Pabrade/Hardheim. Es ist kalt im litauischen Wald nahe der belarussischen Grenze, und es ist matschig. Doch diese Widrigkeiten halten Stefan Grimm nicht davon ab, den Soldaten, die dort seit sechs Tagen lagern und ausharren, einen Besuch abzustatten. Es sind aber nicht nur die Soldaten, vom heimischen Panzerbataillon 363, die den Hardheimer Bürgermeister interessieren; vielmehr schaut er nach all den angeschlossenen Einheiten wie Grenadieren und Pionieren. All diese Soldaten-Gruppen agieren da im Wald zusammen.
Grimm zeigt großes Interesse. Er stellt viele Fragen, legt die Schutzweste „SK4“ an und merkt spätestens ab diesem Zeitpunkt: Der Dienst hier an der Nato-Ostflanke kann ganz schön belastend sein. Doch das ist längst nicht alles. Der 46-Jährige bückt sich in die „Dackelgaragen“, die den Soldaten zur Übernachtung in der Wildnis dienen. Er lässt sich Waffen zeigen und erklären, steigt in den Leopard 2 und schlägt letztlich auch die Einladung nicht aus, einmal mit einem Panzer mitfahren zu dürfen. Gut, es ist zwar kein Leopard aus Hardheim, sondern ein Marder, der Grenadiere transportiert; aber sei es drum. Auch deshalb freuen sich Soldaten anderer Standorte über das Interesse Grimms. Man hört: „Unser Bürgermeister war noch nicht da, und der kommt vermutlich auch nicht.“
Nachdenkliche Worte
Stefan Grimm sagt immer und immer wieder „danke“. Warum ist das so? „Die Soldatinnen und Soldaten machen es alle für uns und unsere Sicherheit. Da kann man ihnen nicht genug dafür danken, zumal das in der Zivilgesellschaft oftmals auf der Strecke bleibt.“ Im Gespräch mit den Fränkischen Nachrichten nach dem Besuch im „Verfügungsraum“, wie es militärisch korrekt heißt, ist das Gemeindeoberhaupt beeindruckt: „Es sind sehr einfache Umstände, in denen die Soldatinnen und Soldaten hier ihren Dienst für das Nato-Bündnis und damit auch für Deutschland leisten. Trotzdem sind sie zufrieden.“
Und er schlägt auch Worte an, die zum Nachdenken anregen: „Der Besuch hier zeigt mir, wie gut es uns doch in Deutschland geht und ich fände es gut, wenn möglichst viele Menschen einen Einblick hierher haben könnten, um das Leben in Deutschland wieder mehr wertzuschätzen. Die Damen und Herren hier machen einen prima Job.“
Bei all dem Rundumblick gilt sein spezielles Augenmerkt freilich den Soldaten des Hardheimer Panzerbataillons 363: „Wir sind in Hardheim stolz auf unsere Soldaten. In ganz Deutschland hat man das Thema rund um den Leopard 2 mitbekommen. Es gab Zeiten, da hätten Regierungspolitiker gerne Blümchen auf die Panzer gemalt. Das hätte nicht genug abgeschreckt. Jetzt hat eine Zeitenwende stattgefunden und die Leoparden müssen wieder zeigen, was sie theoretisch könnten. Wir in Hardheim mit unserer Kaserne stehen da ein wenig im Mittelpunkt. Wir sind stolz darauf, dass wir mit etwa 300 Mann das größte deutsche Kontingent des aktuellen Einsatzes stellen und Oberstleutnant Kirchner hier knapp 1600 Mann führt.“
Bilder aus dem Kindergarten
Einen ganz besonderen Wunsch hat Bürgermeister Stefan Grimm aus Pabrade mitgenommen: Die Hardheimer würden sich über Carepakete freuen – vielleicht zu Weihnachten: „Das ist eine schöne Idee, die werde ich nicht vergessen und ich werde schauen, was sich da logistisch machen lässt.“ Aber Grimm war auch nicht mit leeren Händen nach Litauen gereist. Er erzählt: „Ich habe den Soldaten ein paar Bilder aus dem Kindergarten überreicht. Vielleicht geben die ein wenig Wärme, wenn es jetzt kälter wird.“ Und es wird kalt. Bei Grimms Besuch fielen die ersten Schneeflocken.
Ein exklusives FN-Video zum Besuch des Übungsgeländes im litauischen Pabrade finden Sie hier.
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