Erster nennenswerter Ertrag

Grünsfelder Schauweinberg hing voller Tafeltrauben

Kindergartenkinder halfen tatkräftig bei der Lese mit

Von 
Matthias Ernst
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Fleißig packten die Kindergartenkinder bei der Traubenlese im Schauweinberg hinter der Zehnscheune in Grünsfeld mit an. © Matthias Ernst

Grümsfeld. Erstmals konnte man am Schauweinberg hinter der Zehntscheune eine nennenswerte Menge an Trauben ernten.

Der Weinberg war im Jahr 2019 auf Anregung von Karl-Heinz Schmidt von ehrenamtlichen Helfern angelegt worden und sollte zum Jubiläum 2020 – hier wollte Grünsfeld 700 Jahre Stadtrecht feiern – eigentlich ein Höhepunkt im Herbst werden. Doch sämtliche Feiern fielen wegen Corona aus und auch der Weinberg trug noch keine verzehrbaren Früchte, wie es sich damals Bürgermeister Joachim Markert gewünscht hatte. Doch nun war es soweit, die Weinstöcke hingen voll und riefen beinahe wie im Märchen von Frau Holle: Pflück mich. Das schienen die Kinder aus der Kindertagesstätte im Bildungscampus gehört zu haben, denn viele kamen nun zur Lese an den Schauweinberg mit kleinen Butten. Die hatte man extra angeschafft, später können sie auch als Sandspielzeug genutzt werden.

Die Tafeltrauben sind alle aus pilzresistenten Sorten bestehend, wie die Rotweinsorte Pinot Nova und die Weißweinsorten Muskat Bleu und Birsfelder Muskat. Sie sind alle wohlschmeckend und müssen nicht mit Spritzmitteln gegen Schädlinge gepflegt werden.

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„Wer hier vorbeikommt, kann sich jederzeit ein paar Trauben genießen, direkt vom Stock“, freute sich Bürgermeister Joachim Markert schon bei der Pflanzung durch den örtlichen Verein für Obstbau, Garten und Landschaft. Ökowinzer Michael Baumann aus Gerlachsheim hatte die Rebstöcke ausgesucht und die Stadt bei der Pflanzung beraten. Nun war er beim Rebschnitt und bei der Ernte natürlich auch zugegen, ebenso wie der ehemalige Kellermeister der Becksteiner Winzer Manfred Braun und auch Manfred Heller, der jahrelang bei einem örtlichen Getränkehersteller in verantwortlicher Position gearbeitet hatte.

Die Trauben waren gut geraten, und so fiel es den Kindern leicht, nicht nur zu naschen, sondern auch die ganze Ernte den Schauweinberg bis zur Winzerhütte hinaufzutragen, wo die Beeren dann in die Presse kamen. Die beiden „Manfreds“ erläuterten den Kindern genau, was sie taten und da wurden die Augen richtig groß bei den Nachwuchswinzern. Sehr wissbegierig standen sie um die kleine Presse herum und beobachteten, wie langsam der Traubensaft aus den Beeren herausgepresst wurde. Gleich machten sie sich auf die Suche nach weiteren Trauben und ermunterten auch den Bürgermeister, doch genauer zu suchen, ob sich unter einem Blatt nicht vielleicht doch noch eine Traube versteckt haben könnte. Und tatsächlich, es wurden noch ein paar Trauben gefunden, die in einem weiteren Pressvorgang zu Saft verarbeitet werden konnten. Dieser Saft kam dann über einen Filter in ein kleines Kunststoffass und sollte den Kindern am nächsten Tag als frischer Traubensaft in der Frühstückspause zeigen, wie wohlschmeckend Trauben sein können. Darauf freuten sich schon alle sehr, bevor sie zurück in die Kindertagesstätte gingen und daheim von ihren großen Erlebnissen berichten konnten.

Der Schauweinberg hinter der Zehntscheune soll an die lange Weinbautradition in Grünsfeld erinnern. Viele Jahrhunderte belieferten die örtlichen Weinberge die Händler in Frankfurt, München oder Nürnberg. Das älteste Schriftstück mit der Erwähnung von Weinbau in Grünsfeld stammt aus dem Jahr 1116. Bis zum Einfall der Reblaus Ende des 19. Jahrhunderts waren Weine aus Grünsfeld und dem gesamten Taubertal sehr begehrt, weil sie ein wenig leichter waren, als ihre unterfränkischen Nachbarn.

Danach kam der Weinbau im Taubertal und auch in Grünsfeld fast zum Erliegen, in Grünsfeld selbst zeigen Bilder aus den 1920er Jahren nur noch geringe Flächen, ab denen Wein angebaut wird. Heute sind bis auf den Schauweinberg und einige Tafeltrauben an Privathäusern kein Trauben mehr zu finden. Schreitet der Klimawandel so fort, könnte sich das aber wieder ändern, denn Flächen für Weingärten wären dann mehrfach vorhanden.

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