Grünsfeld. Noch heißt es sich gedulden. Zwar steht Weihnachten bevor, doch die Zeit bis zum Fest kann dem, der es voller Sehnsucht erwartet, recht lang werden. Da helfen Veranstaltungen, die die Zeit verkürzen und die Vorfreude steigern, wie das vom Kulturverein organisierte Kirchenkonzert am dritten Adventssonntag in der Stadtpfarrkirche St. Peter und Paul. Die abwechslungsreichen Darbietungen der fast 100 Akteure stellten eine vorweihnachtliche Bescherung dar.
Klassische Festmusik eröffnete das Adventskonzert. Heiter-strahlende Trompetenklänge trafen auf den prachtvollen Klang der Orgel bei Telemanns „Konzertsonate D-Dur“. Andrea Müller-Köhler (Orgel) und Steffen Beetz (Trompete) harmonierten prächtig. Das „Allegro spirituoso“ und „Largo“ brachten die gesanglichen Möglichkeiten des Soloinstruments eindrucksvoll zur Geltung.
Einen starken Auftritt hatte der musikalische Nachwuchs. Verschiedene Ensembles der Schule für Musik und Tanz im Mittleren Taubertal bezauberten mit ihren Darbietungen. Die Blockflötengruppe mit Katharina Kilb, Thea Hehn, Tana Hehn, Colin Genau und Hanna Stephan trug unter der Leitung von Tina Zaß immer wieder gern gehörte Ohrwürmer wie „Tragt in die Welt nun ein Licht“ oder „Morgen kommt der Weihnachtsmann“ vor. Die Nachwuchsmusiker im Alter von sechs bis acht Jahren gehörten zu den jüngsten Akteuren des Abends.
Mit Ziva Oertel, Emma Frank (beide Violine), Juliane Stang, Emma Hossfeld (beide Flöte) sowie Nele Hartmann (Klavier) bilden schon recht virtuose Jungmusikerinnen das Kammermusikensemble. Das Quintett lieferte mit Leonhard von Calls „Allegro“ den eindrucksvollen Beweis seines Könnens.
In der Weihnachtslieder-Hitparade belegen „Jingle Bell Rock“, „Winter Wonderland“ und „Let it snow“ die vordersten Plätze. Priska Feuerstein und Emma Stoy bezauberten als Flötenduo, unterstützt von Stefanie Helmer am Klavier, das Publikum. Als Querflötentrio überzeugten die drei mit Arcangelo Corellis „Pastorale“ aus dem „Concerto grosso“.
Erwartungsvoll blickten die „Grünbachtaler“ auf die Geburt des Gottessohnes. Unter der Leitung von Regina Markert und Roswitha Ehrmann intonierten sie volkstümliche Lieder wie Paul Villigers alpenländische Weise „Als Maria übers Gebirge ging“ oder „Aus einer schönen Rose“ des oberbayerischen Volksliedsammlers Erich Sepp.
Andrea Müller-Köhler war an diesem Abend im Dauereinsatz. Die Organistin zeichnete zugleich für zwei Chöre verantwortlich. Neben dem Kirchenchor war das auch der Singkreis. Der Advent ist eine Zeit der Vorbereitung auf das Kommen des Herrn. Daran erinnerte der Kirchenchor mit Paul Gerhardts Barock-Lied „Wie soll ich dich empfangen?“ im Satz von Friedrich Silcher. In der Geburt Christi, so die hoffnungsvolle Botschaft, zeigt sich Gottes bedingungslose Zuwendung an die Menschen. Zuversicht, die dem Glauben entspringt, verströmte auch das Lied „Gott hat mir längst einen Engel gesandt“.
Gott ist größer: Diese Erkenntnis vermittelte der Singkreis mit Eugen Eckerts „Wäre Gesanges voll unser Mund“. Die Variation eines hebräischen Gebetes rief dazu auf, das Staunen vor dem Höchsten nicht zu verlernen. Ein musikalisches Gebet war auch Dietmar Fischenichs „Der dich behütet, schläft und schlummert nicht“. An der Blockflöte begleitete Tina Zaß. Zum stimmgewaltigen Gemeinschaftschor vereinten sich Singkreis und Kirchenchor, um mit Markus Pytliks versifiziertem Bibeltext „Wenn ich alle Sprachen dieser Welt“ das Hohelied der Liebe anzustimmen.
Ein Adventskonzert in der Stadtpfarrkirche ist ohne Musikkapelle nicht denkbar. Unter der Leitung von Thomas Mohr demonstrierte das erstaunlich junge Ensemble eine bemerkenswerte Vielseitigkeit. Als beeindruckender Klangkörper präsentierte die Kapelle sich gleich zu Beginn mit Armin Koflers „Schmelzenden Riesen“. Die Komposition des Südtirolers war ein beindruckendes musikalisches Naturbild im Breitwandformat, das sich der erhabenen Schönheit und Fragilität der Gletscherwelt widmete.
Adventsstimmung verbreitete Guido Rennerts gleichnamiges Medley mit Liedern wie „Es ist ein Ros’ entsprungen“ und „O du fröhliche“. Zum Nachdenken regte John Lennons „Happy Xmas“ an. Als Reaktion auf den Vietnamkrieg geschrieben, drückt es die Hoffnung auf Frieden in der Welt aus. Angesichts zahlreicher Kriege, Krisen und Konflikte ein brandaktuelles Lied.
„Im Advent gilt es, dem Herrn den Weg zu bereiten“, erklärte Pfarrer Oliver Störr. In seinem geistlichen Impuls erzählte er Karl Heinrich Waggerls Geschichte, wie Ochs und Esel in die Krippe kamen. An ihnen könne man sich ein Beispiel nehmen, meinte Störr. Die beiden zeichnen seinen Angaben zufolge „Demut“ und „Geduld“ aus, zwei Eigenschaften, die in der heutigen Zeit größere Wertschätzung erfahren sollten.
Nach dem geistlichen Segen vereinigten Akteure und Publikum sich zum großen Finale, um ein traditionelles Lied der Adventszeit anzustimmen: „Tochter Zion“. Die darin zum Ausdruck gebrachte Vorfreude ging auf alle Beteiligten über. Weihnachten kann kommen.
Mit dem Erlös der Veranstaltung wollen die Verantwortlichen die Stadt Grünsfeld darin unterstützen, einen neuen Bürgerbus zu finanzieren.
Von einer „sinnvollen Investition, die dem Wohl der Gemeinschaft dient“, sprach Alfred Beetz, der stellvertretende Vorsitzende des Kulturvereins. feu
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