Freudenberg. Das Projekt „Freudenberger Waldverbindung“ ist den Menschen der Kleinstadt und seiner Ortsteile eine Herzensangelegenheit. Die Idee dafür entstand durch eine umfangreiche Bürgerbeteiligung. Im Rahmen der Taubertäler Wandertage am Samstag wurde unter Führung von Revierförster Lars Kaller der erste der später sternförmig angeordneten Wanderwege von Boxtal zur geografischen Mitte der Gemeinde bei den Windenergieanlagen erwandert und eingeweiht.
Zielort der geografischen Mitte
Eingeweiht wurde auch die Schutzhütte „Weitsicht“ im Fichtenfeld, die als Zielort für die geografische Mitte dient. Für die Bewirtung sorgten Bürger und der Ortschaftsrat Boxtal mit regionalen Produkten.
Auf dem Weg zur Hütte gab es die besondere Chance, das Erdgeschoss einer Windenergieanlage von innen zu besichtigen. Die Führung übernahm der ehemalige Leiter des Freudenberger Bauhofs, Elektromeister Dieter Müssig. Er kontrolliert im Auftrag des Betreibers der Windräder regelmäßig die Anlagen auf Freudenberger Gemarkung.
Die besuchte Windenergieanlage zwei hat eine Leistung von 2,4 Megawatt, erzeugt Strom für etwa 12 000 Haushalte und spart 32 000 Tonnen CO2 pro Jahr ein, berichtete Müssig. Erstaunt waren viele Teilnehmer darüber, dass das Fundament innen hohl ist und einen Keller enthält. „Das Fundament ist an der schmalsten Stelle gerade einmal 1,5 Meter dick und hat einen Durchmesser von 21 Metern“, so Lars Kaller. Es bestehe aus 600 Kubikmetern Beton und 70 Tonnen Stahl. Zusammen mit der besonderen Haltekonstruktion hält es die rund 140 Meter hohe Anlage.
An der Schutzhütte sorgten dann der Musikverein Harmonie Boxtal und der Gesangverein Frohsinn Boxtal für Unterhaltung.
Ein Ort der Begegnung
Bürgermeister Roger Henning betonte, der Ort zwischen Freudenberg und seinen Ortsteilen symbolisiere das Miteinander, die Verbindung zwischen den Menschen, zwischen den Teilorten und gelte als Brückenschlag zwischen Jung und Alt. Henning ging weiter auf das Ziel des Projekts zur Bürgerbeteiligung ein, in dem die Idee der Waldverbindung entstand (wir berichteten). Die Hütte „Weitsicht“ werde auch zu einem Ort der Begegnung, an dem man zusammenkommen könne, „sei es, um bei gemeinsamen Wanderungen zu rasten, sich auszutauschen oder einfach die Natur zu genießen.“ Das Projekt zeige, die Vorschläge und Wünsche aus der Bürgerschaft würden ernst genommen und sorgsam in die Planung integriert. „Es zeigt uns auch, dass eine lebendige Gemeinschaft nicht durch einen Einzelnen, sondern durch das Zusammenwirken vieler zustande kommt.“ Der Name ‚Weitsicht‘ stehe zum einen für den weiten Blick über Landschaft und Wälder, zum anderen aber auch für Weitsicht, die man sich für das gemeinsame Zusammenleben wünsche. Auf ersteres musste man bei der Einweihung nebelbedingt leider verzichten. Henning dankte dem Geo-Naturpark Bergstraße-Odenwald sowie allen weiteren Beteiligten für die finanzielle und fachliche Unterstützung des beim Wanderwegeprojekt und dem Bau der Schutzhütte.
Elisabeth Huba-Mang, die als Mitarbeiterin des Familien-, Senioren- und Integrationsbüros (FSI) die ideengebende Bürgerbeteiligung (2020 bis 2021) betreute, ging auf die Entstehung der Idee ein. Großer Wunsch sei damals gewesen, etwas gemeinsam zu machen. Man habe festgestellt, der Wald ist das verbindende Element, die Ortsteile reihen sich wie eine Perlenkette an diesem entlang. Auch nach über 50 Jahren Eingemeindung habe jedes Dorf seine Eigenheiten und Traditionen. Die Hütte sei auch ein Ort sich gegenseitig kennenzulernen. Bis 2028 würden die weiteren Wanderwege zum Ort ausgeschildert.
Menschen zusammenbringen
Dr. Jutta Weber, Geschäftsführerin des Geo-Naturparks zeigte sich überwältigt von der Umsetzung des Projekts. Es sei angestoßen worden durch die Frage, wie man Menschen näher zusammen bringen könne. Die Hütte biete einen wettergeschützten Ort in der Mitte, der die Ortsteile verbinde. Entlang der sternförmig hin zur Hütte führenden Wanderwege werde es Informationsschilder zu den jeweiligen Ortschaften geben. „Jedes Jahr ein Dorf und jedes Jahr damit ein Teilprojekt“, beschrieb sie das weitere Vorgehen. Sie lobte die Beteiligung der Bürger auch bei der Erarbeitung der Hinweistafeln. Das fördere die Identifikation mit den Wegen.
Sie verwies auf die Agenda 2030, die die Vereinten Nationen 2015 vereinbart hatten. Sie setze Ziele für eine gesunde, gerechte und biologisch besser aufgestellte Welt. Auch vieles was es hier vor Ort gebe, habe mit diesen Zielen zu tun, sie erwähnte als Beispiel die Streuobstwiesen. Auf jeder Thementafel wiesen daher die passenden Zielsymbole der Agenda auf dieses große Ganze hin.
Der Geo-Naturpark sei auch UNESCO Global Geopark und damit dem gesamten Planeten und den Nachkommen verpflichtet. Dem Geo-Naturpark gehörten 102 Kommunen in drei Bundesländern an. Das Projekt in Freudenberg fördere man gern – auch in den kommenden vier Jahren. Es sei beispielhaft und soll in der Mitgliederversammlung des Geo-Naturparks vorgestellt werden.
Mit den Worten: „Ohne Ihr Engagement hier vor Ort, können wir nichts machen, nur zusammen sind wir stark“, sprach sie ihren Dank aus.
Einblick in die Sagenwelt
Zur Gemeinschaft an diesem besonderen Wandertag passte auch, dass das Boxtaler Lied gesungen wurde. Als besondere Überraschung gaben Marina und Bernhard Eckert gesanglich Einblicke in die Sagenwelt rund um Boxtal und den Wald unter anderem zur Sage der „Hohen Steine“. Anschließend wanderten alle zurück zum Ausgangspunkt nach Boxtal.
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