Hardheim. Ein Haus mit langer Geschichte und Bäckertradition ist das Gebäude der Bäckerei Dietz in der Würzburger Straße 1 in Hardheim. Das Gebäude wurde 1834 von Johann Leiblein errichtet, der darin seine Bäckerei betrieb. Johann Leiblein war Bäckermeister und stammte aus Walldürn. Sein Vater war der Walldürner Bäckermeister Ignaz Leiblein.
Am 28. April 1825 heiratete Johann Leiblein in Hardheim Maria Josepha Erbacher, die Tochter des Rotgerbermeisters Franz Michael Erbacher. Vermutlich hatte Johann Leiblein bereits ab dem Zeitpunkt der Eheschließung in Hardheim eine Bäckerei betrieben. Aus der Ehe gingen acht Kinder hervor.
Am 11. Juli 1865 heiratete Johann Leibleins Tochter Maria Sophia in Bad Mergentheim den Bäckermeister Balthasar Lutz, dessen Vater, Bäckermeister Georg Lutz in Bad Mergentheim, eine Bäckerei hatte. Nach der Hochzeit übernahm er die Bäckerei in Hardheim.
Am 1. Mai 1886 kaufte der in Roth bei Bad Mergentheim geborene Bäckermeister Johann Dietz für 8500 Mark zuzüglich 1500 Mark für die Geschäftseinrichtung das Anwesen und die Bäckerei von Bäckermeister Balthasar Lutz und dessen Ehefrau Sophia. Vertraglich musste sich Bäckermeister Lutz verpflichten, in den nächsten fünf Jahren keine Bäckerei am hiesigen Platz zu errichten oder zu betreiben.
Das Ehepaar Lutz errichtete in der Hofackerstraße – Kreuzung Brennhäusle-Weg (heute Würzburger Str. 39) ein für damalige Verhältnisse stattliches Wohnhaus, welches als „Villa Lutz“ bezeichnet wurde. Bäckermeister Johann Dietz war ein aufgeschlossener und tüchtiger Hardheimer Bürger. Hier lernte er auch seine Frau Karolina Seitz aus Gerichtstetten kennen. Aus der Ehe gingen sieben Kinder, drei Töchter (Sophia, Anna Theresia und Wilhelmina) und vier Söhne (Joseph Eugen, Pius, Franz Ludwig und Julius) hervor. Franz Ludwig (*† 1899) starb bereits einige Wochen nach der Geburt. Die drei anderen Söhne erlernten alle das Bäckerhandwerk. Der mittlere Sohn Pius Dietz legte nach Wanderjahren in Frankfurt und Heidelberg mit Erfolg 1920 die Meisterprüfung ab. 1925 übernahm er die elterliche Bäckerei am Marktplatz in Hardheim. Zusammen mit seiner Frau Maria Rein aus Zeubelried (bei Ochsenfurt) erweiterte er die Bäckerei um eine Konditorei. Aus der Ehe stammt Tochter Rita sowie die beiden Söhne Hugo und Erich, die ebenfalls beide das Bäckerhandwerk erlernten.
Der ältere Sohn Hugo eröffnete, nach einem Gesellenjahr in Würzburg und Mitarbeit im elterlichen Geschäft, zusammen mit seiner Ehefrau Maria Adelmann am 1. August 1954 im damaligen Neubaugebiet in der Bürgermeister-Henn-Straße eine neue Bäckerei mit Konditorei. Altershalber wurde das Geschäft am 24. Dezember 1996 aufgegeben und geschlossen.
Der jüngere Sohn Erich erlernte im elterlichen Betrieb das Bäckerhandwerk. Nach der Lehre ging er auf Wanderschaft und verbrachte einige Gesellenjahre in Würzburg, München, Trieberg im Schwarzwald, Pforzheim und Stuttgart. 1954 legte Erich Dietz vor der Handwerkskammer Mannheim die Meisterprüfung im Bäckerhandwerk ab. Seinen Meisterbrief erhielt er am 20. September 1954. Zusammen mit seiner Frau Mechtilde Frohmüller übernahm er 1958 die Bäckerei von seinem Vater. Mehrere „Goldmedaillen für hervorragende Backleistungen“ erhielt Bäckermeister Erich Dietz. 2004 erhielt er den „Goldenen Meisterbrief“.
Im Rahmen der Hofackersanierung wurde das alte Gebäude im Januar 1962 abgerissen und das heutige Gebäude errichtet. Die Neueröffnung fand im April 1963 statt. Die Bäckerei und Konditorei wurde dabei um einen Lebensmittelmarkt erweitert. Bereits 1967/68 erfolgte ein Anbau und eine Erweiterung. Im Rahmen dieser Maßnahme wurde auch die erste Tiefgarage in Hardheim gebaut. Im Laufe der Jahre wurde das Geschäft den Modetrends und Neuerungen immer wieder angepasst.
Im Neubau wurde am 1. April 1965 im hinteren, an den Schlossgarten bzw. damals „Alpengarten“ angrenzenden Gebäudeteil das „Cafe Dietz“ eröffnet. Es wurde vom Ehepaar Wilfried und Anne Nickert betrieben und im Volksmund auch als „Schlosscafe Nickert“ bezeichnet. Zur Erweiterung der Backstube wurde der Gebäudeteil des Cafes benötigt, weshalb das „Cafe Dietz“ zum 30. September 1989 schließen musste.
Von 1989 bis 2001 wurde die Bäckerei vom ältesten Sohn Elmar Dietz und seiner Ehefrau Ulrike Schwinn weitergeführt. Die Entwicklung eines äußeren Erscheinungsbildes mit der „Sonne“ als Logo und Erkennungssymbol fiel in seine Zeit. Der Slogan „einfach besser“ hat das Denken und Handeln in allen Bereichen des Handwerksbetriebes geprägt. Seit 2001 ist die Bäckerei an Bäcker- und Konditormeister Peter Thorwart verpachtet, das Bäckerhandwerk in den Jahren 1984 bis 1987 und Konditor in den Jahren 1989 bis 1991 erlernte.
Nach Gesellenjahre in verschiedenen Bäckereien und Konditoreien sowie ein Gesellenjahr in der Schweiz in Zollikon bei Zürich legte er im Jahr 1993 die Meisterprüfung im Bäckerhandwerk und 1994 in Ulm an der Donau die Meisterprüfung im Konditorenhandwerk erfolgreich ab. Nach dem viel zu frühen Tod von Peter Thorwart am 19. Februar 2021 übernahm Matthias Erbacher die Geschäftsführung der Bäckerei. Er absolvierte er eine Bäckerausbildung bei der Bäckerei Hench in Miltenberg. Seit 2011 ist er bei der Bäckerei Dietz-Thorwart in Hardheim beschäftigt. Seine Meisterprüfung hat er erfolgreich in Frankfurt 20218 abgelegt.
Seit 2001 führt die traditionsreiche Bäckerei und Konditorei in Hardheim den Namen „Dietz-Thorwart“.
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