Hardheim. Den örtlichen Mountainbikern (MTB) eine Möglichkeit zu geben, sich legal auf Trails in der Region bewegen zu können – das war das Ziel von Sascha Herwig. Der 43-Jährige leitet die Hardheimer Mountainbike-Gruppe.
Als leidenschaftlicher MTB-Fahrer hat er bei der Gestaltung und Umsetzung der Trails in Hardheim nicht nur Ideen eingebracht, sondern bei Gestaltung und Umsetzung aktiv mitgewirkt.
Herr Herwig, vor etwas mehr als zwei Jahren wurde in Hardheim eine Mountainbike-Gruppe gegründet, die dem Verein Mühlenradweg Erftal angehört. Von wem stammte damals die Idee?
Sascha Herwig: Ich war damals oft auf der Mountainbike-Strecke in Miltenberg unterwegs, und irgendwann kam mir die Idee: Warum eigentlich nicht in Hardheim? Nach kurzer Rückfrage bekam ich die Information, dass die Gemeinde zum damaligen Zeitpunkt in Verbindung mit dem Naturpark Neckartal-Odenwald an einem MTB-Streckennetz arbeitet. Als regionaler Mountainbiker durfte ich an den Gesprächen teilnehmen und später aktiv bei der Gestaltung und Umsetzung mitwirken.
Was waren denn damals Ihre Ziele?
Herwig: In erster Linie natürlich die Freude am Sport und am „Draußensein“. Darüber hinaus war mir aber auch bewusst, dass es eine Bereicherung der Region bedeutet, wenn wir eine spannende MTB-Strecke umgesetzt bekommen. Nicht zuletzt ging es mir auch um die Gemeinschaft und darum, den örtlichen Mountainbikern eine Möglichkeit zu geben, sich legal auf Trails in der Region bewegen zu können.
War Überzeugungsarbeit nötig – oder wurden die Mountainbiker von den „Freizeitradlern“ gleich mit offenen Händen „aufgenommen“?
Herwig: Die „IG Mühlenradweg“ hat uns ohne Probleme und auch ohne Widerstände aufgenommen. Es besteht von Stunde Null ein harmonisches Miteinander.
Wie viele Mitglieder waren es am Anfang, wie viele sind es aktuell?
Herwig: Zu Beginn gab es noch keine Mitglieder, aber die Mountainbiker der ersten Stunde haben schnell über private Kanäle zusammengefunden. Zurzeit haben wir 26 Mitglieder im Verein, davon sind vier Frauen aktiv mit dabei.
Sind das alles erfahrene Mountainbiker? Oder gibt es auch „Newcomer“?
Herwig: Wir haben sowohl Anfänger als auch ambitionierte Mountainbiker in unseren Reihen und decken somit auch einen breiten Leistungsbereich ab.
Immer informiert sein
Was macht den Hardheimer MTB-Trail so besonders?
Herwig: Im Vergleich zu anderen Trails bieten wir noch echtes MTB-Enduro-Feeling und nicht den Murmelbahn-Charakter, der vielerorts zu finden ist. Die Strecken sind abwechslungsreich und naturnah.
Wie viele Trails gibt es denn mittlerweile in „Horde“?
Herwig: Beginnend an der Wolfsgrubenhütte „Wolfstrail 1“, „Wolfstrail 2“ und „Wolfstrail 3“ – und als zweiten Abschnitt im Bereich „Honert“ die Trails „Margarethentrail 1“ und „Margarethentrail 2“.
Welche Strecken sind für Anfänger geeignet?
Herwig: „Wolfstrail 1“ und „Wolfstrail 2“ sowie der „Margarethentrail 1“.
Und wo kommen die Könner auf ihre Kosten?
Herwig: „Wolfstrail 3“ und „Margarethentrail 2“.
Wer hat Sie und Ihr Team beim Bau der Trails unterstützt?
Herwig: Ganz klar erst einmal die Gemeinde und der Forst, die das Projekt vorbildlich und unkompliziert unterstützt haben und auch weiterhin an unserer Seite stehen. Den Bau haben die Mountainbiker selbst organisiert und in vielen Arbeitseinsätzen Stück für Stück umgesetzt. Mithelfen kann grundsätzlich jeder, der Freude an dem Sport hat und mit einer Schaufel umgehen kann.
Wer finanziert das Ganze?
Herwig: Die Mountainbiker finanzieren sich über Mitgliedsbeiträge und aus Spenden.
Mit dem Mountainbike die Umgebung „erfahren“ ist für Sie…
Herwig: …draußen sein bei Wind und Wetter und mit Freunden und Gleichgesinnten schöne Momente in der Natur genießen.
Jung, alt, oder „irgendwas dazwischen“: Welche Altersgruppen trifft man auf den Trails?
Herwig: Ich würde sagen von sechs bis 60 ist so ziemlich alles vertreten.
An welchen Tagen ist dort „die Hölle“ los?
Herwig: Natürlich ist an den Wochenenden tendenziell mehr los, aber die Strecke wird auch unter der Woche von Mountainbikern gut frequentiert.
Hat Corona die Mountainbiker (auf den Trails) ausgebremst?
Herwig: Nicht wirklich. Es war eher ein Zuwachs an Besuchern zu verzeichnen. Das war ein Vorteil der Trails: Man kommt sich beim Fahren nicht zu nahe.
Extremes Training, Rekordversuche – oder einfach „Spaß haben“: Worauf liegt der Fokus?
Herwig: Der Fokus liegt ganz klar auf Spaß haben, aber auch die Sekundenjäger und Styler kommen auf der „HA1“ nicht zu kurz.
Welche Regeln gibt es?
Herwig: Grundsätzlich sollte sich jeder Mountainbiker an die Regeln der DIMB (Anmerk. d. Red.: Deutsche Initiative Mountainbike) halten, was das Verhalten im Wald und auf Trails angeht. Es gibt an jedem Trailbeginn ein Hinweisschild über empfohlene Schutzausrüstung und eine Empfehlung bezüglich des Fahrradtyps. Die Nutzung der Trails erfolgt auf eigenes Risiko, weshalb wir empfehlen, die Trails erstmal langsam fahrend in Augenschein zu nehmen – und dann, im zweiten Anlauf, kann man es richtig laufen lassen.
Wie sieht es mit dem Schutz der Natur – und den darin lebenden Tieren – aus?
Herwig: Die Strecke wurde eng mit dem örtlichen Forst und der unteren Naturschutzbehörde entwickelt und abgestimmt. Wir haben darauf geachtet, den Eingriff in die Natur so gering wie möglich zu halten.
Die Trails befinden sich mitten im Wald. Falls also doch mal einem Fahrer etwas „passieren“ sollte – welche Vorkehrungen haben Sie und Ihr Team getroffen?
Herwig: Es gibt einen Rettungsplan in Abstimmung mit dem DRK Hardheim, der den Rettern im Falle eines Falles die Möglichkeit gibt, dem Verunfallten schnell und effizient zu helfen. Hier auch die Empfehlung: Besser zu zweit fahren als alleine, damit einer noch die Möglichkeit hat, die Rettung zu informieren.
Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, für Anfänger – aber auch Fortgeschrittene – ein Fahrsicherheitstraining anzubieten, getreu dem Motto „Übung macht den Meister“?
Herwig: Ja, wir hatten bereits Kurse ausgeschrieben, um Anfängern aber auch erfahrenen Bikern die Möglichkeit zu geben, noch sicherer und besser zu werden. Allerdings hat uns dann Corona einen Strich durch die Rechnung gemacht. Wir werden dann wieder ab 2022 mit einem Kursangebot starten.
Die vielen Befahrungen hinterlassen sicherlich auch ihre Spuren. Wer schaut nach dem Rechten?
Herwig: Die Streckenwartung beziehungsweise Instandhaltung sowie Sichtung auf Beschädigungen oder Hindernisse erfolgt durch die Mitglieder der MTB-Gruppe Hardheim.
Sind Mountainbiker eigentlich auch mal auf dem Erftal-Radweg unterwegs?
Herwig: Ja, auf dem Rückweg von der Trailrunde ist der Mühlenradweg ab der Lindenmühle ein fester Bestandteil der MTB-Strecke. Auch Mountainbiker fahren gerne mal gemütlich durch die Lande – und so wird der Mühlenradweg auch von uns für Radtouren genutzt.
Wenn Sie drei Wünsche für die „Hordemer MTB-Trails“ frei hätten, welche wären das?
Herwig: Eine Erweiterung des Streckenangebotes, eine Kooperation mit der Schule in Form einer AG – und auch weiterhin ein harmonisches Miteinander unter allen Waldnutzern.
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