Pabrade/Hardheim. Der Angriff eines Feindes muss zunächst gestoppt und dann zum Gegenschlag ausgeholt werden. Mittendrin statt nur dabei sind Soldaten des Panzerbataillons 363 aus Hardheim mit ihren Leopard-Panzern. Sie sind die Waffe, die letztlich den Gegenschlag anführt.
Zwar nicht mittendrin, aber ganz nah dabei ist auch Stefan Grimm. Der Hardheimer Bürgermeister ist am Donnerstag und Freitag in Litauen, um die Hardheimer Soldaten zu besuchen (wir berichteten bereits online). Die beiden deutschen Generäle Ruprecht von Butler und Andreas Kühn sind ebenso vor Ort wie der litauische Verteidigungsminister Arvydas Anuauskas. „Die Übung ist erfolgreich verlaufen“, resümiert Oberstleutnant Andreas Kirchner. Der Kommandeur des Panzerbataillons 363 in Hardheim ist beim Einsatz in Litauen Kommandeur der gesamten internationalen Einheit, bestehend aus knapp 1600 Soldatinnen und Soldaten.
„Iron Wolf“ ist als multinationale Militärübung der Höhepunkt aller im litauischen Rukla stationierten Einheiten der Nationen Deutschland, Niederlande, Belgien, Tschechische Republik, Norwegen und Luxemburg. Eine gute Woche lang proben die Soldaten auf dem Truppenübungsplatz Pabrade, nur etwa 15 Kilometer entfernt von der Grenze zu Belarus, den Ernstfall.
Sprechen mit den Soldaten
„Es ist eine komplett andere Welt ,hier draußen’. Die Soldaten leben hier unter recht einfachen Bedingungen. Hier wird deutlich, wie gut es uns in Deutschland geht“, sagt Bürgermeister Stefan Grimm den FN, die ihn in Litauen begleiten. Er unterhält sich nicht nur mit den Generälen und Oberstleutnant Kirchner, sondern auch viel mit den „normalen“ Soldaten. Die, das kann man den Antworten entnehmen und einigen Gesichtern deutlich ansehen, freuen sich, dass „ihr“ Bürgermeister den Weg nach Litauen auf sich genommen hat, um sich über ihre Arbeit zu informieren. Über das, was Stefan Grimm sonst noch so alles erlebt hat, werden wir separat in unserer Print-Ausgabe vom nächsten Montag berichten.
Auf dem knapp 100 Kilometer langen Weg von der Kaserne in Rukla nach Pabrade offenbart sich dem Besucher des Landes ein Grund dafür, warum sich die deutschen Soldaten hier doch recht heimisch und nicht fremd fühlen: Landschaftlich sieht es ein bisschen aus wie in Hardheim und Umgebung: Die Hügel sind zwar etwas kleiner, aber viele Felder und Wiesen sowie ein vom Herbst gelb-orange verfärbter Laub- und Nadelbaum-Wald prägen die Landschaft. Es wirkt hier nicht fremdländisch, wie beispielsweise für einen Soldaten, der in Afghanistan oder Mali Dienst tut. Es mutet alles auch deutlich mitteleuropäischer an als man es zunächst denken könnte; schließlich befinden sich die Truppen der „eFP Battlegroup“ (so heißt das Truppenkontingent hier offiziell) mitten auf dem Terrain der ehemaligen Sowjetunion. Doch an die einstige UdSSR erinnern hier nur noch ein paar alte Plattenbauten in den Außenbezirken von Vilnius. Zwar sieht man auf dem Land auch immer wieder alte Holzhäuser, doch zeigen sich ebenso viele moderne Neubauten dem Betrachter in voller Pracht.
Ganz so anmutig geht es etwas später bei der Demonstrationsübung nicht zu. Feuerballons steigen auf, der Boden wackelt bei Detonationen, immer wieder hört man Maschinengewehrfeuer. Der gewaltige weiße Nebel, der dem Feind die Sicht nehmen soll, verhindert es fast, dass man die ersten Schneeflocken erkennt, die sanft über dem Truppenübungsplatz niederrieseln. Es ist kalt geworden in Litauen – aber der nahende Winter ist schon spät dran, wie die Litauer erzählen.
Diese Übung findet freilich nur mit „Platzpatronen“ statt. Sie geht, wie schon erwähnt, nur rund 15 Kilometer entfernt von der Grenze zu Belarus vonstatten und soll auch als Abschreckung für russische und weißrussische Truppen gelten. Eine direkte Bedrohung spüren die Soldaten nicht, allerdings sind sie in Pabrade in ihrer Kommunikation eingeschränkt. Die Handys sind aus, oder zumindest die mobilen Daten deaktiviert. Es ist bekannt, dass digitale Nachrichten von Russland oder Belarus schon abgefangen und Gespräche abgehört wurden. Diese Tatsache schärft allerdings bei den Soldaten, egal welcher Nation, die Sinne für die Ernsthaftigkeit ihres Einsatzes, der darin besteht, das Nato-Bündnis an der seiner Ostflanke zu schützen.
Es werden in den nächsten Tagen weitere Berichte über die Hardheimer Soldaten von ihrem Einsatz in Litauen folgen.
Info: Sehen sie hierzu auch ein Video auf dem YouTube-Kanal der FN.
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