Hardheimer Verwaltungsausschuss tagte

Eine „tierische“ Tagesordnung

Gemeinde unterstützt den Tierschutzverein Buchen bei dem Streunerkatzen-Problem

Von 
Adrian Brosch
Lesedauer: 

Hardheim. Eine wahrhaftig „tierische“ Tagesordnung – von Katzen über Hunde bis hin zu (im übertragenen Sinne) der Kleintierzucht und der Wolfsgrubenhütte – hatte am Montag der Hardheimer Verwaltungsausschuss vor sich. Der Schwerpunkt lag indes auf den Streunerkatzen im Gemeindegebiet: „Hardheim ist ein Hotspot“, bekräftigten Kerstin Hermsdorf-Sauer und Anna Süssenbach, die als Vertreterinnen des Tierschutzvereins Buchen und Umgebung ein Bild der verheerenden Lage zeichneten.

Die beiden gestalteten nach kurzer Einführung durch Bürgermeister Stefan Grimm eine Präsentation, in der sie die Arbeit des 1949 gegründeten Tierschutzvereins und ihr Anliegen schilderten. Zunächst erläuterten sie den rechtlichen Unterschied zwischen Fundtieren und herrenlosen Tieren, um Letztere handele es sich bei den Streunerkatzen.

Die Rechtslage sei nicht eindeutig: Die Polizei verweise an das Ordnungsamt, das Ordnungsamt an den Tierschutzverein – und das Dallauer Tierheim habe längst einen Aufnahmestopp verhängt. Dabei werde das Problem nicht kleiner: So hatte der Tierschutzverein in den letzten drei Jahren 150 Einsätze in Hardheim, bei denen 35 Katzen in seine Obhut und damit ins Tierheim Dallau kamen; etwa 100 Katzen wurden kastriert und wieder ausgesetzt.

Mehr zum Thema

Bis Anfang Dezember zu sehen

Bad Mergentheim: Ausstellung zum Tierschutz in der Region

Veröffentlicht
Von
pm
Mehr erfahren
Spatenstich im Dainbacher Weg

Bad Mergentheim: Startschuss für Tierheim-Neubau

Veröffentlicht
Von
Sascha Bickel
Mehr erfahren

„Die tatsächliche Zahl geht ins Drei- bis Fünffache, wir können aber aufgrund fehlender Kapazitäten nicht alle Anfragen bearbeiten“, gab Anna Süssenbach zu bedenken. Die Lage spitze sich zu, dass Hardheim als „Hotspot“ für Katzenseuche anzusehen sei: Das Virus werde per Sekret übertragen und für Katzen wie Hunde gleichermaßen gefährlich.

Der Mensch sei nicht betroffen. Das packende Fallbeispiel galt acht Streunerkatzen aus Hardheim, die den Tierschutzverein in drei Monaten rund 2300 Euro kosteten, ehe sie bis auf zwei überlebende Tiere an Katzenseuche kläglich verendeten. „Es gibt in der Kerngemeinde weitere Risikogebiete, die sogar bestimmten Tierhaltern zugeordnet werden können, leider gestaltet sich die Zusammenarbeit als schwierig“, räumte Hermsdorf-Sauer ein.

Schutzimpfungen seien sehr effektiv, bedürfen aber regelmäßiger Auffrischungen – und die hohe Sterblichkeitsrate durch Katzenseuche löse das „Streunerproblem“ keinesfalls von selbst: „Die Krankheit verbreitet sich dann einfach weiter mit tragischen Folgen“, bemerkten die beiden und sprachen von einer „explosiven Situation“.

Population verringern

Ziel sei es, die Population durch Kastrationen zu verringern: Katzen können zweimal im Jahr jeweils fünf Junge bekommen, die sich nach einem guten Jahr in ähnlicher Höhe vermehren. Hier stünden auch Tierhalter in der Pflicht, die ihre Katzen kastrieren lassen sollten, angesichts hoher Tierarztkosten sei dies oft eine Gratwanderung.

Bürgermeister Grimm zeigte Verständnis für die Thematik und die damit einhergehenden Sorgen. „Wir können aber als Gemeinde schon viele andere Verpflichtungen nicht komplett erfüllen“, gab er zu bedenken. Man müsse aber „das Augenmerk auf die Population richten“.

Dieter Elbert bemängelte die unklare Rechtslage: „In einem Rechtsstaat wie Deutschland kann es nicht sein, dass die Polizei abwinkt und niemand einschreitet“, betonte er. Letztlich wurde einstimmig beschlossen, für 2023 einen einmaligen Betrag von 4000 Euro für Kastrationen, Immunisierungen und Versorgungen von Fundkatzen an den Tierschutzverein zu zahlen und für 2024 weitere 200 Euro pro Monat zu überweisen. Ebenso einigte man sich auf einen engen und fortlaufenden Austausch. „Wir müssen in einem Jahr eine Bestandsaufnahme pflegen“, so Bürgermeister Grimm.

Von der Katze kam man auf den Hund – besser gesagt zur Hundesteuer: Nachdem wiederkehrend Anträge auf Befreiung von Jagd- und Nachsuchenhunden eingegangen waren, möchte die Verwaltung eine klare Linie ziehen.

Kämmerer Bernd Schretzmann verwies auf die Mustersatzung des Gemeindetags, die man gern 1:1 übernehmen würde: Getreu dieser liegt der Steuersatz für den Ersthund bei aktuell 70 Euro pro Jahr. „Wir wissen sonst nicht, wo wir anfangen und aufhören“, hielt Bürgermeister Grimm fest. Man plane einzig, Epileptiker- und Diabetikerhunde zu befreien. Bei einer Gegenstimme und einer Enthaltung sprach sich das Gremium für die Mustersatzung und gegen die Steuerbefreiung von Nachsuchenhunden aus.

Hüttenordnung geändert

Ein Verwandter des Hundes – der Wolf – gab einer wohlbekannten Hütte seinen Namen, die als Nächstes auf der Agenda stand: Die Hüttenordnung der Wolfsgrubenhütte wurde marginal verändert. „Damit wird auf die Unsitte reagiert, dass oftmals die Grillstelle angemietet und im Nachgang Kostenfreiheit beantragt wird, wenn man sie doch nicht nutzte“, informierte Kämmerer Schretzmann.

Künftig sei die Rückerstattung von Nutzungsentgelten nicht mehr möglich. In diesem Sinne wurde man darauf aufmerksam, dass die Sanitäranlagen oftmals benötigt werden, aber nicht gesondert abgerechnet werden. Einstimmig votierte man für eine nunmehr fällige Gesamtmiete von 80 Euro für die Nutzung von Grill- und Feuerstelle, Toilettennutzung sowie Übergabe an den Hüttenwart.

Nun wurden die Tiere immer kleiner, im übertragenen Sinne, während das Grundthema weiterhin Versammlungsstätten blieben: Nachdem sich der Kleintierzuchtverein C907 Hardheim im Sommer 2022 aufgelöst hatte, ging das 1984 erbaute Kleintierzüchterheim an der Querspange in den Besitz der Gemeinde über. Nachdem der Gemeinderat noch keinen Beschluss zur Weiternutzung fasste, werde das Gebäude wie bisher für Feierlichkeiten vermietet.

„Es wird gut frequentiert, so dass das Angebot aufrechterhalten wird“, ließ Bernd Schretzmann wissen. Das jedoch bedinge rechtliche Sicherheit: Dem Gremium wurde eine Benutzerordnung präsentiert, die als Grundlage zur weiten Vermietung fungiert.

Laut dieser kostet die Überlassung des Schankraums mit Theke 130 Euro; der Nebenraum könne zusätzlich für weitere 60 Euro angemietet werden. Strom werde mit 45 Cent pro Kilowattstunde abgerechnet.

„Gute Alternative“

„Die Hüttenordnung gibt Rechtssicherheit“, begründete Bürgermeister Grimm. Klaus Kreßners Einwand, „keine Konkurrenz zur Wolfsgrubenhütte zu schaffen“, begegnete Peter Bienert mit einer anderen Ansicht. „Das Heim ist eine gute Alternative zur Wolfsgrubenhütte in anderer Lage und Größenordnung“, betonte er.

Neben dem Beschluss mit einer Gegenstimme erging der Aufruf an die Vereine, sich bei Interesse auf dem Rathaus zu melden. „Ziel ist die Übergabe an das Gemeinwohl, etwa als Vereinsstätte“, hielt der Rathauschef abschließend fest.

Copyright © 2025 Fränkische Nachrichten

VG WORT Zählmarke