„Wilde Sau“

Neckar-Odenwald-Kreis: Ansehen des Wildschweins verbessern

Neues Projekt des Naturparks Neckartal-Odenwald vorgestellt. Offizielle Auftaktveranstaltung am Montagabend in der „Wohlfahrtsmühle“

Von 
Maren Greß
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Der offizielle Startschuss für das neue Projekt „Wilde Sau“ des Naturparks Neckartal-Odenwald fiel am Montag in der „Wohlfahrtsmühle“ in Hardheim. Mit dabei waren unter anderem Landrat Dr. Achim Brötel (links), Hardheims Bürgermeister Stefan Grimm (rechts) und Minister Peter Hauk (Dritter von rechts). © Maren Greß

Hardheim/Neckar-Odenwald-Kreis. Maultaschen, Schmorbraten, Cordon bleu. Die Palette, was man aus Wildschweinfleisch alles kochen kann, ist riesig und vor allen Dingen lecker. Davon überzeugten sich am Montagabend rund 40 geladene Gäste in der „Wohlfahrtsmühle“ in Hardheim. Dort fand die Auftaktveranstaltung eines neuen Projekts des Naturparks Neckartal-Odenwald statt. Alles soll sich um das Wildschwein drehen, weswegen das Projekt auch „Wilde Sau“ heißt. „Wir wollen das Ansehen des Wildbrets verbessern und eine Akzeptanz erreichen“, fasste die stellvertretende Naturpark-Geschäftsführerin Michaela Kahl die Zielsetzung zusammen. Die passionierte Jägerin ist für das Projekt verantwortlich.

Landrat Dr. Achim Brötel formulierte die Idee so: „Wir möchten informieren, aufklären und Bewusstsein schaffen.“ Das Wildschwein sei oftmals nur in einem negativen Zusammenhang in den Schlagzeilen, etwa durch die Verwüstung von Gärten, Äckern oder Sportplätzen.

Wie lecker ein Wildschweingericht sein kann, bewies Armin Münster: Zum Hauptgang servierte er Brasato und Cordon bleu vom Wildschwein mit Pfefferkirschen auf Kartoffel-Sellerie-Püree. © Maren Greß

Armin Münster, Chef der „Wohlfahrtsmühle“, ist selbst Jäger. Er verwöhnte die Gäste am Montagabend mit dem „saumäßig guten“ Menü. „Wir schenken dem Wild viel zu wenig Beachtung. Das muss sich ändern“, sagte er. Man müsse erreichen, dass das Wild „ganz oben auf der Speisekarte steht“. Hardheims Bürgermeister Stefan Grimm merkte an, dass dieses Fleisch „das natürlichste ist, was wir auf den Teller bekommen. Das ist Natur pur. Mehr Bio geht nicht.“ Dass es wichtig ist, Verständnis herzustellen, betonte auch Minister Peter Hauk. Es müsse klar sein, dass Wild nicht immer verfügbar ist. Die Hauptzeit sei nun einmal in der kalten Jahreszeit. „Das Wildbret muss professionell vermarktet werden“, meinte er. Deshalb habe das Land ein Programm gestartet, um die Vermarktung zu unterstützen. Jäger konnten sich dort bewerben.

Erfolgreich im Schwarzwald

Bereits seit drei Jahren wird das Projekt „Wilde Sau“ sehr erfolgreich im Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord umgesetzt. Dessen Geschäftsführer Karl-Heinz Dunker erklärte, dass schon über 15 verschiedene Formate zur Aufklärung und Bewusstseinsschaffung stattfanden. Es gibt etwa einen Food-Truck, der gemietet werden kann. Der Truck ist außerdem auf den Naturparkmärkten vertreten.

Erfolgreich ist auch der Youtube-Kanal „Wilde Sau TV“. Dort werden immer wieder Videos rund um das Thema Wildschwein und Jagd hochgeladen. Der Startschuss für die „Wilde Sau“ im Naturpark Neckartal-Odenwald fiel im März. „Wir haben Leute aus allen Bereichen an einen Tisch geholt und die ,Wilde Sau’ vorgestellt“, sagte Michaela Kahl. Hierzu zählten neben dem Forst, den Jägern, den wildbretverarbeitenden Metzgereien und der Gastronomie auch die Behörden und Institutionen. Anschließend wurde eine Lenkungsgruppe gegründet, diese wird bei der Implementierung des Projekts in den Naturpark begleiten und unterstützen.

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Für dieses Jahr hat sich die Lenkungsgruppe um Michaela Kahl schon einige Aktionen und Formate überlegt. Im Herbst soll es zwei „Wilde Sau“-Events mit den Gastronomen Ralf Felzmann („Heidersbacher Mühle“) und Armin Münster („Wohlfahrtsmühle“) geben. Außerdem ist eine „Wilde Sau“-Vespertour gemeinsam mit dem Hof Berberich in Rütschdorf geplant.

Als einen Höhepunkt im Programm stellte die stellvertretende Geschäftsführerin einen angedachten Pirschgang für Nicht-Jäger gemeinsam mit Forst BW und den Gastronomen und Metzgereien vor. Dieser soll ebenfalls im Herbst dieses Jahres stattfinden. Angedacht ist für den Winter außerdem ein literarisch-kulinarischer „Wilde Sau“-Abend und gegebenenfalls Fachvorträge und Informationsabende. Durchgängig soll die „Wilde Sau“ auch auf den Naturparkmärkten vertreten sein.

Beim anschließenden Drei-Gänge-Menü waren sich alle Gäste einig: Wildschweingerichte können „saumäßig“ lecker sein und sollen nun öfters auch zuhause auf dem Speiseplan stehen.

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