Deutsches Rotes Kreuz

Hardheim: Zukunft der Altkleider ungewiss

Dem Ortsverein Hardheim ist der Abnehmer für Alttextilien weggebrochen, die Suche nach einer neuen Firma gestaltet sich als sehr schwierig. Warum die Lage auf dem Markt so schlecht ist.

Von 
Maren Greß
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Noch können in Hardheim beim DRK-Ortsverein Altkleider abgegeben werden. Wie lange noch, ist unklar. In Schweinberg musste schon ein Container abgebaut werden, nachdem dem Ortsverein die Firma weggebrochen ist, die die Textilien abnimmt. © Maren Greß

Hardheim. „Ich bin noch etwas planlos.“ Man merkt Tim Stolzenberger auch durch das Telefon an, dass er derzeit einfach nicht mehr weiß, wie es weitergehen soll. Der Vorsitzende des DRK-Ortsvereins Hardheim hat am Wochenende eine Kurzmeldung verschickt: Die Altkleidersammlung muss ausfallen, ebenso wird der Altkleidercontainer in Schweinberg abgebaut (wir berichteten). „Uns ist der Abnehmer weggefallen, der die Alttextilien abgeholt hat“, erklärt Stolzenberger im FN-Gespräch. Und die Suche nach einer neuen Firma gestaltet sich als sehr schwierig.

Über die Feiertage und zwischen den Jahren hing der Ortsvereinsvorsitzende am Telefon und schrieb eine E-Mail nach der anderen – bisher ohne Erfolg. Die Absage der für den 18. Januar geplanten Sammlung war da nur die logische Konsequenz. Denn wohin mit den Altkleidern, wenn es keinen Abnehmer gibt? „Wir können die Textilien nicht bei uns einlagern“, sagt Stolzenberger. Bisher habe das Unternehmen den Container abgeholt und einen neuen hingestellt, sobald dieser voll war. Und wenn man die Altkleider zwischenlagere, bestehe die Gefahr, dass sie früher oder später zu Müll werden und teuer entsorgt werden müssen.

Fehlende Abnehmer für Alttextilien sind ein bundesweites Problem

Mit dem Problem der fehlenden Abnehmer für Altkleider hat nicht nur der DRK-Ortsverein Hardheim zu kämpfen. „Das ist ein bundesweites Problem“, sagt Steffen Horvath, Kreisgeschäftsführer des DRK-Kreisverbands Buchen. Die gestiegenen Transportkosten seien ein Grund, warum Unternehmen keine Altkleider mehr annehmen. Ein großer Abnehmer sei in den vergangenen Jahren die Autoindustrie gewesen, die die Textilien verarbeitete. „Und diese Branche hat es derzeit auch sehr schwer“, sagt Horvath. Man stehe vor der großen Herausforderung, dass die Spenden erfreulicherweise immer mehr werden, die Abnehmer aber immer weniger. Die Secondhand-Boutique „Lieblingsstücke“ des DRK-Kreisverbands könne nur einen Bruchteil von der Kleidung abnehmen, die täglich abgegeben werde. Der Kreisverband habe derzeit noch das Glück, dass man einen langjährigen Partner als Abnehmer an der Seite habe. „Wir können froh sein, dass überhaupt noch abgeholt wird“, betont Horvath. Es könne aber auch jederzeit passieren, dass der Abnehmer von jetzt auf nachher abspringe. Einige Firmen in der Branche hätten sogar schon Insolvenz anmelden müssen.

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Und was passiert, wenn es irgendwann nicht mehr genügend Abnehmer für die Altkleider gibt? Die Textilien landen im Müll – dort dürfen sie seit Januar aber eigentlich nicht mehr hin. Denn laut EU-Richtlinie müssen gebrauchte Hosen, Hemden und Co. seit Jahreswechsel in den entsprechenden Sammelcontainern entsorgt werden. „Da sehe ich eine Kontroverse, denn wenn es keine Sammlungen oder Container mehr gibt, werden die Leute ihre Altkleider entweder im Müll oder illegal entsorgen“, befürchtet Steffen Horvath. Bisher wurden Alttextilien, die in den Restmüll geworfen wurden – wie der übrige Müll auch – energetisch verwertet, also verbrannt.

DRK-Kreisverband Buchen ist im Gespräch mit der AWN

Für die nächsten Wochen sei laut dem DRK-Kreisgeschäftsführer ein gemeinsames Gespräch mit der Abfallwirtschaftsgesellschaft des Neckar-Odenwald-Kreises (AWN) geplant. „Da wollen wir uns Gedanken machen, wie wir im Worst-Case-Szenario verfahren können“, sagt Horvath. Tim Stolzenberger und er sind sich in einer Sache einig: „Wir wollen der Bevölkerung wohnortnah anbieten können, Altkleider abzugeben, doch das wird eben immer schwieriger“, erklärt Horvath. Stolzenberger betont, dass es das Ziel des Hardheimer Ortsvereins sei, in Zukunft Sammlungen anzubieten, sofern man einen Abnehmer finde. So ganz hat der Vorsitzende die Hoffnung also noch nicht aufgegeben.

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