Ausstellung

Impulsive Malweise

„LebensZeichen“ eröffnet

Von 
Thomas Hess
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Grünsfeld. Ein letztes Mal öffnet die Galerie Kirchner ihre Pforten zu einer Gedächtnisausstellung für ihren Namensgeber, den Galeristen Klaus Kirchner, der im vergangenen November plötzlich und unerwartet verstarb. Der ehemalige Kunsterzieher an der Riemenschneider Realschule und dem Schulzentrum am Wört in Tauberbischofsheim war selbst Künstler, Maler, doch hat er Zeit seines Lebens nie viel Aufhebens davon gemacht. Dass seine Talente über die eines kompetenten, engagierten und überregional gefragten Kunstvermittlers weit hinausreichten, davon kann man sich beim Studium der Auswahl an großformatigen Acryl- und Ölgemälden, die von seiner Witwe Ingrid Kirchner in Zusammenarbeit mit ihrer Schwester Monika postum zusammengestellt wurde, selbst ein Bild machen. Ergänzend sind auf der Ausstellung mit dem Titel „LebensZeichen“ auch einige Stein- und Metallplastiken des im April gestorbenen Bildhauers Willi Grimm aus Kleinrinderfeld zu sehen.

Die Einführungsrede auf der über Erwarten gut besuchten Vernissage hatte Gunter Schmidt vom Kunstverein Tauberbischofsheim übernommen. Schmidt ging auf die Persönlichkeit des Galeristen ein, dessen „früher Tod von vielen als Verlust empfunden wird“. Die Galerie sei für das Ehepaar Kirchner ein „vitaler Teil ihres Lebens“ gewesen. Über 25 Jahre mit bis zu sechs Ausstellungen seien die Räume zu einem beliebten kulturellen Treffpunkt geworden, der „weit über die regionalen Grenzen hinaus gewirkt hat“. „Die Kirchners hatten ein sehr gutes Gespür für gute und authentische Kunst von ganz verschiedener künstlerischer Handschrift“. In den Arbeiten Kirchners, „ausdrucksfähige und rätselhafte Gebilde“, sah Gunter Schmidt den Versuch, „die Ambivalenz zwischen Harmonie und Auseinandersetzung“ zu erkunden. An den Plastiken von Willi Grimm wies der Redner auf den „hochmodernen Umgang mit Material und Form“ hin. Dies bezieht sich vor allem auf die weit abstrahierte und reduzierte Formensprache in den Objekten, die sowohl in angedeuteter Weise die menschliche Figur zum Thema haben aber auch (in den Eisenplastiken) Quasi-Werkstücke miteinander kombinieren.

Organisches und Anorganisches, Abstraktes und Andeutungen von Gegenständlichem, findet sich gleichermaßen in Klaus Kirchners Gemälden, die zumeist Ende der 80er und Anfang der 90er Jahre entstanden sind. In ihrer subjektiven, impulsiven Malweise mag man Einflüsse des abstrakten Expressionismus oder der Malerei der „Neuen Wilden“ wiedererkennen. Sie zeigen eine andere Seite des zurückhaltenden, freundlich und sensibel auftretenden Galeristen.

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Neben den Bildern wurden von Ingrid und Monika Kirchner noch eine Anzahl von Leinwand-Rollen zusammengestellt, „Überraschungspakete“, die gegen eine Spende zu erwerben sind.

Die Ausstellung dauert bis einschließlich 16. Oktober. Geöffnet ist sie jeweils sonntags von 14 bis 16 Uhr und nach Vereinbarung. Der Erlös aus dem Verkauf der Bilderrollen ist für Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine und die Organisation „Ärzte ohne Grenzen“ bestimmt. Thomas Hess

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