Großrinderfeld. Die Gemeinde Großrinderfeld hat eine lange und wechselvolle Geschichte. Viele Herren und Herrschaften haben über die Gemeinde in den letzten Jahrhunderten regiert. Das lässt sich auch an den vielen Grenzsteinen erkennen, die einige Bürger in mühevoller Kleinarbeit in den letzten Jahren gefunden, katalogisiert und somit für die Nachwelt sichtbar gemacht haben.
Damit die folgenden Generationen auch wissen, wo sie die Kleindenkmale, denn um solche handelt es sich, finden können, haben die örtlichen sechs Wanderwarte an über 100 Stellen einen Sicherungspfahl angebracht, so dass man nicht mehr über sie stolpern kann, wenn man durch die Natur wandert. An besonders schönen Stellen sind zusätzlich Hinweistafeln angebracht worden, beispielsweise an den „Dreimärkern“, wo also drei Gemarkungen zusammentreffen, wie zwischen Großrinderfeld, Gerchsheim und Schönfeld oder zwischen Großrinderfeld, Paimar und Grünsfeldhausen.
Besondere Stellen
Zusätzlich sind auch Steine gefunden worden, die die alte Geleitstraße von Würzburg nach Tauberbischofsheim begrenzen. Auf ihr wurden früher die großen Kaufmannszüge von Nürnberg nach Frankfurt geführt. Diese besonderen Stellen sind mit erklärenden Tafeln versehen, auf denen der Weg nachgezeichnet wurde und auch Erklärungen verfasst wurden, damit der vorbeilaufende Wanderer weiß, wo er sich befindet, erläuterte Wanderwart Walter Kees nach Abschluss des Projektes.
Beim Auffinden der Gemarkungssteine, teilweise auch bei den Herrschaftssteinen, kam schnell die Frage auf, welche Bedeutung die Buchstabenkürzel auf den Steinen haben. So steht beispielsweise „CM“ für den Churstaat Mainz, während „CB“ oder „CBM“ für „Kloster Bronnbach“ steht. Weitere Kürzel sind „FL“ für Fürstentum Leiningen, „B“ für (Tauber)bischofsheim oder „GR“ für Großrinderfeld. Viele der Kleindenkmale waren im Forst versteckt und nur dank einer alten Karte konnten die Wanderwarte die Lage überhaupt rekonstruieren.
60 Prozent Förderung
Die Forschung machten sie ehrenamtlich, aber für die Umsetzung der Beschilderung stellte die Gemeinde Großrinderfeld einen Antrag auf Förderung aus dem Leader-Projekt. Bei Gesamtkosten von knapp 13 000 Euro waren etwa 10 000 förderfähig und wurden mit knapp 60 Prozent bezuschusst.
Dies sei zwar keine klassische Förderung für Leader, passt aber hervorragend in den Bereich Tourismus und Kultur, so der Vorsitzende der Leader Aktionsgemeinschaft Badisch-Franken, Alfred Beetz, bei der Überreichung der Leader-Plakette, die bei jedem Projekt sichtbar angebracht werden muss. Es sei wichtig, dass auch im ländlichen Raum Kultur gefördert wird, findet Beetz und traf mit dieser Aussage auf offene Ohren bei Bürgermeister Johannes Leibold.
Engagierte Bürger
„Es ist schön, wenn man engagierte Bürgerinnen und Bürger hat“, lobte der Rathaus-Chef besonders den Einsatz der Wanderwarte. Davon lebe eine Gemeinde wie Großrinderfeld, fuhr er fort. Er erinnerte an die Auftaktveranstaltung am Dreimärker zwischen Großrinderfeld, Gerchsheim und Ilmspan im Grundgraben. Schon damals hätte sich gezeigt, dass die Bürgerinnen und Bürger aktiv an der Entwicklung mitarbeiten wollen. Das damals versprochene Abschlussfest musste wegen Corona bisher allerdings ausfallen. Man will aber grundsätzlich daran festhalten, hatte Ilmspans Ortsvorsteher Hubert Kraus angekündigt.
Wie Walter Kees erläuterte, stammen die Texte größtenteils von Walter Lutz. Das Einfügen der Bilder und das Korrekturlesen übernahmen Kees und seine Frau, während die Gestaltung des Layouts in den Händen von Christoph Kraus lag. Umgesetzt wurde das Projekt von der örtlichen Firma Alex Folientechnik.
„Es gab schon viele positive Reaktionen“, berichtete Kees bei der Plakettenübergabe, denn Wanderer und Radfahrer sind mittlerweile sensibilisiert, wenn sie durch Großrinderfeld kommen, dass sie auf Geschichte stoßen.