Grünsfeld. „Die Firma Bohlender ist eines unserer Vorzeigeunternehmen – familiengeführt, innovativ, zukunftsorientiert, erfolgreich und als Teil des Mittelstands auch Rückgrat unserer Wirtschaft. Die brauchen wir!“, meinte Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut, die baden-württembergische Ministerin für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus, nach dem Unternehmensbesuch im Industriepark ob der Tauber in Grünsfeld.
Auf Initiative der Jungen Union und insbesondere des örtlichen Vorsitzenden Marco Hess war die Ministerin nach Grünsfeld gekommen und hatte sich von Geschäftsführer Volker Bohlender das Unternehmen zeigen lassen. Die Firma mit 70 Mitarbeitenden entwickelt, konstruiert und produziert aus verschiedenen „Hochleistungskunststoffen“ professionellen Laborbedarf.
Im Mittelpunkt der Gespräche während des Besuchs, zu dem auch Landrat Christoph Schauder, Landtagsvizepräsident Professor Dr. Wolfgang Reinhart und die Bundestagsabgeordnete Nina Warken gekommen waren, stand das Thema „PFAS-Verbot“. PFAS ist eine Abkürzung für per- und polyfluorierte Chemikalien. Diese Stoffgruppe umfasst schätzungsweise mehr als 10 000 verschiedene Stoffe, die in vielen verschiedenen Produkten – von Pfannen bis Kosmetika – zum Einsatz kommen. In der Europäischen Union (EU) wird über ein PFAS-Verbot diskutiert, welches Unternehmen wie Bohlender stark umtreibt und treffen würde.
„Durch den Entwurf der EU zu PFAS-Chemikalien kommen viele Fragen auf“, weiß auch die Ministerin und pflichtete dem Geschäftsführer bei seinen Ausführungen bei. „Ich setze mich seit längerer Zeit auf EU- und auf Bundesebene dafür ein, dass es hierbei eine differenzierte Betrachtungsweise geben muss und kein pauschales Verbot. Wir brauchen diese Art an Chemikalien für Produkte, wie sie die Firma Bohlender produziert, aber ebenso für die Arbeit intensiv forschender Unternehmen. Das Verbot würde dabei auch die Medizintechnik betreffen, zum Beispiel die Herstellung von Stents oder minimalinvasiver Instrumente.“ Würde eine solche Entscheidung auf Brüsseler Ebene getroffen werden, wäre das fatal, blickt sie voraus. „Ich mache mich weiterhin stark, dass wir dieses Thema sachlich diskutieren und fordere eine
Individuelle Lösungen
Auch wenn ein Teil der schwer abbaubaren Chemikalien verboten gehöre, erläuterte Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut, müsse man Ausnahmegenehmigungen prüfen, Verlängerungsfristen ermöglichen, eben den Einzelfall betrachten.
Auch Landtagsvizepräsident Professor Dr. Wolfgang Reinhart hatte sich in der Sache bereits bemüht und einen Abgeordnetenbrief an das für Europaangelegenheiten zuständige Staatsministerium Baden-Württemberg gesandt.
„Eine pauschale Beschränkung von 10 000 PFAS-Stoffen würde in der bislang vorgesehenen Regulierung die Abkehr vom ‘essential use‘–Prinzip bedeuten“, merkte ebenfalls Marco Hess an. „So erfüllen viele handelsübliche Fluorpolymere die OECD-Kriterien für fluoropolymers of low concern. Es handelt sich dabei um chemisch stabile, ungiftige Materialien, die keine signifikanten Auswirkungen auf die Umwelt und die menschliche Gesundheit haben, die aber beispielsweise ganz wesentliche medizintechnische Verfahren ermöglichen.“
Die Branche sehe bei einem Verbot umfangreiche negative Auswirkungen auf die Umsetzbarkeit des Green Deal, auf eine vollumfänglichen Patientenversorgung und die EU-weite Wettbewerbsfähigkeit der gesamten Wirtschaft.
Nach dem Besuch bei der Firma Bohlender veranstalteten Marco Hess und das Team der Jungen Union am Abend noch den „Unternehmertalk“ in der Weinbar Josef in Lauda, wo zahlreiche Unternehmerinnen und Unternehmern aus dem Stadtgebiet mit der Wirtschaftsministerin diskutierten.
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