Hardheim. Als Saxofonist Stanislav Pojdakov das erste Stück am Neujahrsempfang der Gemeinde Hardheim gespielt hatte, zückte Bürgermeister Stefan Grimm hinter dem Rednerpult sein Handy und hielt es ans Mikrofon, eine Tonaufnahme einer Übersetzer-App wurde abgespielt. Auf ukrainisch dankte Grimm dem Musiker des Musikvereins Schweinberg für „Ihre Musik und die Emotionen, die Sie uns damit schenken“. Er versicherte ihm, dass Hardheim uneingeschränkt hinter der Freiheit der Ukraine stehe. „Ich wünsche Ihnen und Ihrem Land, dass sich im neuen Jahr bald eine Lösung für diesen unsäglichen Krieg abzeichnet.“
Auch allen in der Halle wünschte er die Zuversicht für das neue Jahr, „dass wir viele der Probleme, mit denen wir uns konfrontiert sehen, auch meistern können“. Wenn man die Polizeimeldungen der vergangenen zwei Wochen betrachte – Todesschüsse in Bad Friedrichshall und eine Amokfahrt mit einem Bagger in Grünsfeld und Tauberbischofsheim – müsse man sich fragen: „Was ist wohl aus unserer Welt geworden? Wo soll das noch hinführen und was gibt uns Halt?“
Grimm lenkte den Blick nicht nur auf die große weltpolitische Lage, sondern auch auf die Situation in Hardheim. In den vergangenen beiden Jahren habe er viel von der Revitalisierung des Erfaparks erzählt. Das Projekt stocke seit der Insolvenz des Investors „Schoofs“ jedoch. Keiner fühle sich zuständig, da das Insolvenzverfahren noch nicht richtig eröffnet sei. Jedoch führe er vielversprechende Gespräche im Hintergrund. Insbesondere der Brandschutz im Bestand mache es potenziellen Investoren schwer. „Ich gebe die Hoffnung nicht auf und bin mir ziemlich sicher, da kommt etwas.“
Ein ähnliches Grundproblem wie bei „Schoofs“ zeige sich derzeit bei der BBV Deutschland, die Glasfaser im Neckar-Odenwald-Kreis verlegen will. Denn die Arbeiten vom Generalunternehmen Terrado seien „völlig unzureichend“ ausgeführt worden. „Es bringt aber nichts zu schimpfen, wir müssen da irgendwie durch. Denn sonst kommt so schnell keiner mehr“, betonte Grimm.
In diesem Punkten ist Hardheim gut aufgestellt
Beim Thema Kinderbetreuung sei Hardheim gut aufgestellt: In den kommenden Wochen werde man mit dem Umbau der Alten Realschule zu Räumen für die Kleinkindbetreuung beginnen, um weitere Plätze anbieten zu können. Auch herrsche in den Einrichtungen kein Personalmangel wie etwa in den Ballungszentren. „Wir sind voll besetzt“, sagte Grimm. Eine gewisse Vorreiterrolle spiele die Gemeinde beim Thema Erneuerbare Energien und Klimawandel. Durch die sanierte und erweiterte Kläranlage mit PV-Anlage und Blockheizkraftwerk mit Faulgas erzeuge man einen höheren Anteil an Strom aus Erneuerbaren Energien.
Er sehe auch ein, dass Windräder Einschnitte in den Wald und die Natur bedeuteten, „aber der Klimawandel schneidet viel tiefer. Er vernichtet viel mehr Bäume, rottet viel mehr Arten aus.“ Ein wichtiges Zukunftsprojekt, für das man auf die Pachteinnahmen aus der Windkraft angewiesen sei, sei die Umsiedlung des Feuerwehrhauses. Ein großes Projekt in naher Zukunft werde die Umstrukturierung des Krankenhauses sein. Hier wolle man in den nächsten Wochen die Genossenschaft gründen, die dann das Medizinische Versorgungszentrum betreibe.
In Grimms Rede wurde deutlich: 2025 wird kein einfaches Jahr für die Gemeinde Hardheim – wie für viele andere Kommunen auch nicht. Doch man muss das beste daraus machen. „Das Glas ist halb voll und nicht halb leer“, verdeutlichte Grimm. Gemeinsam müsse man die Ärmel hochkrempeln und „ranklotzen“.
Über die Herausforderungen für Kreise und Kommunen sprach Landrat Dr. Achim Brötel. „Unsere Kreisfinanzen sind im freien Fall“, betonte er. Aufgrund der klammen Kassen müsse man künftig zwangsläufig priorisieren. „Dazu gehört für mich zuallererst die Frage, was uns eine flächendeckende Gesundheitsversorgung der Menschen eigentlich wert ist.“ Es wäre wichtig, die Unterstützung von der Politik zu erhalten. Diese könne man genauso einfordern, wie die Menschen in den großen Städten. Er betonte: „So lange es allein in Stuttgart 29 Krankenhäuser gibt, lassen wir uns jedenfalls kein weiteres wegnehmen. Die entscheidenden Hausaufgaben sind deshalb an ganz anderen Stellen zu machen.
Brötel und auch die Bundestagsabgeordnete Nina Warken bedankten sich bei den mit den Bürgermedaillen ausgezeichneten Personen. „Das ist es, was unsere Gesellschaft letztlich in ihrem Innersten zusammenhält“, sagte der Landrat.
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