auf denkbare, aber „doch eher vereinzelte“ Zwischenfälle mit Vögeln im Bereich der Rotoren. ad
URL dieses Artikels:
https://www.fnweb.de/orte/hoepfingen_artikel,-hoepfingen-planung-ist-noch-zukunftsmusik-_arid,2001891.html